Wie Löhne die Weltstadt der Küchen wurde

Löhne. In Löhne prägen die vier Küchenmöbelhersteller Bauformat, Nieburg, Nolte und SieMatic die Wirtschaft. Auch wenn sich schon seit Jahren Unternehmen in Löhne ansiedeln, die nichts mit der Küchenmöbelindustrie zu tun haben, ist dieser Wirtschaftszweig noch immer dominant. Dass man diese Konzentration auch für das Marketing gut nutzen kann, war erst relativ spät ein Thema. Im Jahr 2005 hatte der damalige Bürgermeister Kurt Quernheim die Idee zum Label &bdquo;Weltstadt der Küchen". Mehr und mehr hat sich der Slogan seit dieser Zeit etabliert. In der Branche deutschlandweit bekannt Lukas Heumann ist Chef des Verbandes der Küchenmöbelindustrie mit Sitz in Herford. Für ihn bringt das Label &bdquo;Weltstadt der Küchen" auf den Punkt, was natürlich in der Branche nicht erst besonders publik gemacht werden musste. &bdquo;Löhne ist als Zentrum dieser Industrie in der Branche in ganz Deutschland bekannt", sagt Heumann.Das zeigen nach seiner Überzeugung drei Beispiele aus den letzten Jahren: Im &bdquo;House for Kitchen" haben sich unter anderem Süddeutsche Küchenproduzenten angesiedelt, die dieses Gebäude an der Oeynhausener Straße als permanente Ausstellungsfläche nutzen. Wenige hundert Meter weiter hat im Jahr 2012 das Möbel-Ausstellungs-Zentrum (MAZ) von Jochen Willmann mit Electrolux als Hauptmieter eröffnet. Den Festplatz am Freibad nutzt während der Küchenmeile die Zubehörmesse Area 30 als Standort und wird jedes Jahr etwas größer. Löhne hat Unternehmen mit Sogwirkung &bdquo;Diese Unternehmen haben sich alle bewusst für Löhne entschieden, obwohl es auch andere Möglichkeiten gegeben hätte. Das spricht für sich. Da entscheidet nicht das Label, das Entscheidende ist die Präsenz von Unternehmen mit Sogwirkung", sagt Heumann.So bringe der Slogan &bdquo;Weltstadt der Küchen", eine mindestens in der Branche bekannte Tatsache auf den Punkt. &bdquo;Ob das beim Küchenhandel so wichtig ist, da bin ich mir nicht sicher." Nach seiner Einschätzung könne man sich in der Politik diesen Standortvorteil noch mehr zu eigen machen. &bdquo;Eine plakative Aussage reicht aber natürlich nicht. Am Ende geht es darum, den Unternehmen gute Gewerbeflächen anzubieten und Investitionen zu erleichtern. Ursprung liegt in kleinen Betrieben Gute Standortbedingungen waren auch schon vor mehr als 100 Jahren ein Thema, als die industriellen Grundlagen für die Weltstadt der Küchen geschaffen wurden. &bdquo;Die großen Unternehmen sind von kleinen Handwerksbetrieben ausgegangen", sagt Stadtarchivar Joachim Kuschke. Ende des 19 Jahrhunderts hätten sich in Löhne die ersten Möbelfabriken gegründet, die damals Wohnküchen in Serie produzierten. &bdquo;Der erste Unternehmer, der in Löhne industriell gefertigt hat, war Heinrich Droste. Er baute Mitte der 1890er Jahre an der Herforder Straße in Melbergen eine Fabrik auf. Einige Jahre später siedelte er mit seinem Compagnon Ottensmeyer nach Bad Oeynhausen an die Weserstraße", so Kuschke. Weitere Betriebe seien entstanden, durch den Ersten Weltkrieg wurde diese Entwicklung für einige Jahre unterbrochen.Boom ab den 1920ern In den 1920er Jahren herrschte dann in Löhne ein regelrechter Boom. Viele Gründungen von Unternehmen, die heute noch am Markt sind, liegen in dieser Zeit: Nieburg 1926, Baumann (Bauformat) und Siekmann (SieMatic) 1929. Die Unternehmen exportierten bis in die Niederlande und Belgien. So hätte Löhne auch damals schon das Label &bdquo;Weltstadt der Küchen" verdient.Ausgebremst worden sei diese Wachstumsphase durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten. &bdquo;Die staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft hemmten den Modernisierungsprozess", Kuschke. Nach dem Zweiten Weltkrieg profitierten auch die Küchenmöbler vom Wiederaufbau. Die Entwicklung der Spanplatte habe völlig neue Formen und Preisgestaltungen ermöglicht. In den 1950er Jahren wurde auch die Einbauküche entwickelt. Und die ist bis heute ein Exportschlager geblieben. Weltweit – aus der Weltstadt der Küchen.

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