Von
Vanessa Hellwig
19.10.2015 | 19.10.2015, 14:48
Löhne
Besonderer Gottesdienst: Pastor diskutiert mit Helfern die Kleiderkammer in der entwidmeten Kirche
Löhne. Anstatt einer Predigt lauschten die Besucher des Gottesdienstes in der Simeonkirche in Gohfeld einem Gespräch zwischen Pastor Harald Ludewig, Kleiderkirche-Organisatorin Sabine Brackmann, dem Einsatzleiter des DRK, Alexander Hermelink und Helmut Jäppelt, Vorsitzender des DRK-Ortsvereins in Löhne. Die Unterhaltung war jedoch keine alltägliche, denn Thema war die Kleiderkirche.
Die entwidmete Johanneskirche in Melbergen wurde zur Kleiderkirche, in der Bedürftige und Flüchtlinge gegen kleines Geld Kleidung und Schuhe erstehen können. „Es ist besser, wenn die Menschen einen kleinen Obulus für die Kleidung zahlen, denn dadurch bekommen die Kleidungsstücke mehr Werthaftigkeit. Das fühlt sich dann weniger nach Almosen an“, so Helmut Jäppelt.
Das ist dann fast wie ein kleiner Einkaufsbummel. „Jeder darf nehmen, was ihm oder ihr gefällt. Wir helfen den Leuten dann, die passenden Stücke und Größen zu finden. Fast wie in einer Boutique“, erzählt Sabine Brackmann, die das Projekt ehrenamtlich organisiert.
Seit Juni ist die Kleiderkirche jeden Mittwoch von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Die meisten finden den Weg dorthin durch das Sozialamt. „Vor allem seit Dienstag gibt es einen regelrechten Pendelverkehr zwischen der neuen eingerichteten Notunterkunft in der Sporthalle der Hauptschule und der Kleiderkirche. Wir freuen uns natürlich, mit Kleidung aushelfen zu können“, so Hermelink.
„Es ist schön, dass die Kirche dort plötzlich wieder mit Menschen gefüllt ist“, freut sich auch Pastor Ludewig. An der Kirchenwand hängt noch immer das Kreuz, doch anstatt das Wort Gottes nur zu hören, könne man nun am gleichen Ort direkt danach handeln.
„Wir haben viele ehrenamtliche Helfer an Ort und Stelle, auf die man sich verlassen kann und die Freude an der Arbeit haben. Mir macht die Arbeit dort auch sehr viel Spaß, man lernt viele Leute und ihre Geschichten kennen.
Besonders schön ist es, wenn man bemerkt, dass die Menschen dort einem mehr und mehr Vertrauen entgegenbringen“, freut sich Brackmann. Da stimmt auch Ludewig mit ein: „Man geht vom Alltag gehetzt zur Kleiderkirche und kommt beschenkt zurück. Die Erfahrung, helfen zu können, kann Menschen verändern.“
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