Giftköder: Ärzte warnen vor Panikmache

Löhne. Ziva ist ein agiler Hund. Die Weimaraner-Hündin von Henrich Sander liebt es zu laufen und zu spielen. Am vergangenen Freitag wollte der Vierbeiner aber nur noch aufs Sofa, schlafen. Sander: &bdquo;Sie war groggy." Doch nicht nur das. Ziva erbrach ständig ihr Futter. Am Montagmorgen fuhr Sander direkt zum Tierarzt. Der gab Ziva eine Vitamin-K-Spritze. Damit werde Rattengift gehemmt, so Sander. Ziva ist nicht der einzige Hund, dem es nach einem Spaziergang in Ostscheid an der Blutwiese schlecht geht. Doch Tierärzte warnen vor Panikmache. Regelmäßig gibt es Berichte darüber, dass Giftköder Hunde vergiften. Mal wird eine mit Rattengift gespickte Fleischwurst gefunden, mal sind Rasierklingen in Leberwurst versteckt (siehe Infokasten). In den aktuellen Fällen in Ostscheid sind noch keine Giftköder gefunden worden, doch auf der Facebook-Seite &bdquo;Du kommst aus Löhne, wenn..." beschreiben mehrere Löhner bedenkliche Symptome ihrer Hunde. Die Tierarztpraxis Lienenkämper spricht bisher von &bdquo;Giftköder-Spekulationen". Mehrere Hunde habe sie schon behandelt, doch die zeigten unterschiedliche Symptome. Und auch Tierarztkollege Rüdiger Hesemann warnt vor einer generellen Überreaktion. &bdquo;Es gibt viele andere Gründe, warum es einem Hund schlecht gehen kann. Das muss man differenziert betrachten." Infektionskrankheit Leptospirose Ebenso wie Menschen können Hunde an einem Norovirus erkranken oder eine Lebensmittelvergiftung bekommen, etwa durch weggeworfene und verschimmelte Brötchen. Auch sind der Impfstatus und das Futter entscheidend. Tierarzt Hesemann bemerkt, dass es in den vergangenen Jahren eine &bdquo;Impfmüdigkeit" gibt. Ähnlich wie beim Menschen. &bdquo;So kann es zu Infektionen kommen." Die Krankheit Leptospirose ist eine davon. Sie äußert sich durch Fressunlust, Erbrechen und Fieber. Später sind die Tiere abgeschlagen, bewegungsarm, zeigen eine erschwerte Atmung. &bdquo;Die Erreger werden durch den Urin von Wild ausgeschieden", erklärt Hesemann, der weiß, dass die Krankheit oft unterschätzt wird. &bdquo;Im schlimmsten Fall kann das Tier durch Nierenversagen daran sterben." Dass das Thema um Giftköder immer präsent ist, weiß auch Matthias Korte. Er ist Inhaber der Hundeschule Fiffi und bietet dort ein Anti-Giftköder-Training an. &bdquo;Das wird relativ häufig nachgefragt", sagt Korte. Beim individuellen Training lernen die Hunde, nichts vom Boden zu fressen, ohne vorher mit dem Herrchen zu kommunizieren. &bdquo;Es ist oft Rattengift, das einen Hund krank macht, aber nicht zum Ziel hatte, das Tier zu attackieren." &bdquo;Ich bringe dem Tier bei, zu reagieren", sagt Korte und demonstriert es an Hund Sammy. Eine Wurst lässt Korte wie selbstverständlich neben dem Hund beim Spaziergang fallen. Bevor Sammy diese essen kann, hebt der Hundetrainer seine Hand. Sammy reagiert, legt sich sofort hin und schaut sein Herrchen an: &bdquo;Er wartet jetzt darauf, dass ich ihm signalisiere, ob er es essen kann oder nicht." Das Training kann Hunde vor Giftködern schützen. Aber nur dann, wenn der Halter fleißig übt. &bdquo;Mit ein paar Stunden ist es nicht getan", sagt Korte. Regelmäßigkeit muss hier im Fokus stehen. Helfen kann auch, wenn der Hund an der Leine geführt wird. &bdquo;So sehe ich sofort, ob mein Tier an etwas leckt oder etwas frisst", sagt Tierarzt Hesemann. Dann lässt sich das schnell unterbinden. Generell sollten Hundehalter darauf achten, ob Rattengift ausgelegt ist. Das komme bei Plagen häufiger vor als gedacht und wird markiert. Trainer Korte kennt das Problem: &bdquo;Es ist oft Rattengift, das einen Hund krank macht, aber nicht zum Ziel hatte, das Tier zu attackieren." Schonkost für Ziva Laut Gerüchten sollen auch schon die Wirtschaftsbetriebe an der Blutwiese wegen Giftködern im Einsatz gewesen sein. Das konnte von den Verantwortlichen nicht bestätigt werden. Solange noch kein mit Gift gespickter Köder gefunden wurde, lässt sich diese Theorie nicht bestätigen. Um das Gift zu analysieren und toxikologisch zu bestimmen, kann der Finder den Köder nach Lage schicken. Dort gibt es ein Untersuchungsamt. Für den Weimaraner von Heinrich Sander ist der Fall glimpflich ausgegangen. Sander hat schnell reagiert und Ziva hat beim Tierarzt eine Vitamin-K-Spritze gegen Rattengift bekommen. Bevor Ziva wieder richtig rumtollt, ist jetzt Schonkost angesagt. Sander: &bdquo;Wie ein Mensch, muss sich auch mein Hund wieder an kleine Portionen gewöhnen."

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