Löhne. Baumwolltasche statt Plastiktüte, Mehrwegbecher statt Coffee-to-Go und auch die einstige Lieblingsjeans muss nicht im Müll landen, sobald sie nicht mehr passt oder gefällt. Nachhaltigkeit hat viele Gesichter. Die NW-Praktikanten, Alina Rolland und Louis Klingbeil, haben dem Thema eine Serie gewidmet und Organisationen besucht, die auf Abfallvermeidung und Wiederverwertung setzen. Heute im Fokus: Verpackungsfreies Einkaufen.
Ressourcensparend gebrauchte Kleidung zu erwerben, ist nicht schwer. Wenn wir aber auch bei unserem Wocheneinkauf die Umwelt im Blick behalten möchten, werden wir wohl kaum etwas aus zweiter Hand kaufen können oder wollen. Wir versuchten also einen Weg zu finden, auch den Lebensmitteleinkauf nachhaltiger zu gestalten. Dafür machten wir uns auf die Suche nach Läden, die uns die erstandene Ware ausschließlich in unsere mitgebrachten Behältnisse verpacken würden.
Ziel Nummer eins: Kakao im Thermo-Becher
Als erstes auf unserer Liste: Ein Kakao bei Karlchens Backstube. Wir betraten den Laden als normale Kunden und waren gespannt, ob man unserem Wunsch nachgehen wird. Die Verkäuferin schien im ersten Moment zwar überrascht, befüllte aber gerne die mitgebrachte Tasse. Für sie waren wir die ersten Kunden, die ein eigenes Behältnis verwenden wollten. Das Heißgetränk zum Mitnehmen im Thermo-Becher ist also ohne weiteres möglich. Sollte der Becher mal nicht unter die Kaffeemaschine passen, ist auch das Umfüllen aus einer bäckereieigenen Tasse kein Problem.
Nach diesem ersten Erfolg setzten wir unseren Versuch im Löhner Marktkauf fort. Sowohl bei dem Stand für türkische Spezialitäten als auch an der Wurst- und Käsetheke befüllte man gerne meine Tupperware. Die Nachfrage, ob das lebensmittelrechtlich so erlaubt sei, bejahten alle befragten Fachverkäufer. Bedingung in der Lebensmittelhygieneverordnung (LMHV) sei nur, dass außergeschäftliche Gegenstände nicht über die Theke gereicht werden dürften, um zum Beispiel Waage und Ablage nicht zu verunreinigen.
Umweltbewusste Kunden sind willkommen
Mittlerweile relativ erfolgssicher steuerten wir unser letztes Ziel an: die seit 1949 bestehende Löhner Fleischerei Horst. Mitinhaberin Ulrike Hackbarth: „So lange wir mit den mitgebrachten Behältern nicht hinter dem Tresen hantieren, ist es gesetzlich kein Problem für uns, sie zu befüllen." Es freue sie, wenn umweltbewusste Kunden ihre eigenen Dosen mitbringen. Die Kunden durch eine gesondert berechnete Verpackung zu wiederverwendbaren Behältern zu bewegen, zieht Hackbarth aber nicht in Betracht. Sie befürchtet, so Unmut bei den langjährigen Stammkunden der eigenständigen Fleischerei zu verursachen.
Die Antwort auf unsere Frage, wie viele Kunden in letzter Zeit tatsächlich ihre Dosen befüllen ließen, überraschte uns positiv. Denn im Gegensatz zu den vorherigen Geschäften, habe das Mitbringen der eigenen Plastikdosen gerade innerhalb des letzten Monats stark zugenommen. Hackbarth vermutet, dass die immer häufiger thematisierte Plastikmüllproblematik endlich das Gewissen der Menschen beeinflusst. Sie hoffe nur, dass mit geringerer Medienpräsenz nicht auch das Umweltbewusstsein wieder abnehmen werde.
Verpackungsfreier Biomarkt in Bad Oeynhausen
Doch nicht nur im Servicebereich kann heute verpackungsfrei eingekauft werden. Es gibt auch einige „Unverpackt-Läden" mit Selbstbedienung in Deutschland, bei denen sich die Kunden ihre Lebensmittel aus Spendern in die mitgebrachten Gläser oder Jutebeutel abfüllen. Dafür müssen die Löhner auch nicht mehr weit fahren, denn in Bad Oeynhausen an der Herforder Straße gibt es seit Ende Mai einen verpackungsfreien Biomarkt.