Löhne/Bad Oeynhausen

Torjäger-Duo aus Löhne über ihre Arminia-Vergangenheit und zu hohe Gehälter

Marc Rinnelt spielte in der Jugend gegen Özil und Schmelzer. Heute ist er Spielführer und Torjäger bei der TuRa Löhne. Mit seinem Bruder Marcel erzielt er Tore am laufenden Band.

Ein Prosit auf die interessante Fußball-Karriere: Marc (links) und Marcel Rinnelt von Fußball-Bezirksligist TuRa Löhne. | © Wolfgang Döbber

24.10.2019 | 24.10.2019, 20:00

Löhne/Bad Oeynhausen. Er ist so etwas wie der Robert Lewandowski für TuRa Löhne. Einer, der immer trifft, dessen Ausfall die Mannschaft aber genau so trifft. Mit 24 Toren aus nur 22 Spielen schloss er die vergangenen Saison in der Fußball-Bezirksliga ab, der TuRaner Trainer Cetin Cakar ist voll des Lobes über ihn. Es geht um Marc Rinnelt. Spielführer, Torjäger, Fixpunkt, Charakterkopf, seit 2018 auch Vater. Henry heißt der Filius. Der 30-jährige Angreifer, der erst beim SC Bad Salzuflen 2011 zum Stürmer wurde, weiß wo das Tor steht. Er bildet mit seinem Bruder Marcel Rinnelt, dem Lenker des TuRa-Spiels, ein kongeniales Duo in der Offensive. Die beiden sind bei TuRa Löhne zu echten Führungsspielern gereift.

Zum 1. Juli 2015 wechselten die Rinnelt-Brüder Marc und Marcel vom FC Bad Oeynhausen zu den TuRanern nach Löhne-Ort. Absolvierte Marc in der ersten Saison verletzungsbedingt nur eine Partie, startete er in der Saison darauf (2016/17) durch. Seitdem hat er 66 Tore für die Löhner in drei Spielzeiten erzielt, obwohl er nur einmal die komplette Saison absolvierte. Marc Rinnelt schießt Tore „am laufenden Band". Sein Bruder Marcel, Jahrgang 1993, ebenso 2015 zu den „Roten" nach Löhne gewechselt, steht ihm da kaum nach. Der exzellente Linksfuß erzielte seit 2015 insgesamt 34 Treffer für TuRa Löhne, viele davon waren sehenswerte Freistoß-Tore. So heißt es bei TuRa Löhne nicht „Es fallen Tore", sondern es „rinnelt" Tore.

Karriere im Gleichschritt

Die beiden Brüder erzählten gut gelaunt und entspannt von ihrer Karriere, ihren Toren, Trainern und den besonderen Momenten. Es ist eine Karriere im Seniorenbereich nahezu im Gleichschritt. Marc Rinnelt begann in der D-Jugend beim VfL Mennighüffen (bis zur C-Jugend dort) seinen fußballerischen Weg. Nach einem Jahr ging es zur C-Jugend von Arminia Bielefeld. Fünf Jahre blieb er dort, war mit Bruder Marcel auf der „Alm" Balljunge, als die Bielefelder mit Vatmir Vata und Artur Wichniarek noch erstklassig kickten.

Der zweifache Torschütze Marc Rinnelt dreht hier jubelnd nach dem 1:0 im Viertelfinale des Kreispokals gegen den SC Herford ab. - © Egon Bieber
Der zweifache Torschütze Marc Rinnelt dreht hier jubelnd nach dem 1:0 im Viertelfinale des Kreispokals gegen den SC Herford ab. | © Egon Bieber

Dort lernte Marc Rinnelt bei seinem ersten Trainer Sebastian Scherer so viel über Taktik und Technik, dass er heute noch von Scherer schwärmt: „Ein toller Trainer. Bei ihm habe ich am meisten gelernt." Dort auf der „Alm" kickte Marc Rinnelt mit den A-Junioren in der Bundesliga West unter anderem gegen Mesut Özil (FC Schalke 04), Marcel Schmelzer (BVB Borussia Dortmund) oder Marco Marin (Borussia Mönchengladbach). Das waren packende Duelle für den damals 17-Jährigen, der sich schmunzelnd erinnert: „Den Schmelzer habe ich vernascht."

Beim SC Herford gelandet

Nach einer weiteren Station bei den A-Junioren des VfL Osnabrück (in der Bundesliga Nord; da ging es früh morgens los zu den Spielen nach Hamburg zum HSV, Anstoß 11 Uhr) landete Marc Rinnelt beim SC Herford. Es war eine Entscheidung für die Ausbildung bei der Firma Ahlers, die er parallel zum Fußball begann. Das erste Seniorenjahr in der Landesliga fand in seiner jetzigen Heimatstadt Herford statt. Danach folgten die Stationen SC Bad Salzuflen und für eine Saison der FC Bad Oeynhausen, bevor es für die Rinnelt-Brüder 2015 zu TuRa Löhne ging. Unvergessen für die beiden war das erste Seniorenspiel mit dem SC Bad Salzuflen, das mit 4:0 gegen Fichte Bielefeld gewonnen wurde. Das 1:0 schoss Marcel Rinnelt, dann netzte Marc drei Mal ein, fertig war das 4:0 aus dem Hause Rinnelt.

Auch ein hoher 5:0-Pokalsieg mit dem FC Bad Oeynhausen in Petershagen ist in bester Erinnerung, als Marc vier und Marcel einen Treffer erzielten. „Mein erstes Kopfballtor auf dem großen Feld war für den VfL Mennighüffen bei den C-Junioren", erinnert er sich. Auch das ein schöner Blick zurück auf die Zeit unter dem damaligen Trainer Karl Heinz Koberstein, den die Rinnelt’s ebenso schätzen. Tore schießen war Marc Rinnelt nicht in den Schoß gefallen. Bei den Arminen spielte er im Mittelfeld in der Raute auf den Außenbahnen, Erst in Bad Salzuflen wurde er vom Vorbereiter zum Vollstrecker. Eine treffliche Entscheidung. Marc Rinnelt beschreibt die Faszination des Toreschießens so: „Du brauchst schon ein gewisses Gespür, den Riecher und das Auge für die Situation. Über die Zeit wird einem das auch situativ mitgegeben."

Wenig Verletzungen

Die Rinnelt-Brüder haben bisher Glück gehabt, sind von größeren Verletzungen verschont geblieben. Bei Marc Rinnelt bisher auf der Liste stehen ein Nasenbeinbruch, eine Verletzung am Sprunggelenk und jüngst ein Eingriff am Außenmeniskus. Marcel fehlte mal ein Dreivierteljahr mit einem Syndesmose-Anriss und mit einem Bänderriss. Faire Sportsmänner sind sie zudem: Nicht ein Platzverweis gegen Marc oder Marcel Rinnelt in ihrer Löhner Zeit ist dokumentiert. Marcel ist nur einmal, beim FC Bad Oeynhausen, mit Gelb-Rot vom Platz geflogen. Glück, das ist auch das Stichwort für ihre Zeit bei TuRa Löhne. Dort war es von Beginn an an ein „Reingleiten" in den Verein, wie sie es beschreiben. „Der Verein hat uns das Fußballer-Leben einfach gemacht und uns gut aufgenommen. Wir haben zu allen ein gutes Verhältnis". Marcel Rinnelt ergänzt: „Das Team ist zudem seit fünf Jahren zu gut 70 Prozent beisammen, da wächst schon was zusammen."

Immer 100 Prozent

Die Rinnelt’s, Lars Bürger, Alexander Gumin, Jannis Sassenberg, Luca Albrecht, Olcay Esen, Mahir Karak, Jonas Glowatz und viele andere kennen sich aus dem Eff-Eff. Der damalige Trainer Stefan Studtrucker habe das Team mit einer absoluten Power und Leidenschaft offensiv geformt und sich aktiv top fit noch im Training eingebracht. „Er hatte seine Handschrift. Bei ihm hieß es immer 100 Prozent, er hat selbst im Training noch jeden Meter gemacht", loben Marc und Marcel Rinnelt. Marc Rinnelt hat auch privat Glück gehabt: Bei Ahlers lernte er seine Frau kennen, Sohn Henry wird bald ein Jahr.

Kraftzentrum Familie

Er, der viele Jahre sehr Zeit intensiv für den Fußball lebte und auf viel verzichten musste, was andere Jungs in seinem Alter an Freizeit hatten, schätzt den Ruhepol und das Kraftzentrum Familie über alles. Das spürte man in jeder Minute des Gesprächs. Der 30-Jährige, der die Explosionen der Gehälter und Ablösesummen im Profi-Fußball wie sein Bruder Marcel sehr kritisch sieht, steht mit beiden Beinen auf dem Boden, geerdet und verantwortungsbewusst. „Diese Summen stehen in keinem Verhältnis zu dem, was beispielsweise Erzieher und Erzieherinnen oder einfache Arbeiter erhalten, die schwer arbeiten müssen", sagt Marc Rinnelt. Er ist einer, der immer trifft, und der immer weiß, wo er herkommt.

„Charakterlich ein sehr angenehmer Mensch"

Marcel Rinnelt von der TuRa im Zweikampf mit Alexander Schittcher vom FC RW Kirchlengern. - © Benjamin Büschenfeld | Sportfoto-OWL.de
Marcel Rinnelt von der TuRa im Zweikampf mit Alexander Schittcher vom FC RW Kirchlengern. | © Benjamin Büschenfeld | Sportfoto-OWL.de

O-Ton Trainer Cetin Cakar (seit 1. Juli 2018 Trainer bei TuRa Löhne) über Marc Rinnelt: „Er ist unser Spielführer und ein echtes Vorbild. Marc ist charakterlich ein sehr angenehmer Mensch, der Disziplin vorlebt, ein durch und durch positiver Junge. Auch ohne seinen Namen zu nennen, weiß jeder sofort, von wem die Rede ist. Er bringt fußballerisch alles mit aufs Parkett was man braucht. Er strahlt aus dem Nichts Torgefahr aus, ist unser Fixpunkt vorne im Sturm. Wir wissen, er macht die Bälle vorne fest, wenn sie ankommen. Er lebt den Fußball auch vorbildlich für die jüngeren Spieler vor." Marc Rinnelt ist am 3. Mai 1989 geboren.