Jahrhunderthochwasser vor 70 Jahren

Löhne. Der Bombenangriff vom März 1945 war kaum ein Jahr her, da erlebten viele Löhne die nächste Katastrophe: Am 9. Februar 1946 kam es zum größten Hochwasser in der Geschichte der Stadt. "Damals kamen vielen Faktoren zusammen", sagt Stadtarchivar Joachim Kuschke. Er konzipiert zurzeit eine Ausstellung für das Heimatmuseum, hat mit Zeitzeugen gesprochen und Dokumente gesichtet. "Der Lehrer Henke aus Ostscheid hat damals Wetteraufzeichnungen gemacht. Er schreibt von Dauerregen im Januar." Und das wohl nicht nur in Löhne. "In der gesamten Region, auch im Oberlauf der Werre gab es sehr viele Niederschläge", hat Kuschke recherchiert. Die Böden seien voll gesogen gewesen. Dazu kamen Frost, Schnee und Tauwetter. Und so stieg und stieg der Werrepegel. Am 9. Februar brachen die Deiche an mehreren Stellen. "Die waren durch den Bombenangriff im März 1945 an einigen Stellen zerstört worden und wohl nur notdürftig geflickt." Es habe auch Abschnitte gegeben, wo die Höhe der Deiche nicht ausreichend gewesen sei. Die Folgen für die flussnahen Stadtteile waren erheblich. Obernbeck war als Stadtteil am stärksten betroffen. Dort habe das Wasser bis zur Steinstraße gereicht. In Gohfeld stand die Werre etwa bis zum Kriegerdenkmal an der Löhner Straße und auch in Mennighüffen und Löhne-Ort waren viele Bereiche überflutet. "Das hatte in Mennighüffen auch damit zu tun, dass ein Bach die Wassermassen nicht mehr aufnehmen konnte. Kurz nach Kriegsende lebten auf der heutigen Fläche der Stadt Löhne etwa 34.000 Menschen. Wie viele von ihnen vom Hochwasser betroffen waren, lässt sich nicht mehr ermitteln. Es muss aber für nicht wenige Menschen eine existenzielle Bedrohung gewesen sein. "Man muss sich die Ausgangslage vor Augen führen. Die Menschen hatten noch schwer unter den Folgen des Krieges zu leiden und dann kommt ein knappes Jahr später das Hochwasser", sagt Kuschke. Das Wasser lief nicht nur in viele Keller. Es flutete ganze Erdgeschosse. In den Kellern lagerten die Vorräte. Zum Beispiel Kartoffeln. "Die haben die Menschen dann mühselig versucht, einzeln zu trocknen, bevor sie verdarben." Viele Löhner hatten damals neben ihren Häusern einen Stallanbau, in dem sie ein Schwein hielten. "Manche haben die Tiere dann in den ersten Stock ihres Hauses getragen. Das machte Probleme, weil die Schweine natürlich nicht stubenrein waren. Ein Zeitzeuge hat erzählt, dass der entsprechende Fleck an der Decke eines Zimmers im Erdgeschoss auch nach mehrmaligem Streichen immer wieder durchkam". Ganz persönliche Erinnerungen hat Altbürgermeister Werner Hamel an das Hochwasser. Er war damals sieben Jahre alt. "Ich habe mir von meiner Oma eine Zinkwanne aus dem Garten geholt und bin damit zu einer überfluteten Wiese an der Wiesenstraße in Mennighüffen gegangen. Dort bin ich in die Wanne gestiegen und habe mit meinen Händen gepaddelt", erinnert er sich. Er sei von seiner Mutter und seiner Oma gesucht worden. "Als meine Mutter mich gefunden hatte, gab es den Hintern voll. Daran kann ich mich fast besser erinnern als an das Paddeln in der Wanne", sagt er schmunzelnd. Aus Erzählungen kennt Hamel einen Hilfseinsatz von Pastor Fliedner. "Der hat Menschen, die am Ende der Wiesenstraße, nah an der Werre wohnten, mit einem Boot aus ihren Häusern gerettet." Stadtarchivar Joachim Kuschke führt in Vorbereitung der Ausstellung viele Gespräche mit Zeitzeugen und sammelt Fotos. Die Ausstellung zum Hochwasser mit Bildern und Dokumenten wird im März eröffnet. Die Neue Westfälische sucht Zeitzeugen, die sich an das Hochwasser erinnern können. Erzählen Sie uns ihre Geschichten. Gerne veröffentlichen wir auch Fotos. Rufen Sie uns an unter Tel. (0 57 32) 1 06 50 (ab 9.30 Uhr). Mail: loehne@nw.de

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