
Löhne. "Die Menschheit muss den Kriegen ein Ende setzen, oder die Kriege werden den Menschen ein Ende setzen", mit diesem Zitat des US-Präsidenten J.F. Kennedy eröffnet Eugen Drewermann seinen Vortrag, zum Thema "Warum Krieg?", in der Werretalhalle. Der Vortrag reiht sich in die Kette der vergangenen Veranstaltungen rund um die Flüchtlingskrise und der Situation im syrischen Rojava ein.
Das Vortrags- und Diskussionsthema hat viele Interessenten angelockt, die der kostenlosen Veranstaltung der VHS und Rosa Luxenburg Stiftung beiwohnen wollen. Peter Spatzel (72) ist bereits mit den Werken des Schriftstellers vertraut. "Ich habe viel von Drewermann gelesen, erst vor kurzem habe ich seinen Artikel "Das Christentum ist keine Lehre, sondern eine Praxis" beendet", sagt er. Eben dieses Thema hat auch die Jugendliche Ruth Lindner (15) in den Vortragssaal gezogen. Sie sagt: "In der Zeitung stand, dass der Redner sich auch schon mal mit der Kirche angelegt hat. Ich weiß zwar nicht genau was mich erwartet, aber mich interessiert das Thema und was er zu sagen hat."
Und das war einiges: Selbst nach den Schrecken zweier Weltkriege könne sich die Menschheit nicht von der Kriegsführung als illusionärer Problemlösung abwenden. Es würden immer wieder angeblich letzte Kriege geführt, um zukünftige zu verhindern. "Nach dem letzten Krieg wird immer der nächste vorbereitet und kein Politiker kann uns sagen, dass die Kriege jetzt zu ende sind", sagt Drewermann. Auch Reue über die getöteten Soldaten und zivilen Opfer gibt es nicht.
Soldat sei ein normaler Beruf
Barrack Obama besuchte zwar als erster US-Präsident Hiroshima, sagte dabei aber auch, dass er sich nicht für die Vereinigten Staaten von Amerika entschuldigen werde.
Wieso sollte er auch, wenn nicht einmal Major Sweeney, der die verheerende Atombombe damals über Hiroshima abwarf, dies für nötig hielt. Im Krieg gibt es keine Skrupel. "Jeder Soldat hätte das selbe getan. Befehl ist Befehl", waren damals seine Worte. "Amerika hat damals Hitler bekämpft. Und auch jetzt bekämpfen die Amerikaner immer den nächsten Hitler. Deswegen dürfen sie jeden Krieg führen und mit fast 1. Million Dollar aufrüsten", sagt Drewermann.
Schließlich sei in unserer Gesellschaft Soldat ein genau so normaler Beruf wie Bäcker oder Tischler. Der Redner erklärt:"Die Bereitschaft jeden Befehl zu befolgen kann mit nur sechs Wochen Militärtraining auch in Zivilisten eingedrillt werden. Und wenn das reicht um einen Menschen zum Töten zu bringen, ist alles umsonst, was wir je Kultur genannt haben."
Kriege seien die Abwesenheit von Gesprächen
Wasserstoffbomben und Drohnenangriffe ermöglichen es mittlerweile Massenmorde per Knopfdruck aus dem Fernsehsessel zu tätigen und diese Distanz beraubt den Menschen jeglicher Skrupel, erläutert der Redner seine Ansichten. Kombiniert mit einem passenden Feindbild und der chronifizierten Angst vor dem Schlechten im Menschen würde der Pazifismus zu einem altmodischen Ideal.
Die Menschlichkeit gehe verloren und Hilfsbereitschaft ist nur noch ein Zeichen für Diebstahlabsichten. "Lassen sie die alte Frau mit den zwei Koffern sich den Fuß brechen. Hauptsache sie hat keine Angst. So denkt man in unserer Gesellschaft", sagt der Psychoanalytiker und fügt hinzu: "Kriege sind die Abwesenheit von Gesprächen und niemals eine Notwendigkeit, aber wenn niemand nein sagt, wird der Krieg immer weiter gehen."
Als Berthold Keunecke, aus dem Versöhnungsbund, den Redner nach friedlichen Lösungswegen fragt geht es nicht mehr nur um Abrüstung, Waffenverbote und das Einrichten einer neutralen Schiedsinstanz. Er sagt:"Die Friedensbewegung müsste von vorne anfangen und der Pazifismus müsste dabei beginnen, dass das Töten niemals Leben retten und neue Kriege verhindern kann. Gewalt wird immer nur Rachewünsche hervorbringen. Krieg ist die einfache Lösung. Frieden ist kompliziert und deshalb die einzige Lösung für eine komplizierte Welt."