Mahnen bekommt trotz Sturmwarnung neue Kirchturmspitze

Löhne. Die Mahnener Kirche bekommt eine neue Turmspitze. Dachdecker einer Spezialfirma sind seit Donnerstag mit Vorarbeiten beschäftigt, hängen in Kletterseilen wie in der Takelage eines Segelschiffs und haben bereits eine größere Arbeitsplattform am Turm befestigt. Die Arbeiter haben Erfahrung mit spektakulären Arbeiten. 1995 halfen sie bereits Künstler Christo, den Berliner Reichstag zu verhüllen. In Löhne geht's allerdings um Reparaturarbeiten in schwindelerregender Höhe. Sturmtief "Friederike" hat vor zwei Jahren die Kirchenspitze beschädigt, die eine Weltkugel und ein Kreuz aus Kupferblech ziert. Die Spitze wurden durch den Sturm geknickt und musste vorsorglich abmontiert werden. Nächste Woche soll eine neue Weltkugel mit Kreuz auf der Turmspitze befestigt werden. Am Wochenende ist allerdings wieder ein Wintersturm angekündigt. Freitagmittag leuchtet der Himmel rings um den Mahnener Kirchturm noch dunkelblau. Die Wetterbedingungen für die Reparatur könnten nicht besser sein. Das kann sich aber schnell ändern. Vielleicht schon am Sonntag? Meteorologen haben die Ankunft des Wintersturmtiefs vorausgesagt. Orkanartige Böen könnten dann heftig an der Arbeitsplattform am Kirchturm rütteln. Sie ist mit einer Seilkonstruktion am Turm und im Boden befestigt. Die Seilkonstruktion hält Sturmböen stand, sagt die Firma Die hängende Plattform soll dem Sturm aber widerstehen können. "Die Konstruktion kann Windgeschwindigkeiten von 160 bis 170 Kilometern pro Stunde aushalten", sagt Dirk Neudenberger von der mit den Arbeiten betrauten Spezialfirma Seilkonzept aus Kassel. Die Firma beschäftigt Dachdecker, Zimmerleute und Handwerker, die zudem eine von der Berufsgenossenschaft zertifizierte Ausbildung als Industriekletterer nachweisen können. Seilkonzept ist nach Auskunft von Neudenberger eine der ersten Firmen gewesen, die das Industrieklettern in Westdeutschland etabliert hat. Eine Garantie dafür, dass die Vorarbeiten an der Mahnener Kirche das Sturmtief überstehen werden, gibt es allerdings nicht. "Das Gerüst ist nicht stabiler als das Kirchendach", sagt Neudenberger. Die kranzartige Arbeitsplattform hängt schließlich komplett im Kirchturm: "Wenn, dann weht das Gerüst mit dem Dach weg." Die neue Turmspitze mit Weltkugel und Kreuz liegt derzeit noch sicher im Keller des Gemeindehauses, direkt neben der alten Spitze. Pfarrer Eckhard Teismann zeigt die Kupferblechkonstruktion. Sie ist etwa so groß und schwer wie der Pfarrer selbst. Die Dachdecker müssen das Kupferblech allerdings nicht mit Muskelkraft in die Höhe wuchten. Die neue Turmspitze fährt auf einer motorisierten Schrägseilbahn vom Gemeindehaus bis zur Kirchturmspitze und wird dann in einen dreibeinigen Kran eingehängt, der auf der Arbeitsplattform steht. Der Kaiserstiel im Dachstuhl muss überprüft werden Vorher muss der Dachstuhl des Kirchturms aber noch saniert werden. Unterm Kupferdach besteht der Turm aus einer sehr schlanken Holzkonstruktion. Ein langer, senkrecht stehender Holzbalken gibt dem ganzen Stabilität. Die Dachdecker nennen diesen Balken "Kaiserstiel". Noch ist allerdings unklar, ob dieser Kaiserstiel womöglich morsch ist und ausgetauscht werden muss. Das sollen die Kletterer oben in den Seilen entscheiden. Der Gemeinde ist die schiefe Kirchturmspitze offenbar recht zügig nach dem letzten Wintersturm vor zwei Jahren aufgefallen. Pfarrer Eckhard Teismann vermutet, dass seine Frau Anke die schiefe Spitze als eine der ersten bemerkt hat. Weil Kreuz und Weltkugel aber drohten herabzufallen, bestellten Fachleute der Zimmerei Remmert einen Kran und demontierten die Turmspitze. Nach dem Sturmschaden drohte ein Versicherungsdrama Der Wiederaufbau ist jedoch nicht ganz so einfach. Er ist deutlich zeitaufwändiger und gestaltete sich beinahe als Versicherungsdrama. Die Gemeinde dachte zunächst darüber nach, den Turm komplett einzurüsten. "Doch das Gerüst hätte 50 bis 60.000 Euro gekostet", sagt Teismann. Die Versicherung bot aber nur eine Schadensbeteiligung von "rund 8.000 Euro" an. Also beauftragte das Presbyterium einen Gutachter, um die Kosten abzuschätzen. Der kannte wiederum die Arbeit der Kirchturm-Kletterer aus Kassel, die sich selbst "Turmkreuzfahrer" nennen und sich auf "seilbasierte Baudenkmalpflege" spezialisiert haben. Ihr Arbeitsschwerpunkt ist die Reparatur von Kirchendächern - ganz ohne Gerüst, Kran oder Hubschrauber-Einsatz. Die Gemeinde Gohfeld, so Teismann, rechnet nun mit Kosten von "etwa 15.000 Euro".

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