Löhne

Ein Jahr internationale Lerngruppe an der Bertolt-Brecht-Gesamtschule

Viel gelernt: Erstmalig präsentiert die Klasse der Bertolt-Brecht-Gesamtschule ein Musical in deutscher Sprache. Die Jugendlichen lernen 27 Stunden pro Woche die neue Sprache und Kultur kennen

Trubel: Am belebten Löhner Bahnhof spielt das Musical. Hekuran (r.) spielt die Hauptrolle des alten Mannes. | © Amélie Förster

Amélie Förster
17.12.2015 | 17.12.2015, 06:00

Löhne. Sie kommen aus Syrien, Bangladesch, Lettland oder Nigeria, die Schülerinnen und Schüler der internationalen Lerngruppe der Bertolt-Brecht-Gesamtschule.

Die Kinder führen erstmalig ein Weihnachtsmusical in deutscher Sprache auf. "Swingende Weihnacht" heißt das Stück, in dem der 16-jährige Hekuran aus dem Kosovo die Hauptrolle spielt. Er spricht nach einem Jahr in Deutschland schon fast perfektes Deutsch. Er erklärt das so: "Wir haben sehr gute Lehrer hier an der Schule." Und dass er die Hauptrolle spiele, gefalle ihm natürlich sehr gut.

Passend zur Jahreszeit wird das Musical mit deutschen Weihnachtsliedern untermalt, die die Kinder im Unterricht gelernt haben. 27 Stunden pro Woche lernen die Schüler, die zwischen zehn und siebzehn Jahren alt sind, die neue Sprache. Dabei haben alle Altersklassen gemeinsam Unterricht. An Fächern wie Kunst, Sport und Musik nehmen die Jugendlichen auch teil. Dies erfolgt allerdings im Klassenverband mit Gleichaltrigen. Im Rahmen des Deutschunterrichts hat Carola Böhme das Musical mit den Schülern vorbereitet. "Die Kinder haben die Texte auswendig gelernt, Bühnenbild und Kostüme entworfen", erklärt Böhme.

Innerhalb des ersten Jahres habe sich in der Internationalen Lerngruppe Einiges getan. Manche Kinder aus der Anfangsphase seien inzwischen umgezogen, andere hätten an der Gesamtschule große sprachliche Fortschritte gemacht. Jeder arbeite dabei an seinem individuellen Wochenplan. "Da das Lerntempo sehr unterschiedlich ist und auch immer wieder neue Schüler dazukommen, ist das Sprachlevel in der Klasse ganz verschieden", sagt Böhme. Mancher Schüler käme, bei gleicher Muttersprache, bei Neuankömmlingen auch mal als Dolmetscher zum Einsatz.

Böhme bewundere dabei, wie sich die Schüler gegenseitig helfen würden. Konflikte zwischen den unterschiedlichen Nationen, ebenso wie Heimweh, gebe es bisher nicht. "Die Kinder sind glücklich hier zu leben und planen ihre Zukunft in Deutschland."

Verstehen und sprechen könnten die meisten inzwischen schon ganz gut. Der letzte Schüler sei im Mai dazugekommen, sagt Klassenlehrerin Svetlana Solvey.

Je nachdem, wie schnell ein Schüler sich sprachlich entwickle und der erste Kulturschock verdaut sei, werde in einer Konferenz darüber beraten, ob ein Schüler für den gesamten Unterricht in eine Regelklasse wechsele, erklärt Böhme. Noch habe kein Schüler in eine reguläre Klasse gewechselt.

Insgesamt vier Lehrer seien Ansprechpartner für die Kinder, darunter auch Fidan Öz, eine Lehrkraft, die Kurdisch beherrsche, sagt Solvey. Sie sei durch ihre Sprachkenntnisse eine besondere Bereicherung für die Klasse. Doch nicht nur die Lehrer seien ein Gewinn, wie Böhme erklärt: "Ich bin total glücklich, dass ich in dieser Klasse unterrichten kann, die Kinder legen einem das Herz zu Füßen, sind lernwillig und engagiert."

Kommentar

Kinder als Vorbild fürs Sprachenlernen

Erwachsene können von den Kleinen jede Menge lernen Eigentlich sind Erwachsene immer ein Vorbild für Kinder. Wie schnell aber Kinder eine neue Sprache lernen können ist bewundernswert. In der internationalen Lerngruppe an der Löhner Gesamtschule kommen Kinder aus unterschiedlichen Nationen und verschiedenen Alters zusammen und werden dort gemeinsam unterrichtet. Alle haben das selbe Interesse: Möglichst schnell die neue Sprache zu lernen. Dies ist schließlich auch ihre einzige Chance für ein erfolgreiches Leben und Arbeiten in Deutschland. Natürlich fällt es vielen Erwachsenen schwerer eine neue Sprache zu lernen, dennoch sollten auch Sie genauso viel Engagement beim Lernen der neuen Sprache an den Tag legen, ist es doch ihre einzige Chance, um richtig anzukommen in Deutschland. Wer bleiben will, sollte sich also von solch engagierten Kindern anstecken lassen und absolut alles geben, um Deutsch zu lernen. Denn ohne diese Sprachkenntnisse haben diejenigen, die vorhaben zu bleiben, keine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Sie sollten also keinesfalls daran sparen Energie, Zeit und Geld in die eigene Zukunft zu investieren.