Jugendamt warnt vor rechtem Trainer

Löhne. Das Versprechen klingt gut in den Ohren vieler Eltern: Die "Selbstsicherheits-Schule Pelikan" hilft Kindern, selbstbewusst, stark und sicher zu werden. Welche Mama, welcher Papa will das nicht? Ein Flugblatt, das in den vergangenen Monaten in Löhne verteilt wurde und auch das Logo der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) trägt, propagiert eine einfache Lösung: Kampfsporttraining. Dahinter stecken jedoch zweifelhafte Ansichten, warnt das Löhner Jugendamt.Verantwortlich für das Flugblatt sind die Löhner Jens und Diana W. Das Ehepaar betreibt in Löhne und Porta Westfalica Filialen der "Selbstsicherheits-Schule Pelikan" und ist nach Recherchen der NW zugleich im Vorstand der rechtsextremen Justizopferhilfe aktiv. Diese Organisation glaubt, das Deutsche Reich sei niemals untergegangen und ist der Reichsbürgerbewegung zuzuordnen.Auf dem Flyer findet sich dazu kein direkter Hinweis. Allerdings taucht auf der Vorderseite die Bezeichnung "WAG-Aktive Christen in Deutschland" auf. Die "Aktiven Christen" sind eine Untergruppe der Justizopferhilfe. Wortführer beider Organisationen ist der bekannte Rechtsextremist Axel Thiesmeier aus Bad Oeynhausen, ein ehemaliges Mitglied des 2008 verbotenen rechtsextremen Vlothoer Schulungszentrums Collegium Humanum. Thiesmeier hat in dem Löhner Büro der Justizopferhilfe Holzkreuz und Kerzen aufgestellt und verbreitet Pamphlete, auf denen er sich "Pastor und Missionar" nennt."Die Justizopferhilfe hetzt gegen Ausländer" Mit dem Christentum haben die "Aktiven Christen" aber ungefähr so viel zu tun wie der Teufel mit dem Weihwasser. Darauf haben die christlichen Kirchen bereits in einer gemeinsamen Stellungnahme der christlichen Kirchen in Löhne und des Bündnis für Vielfalt hingewiesen: "Bislang beschränkten sich die Mitglieder auf Fehlzitierungen von Paragrafen, nun werden dazu Bibelstellen und christliche Symbole missbraucht." Die Kirchen sehen das "christliche Selbstverständnis auf den Kopf gestellt" und schreiben: "Die Justizopferhilfe hetzt gegen Ausländer, insbesondere gegen Flüchtlinge, die in besonderer Weise unsere aktive Nächstenliebe brauchen."Jens W. bestätigte auf Nachfrage seine Vorstandstätigkeit bei der Justizopferhilfe, stritt aber jede rechte Gesinnung ab: "Ich bin kein Rechtsextremist." In den Vorstand der Justizopferhilfe sei er als "aktiver Christ" berufen worden. Nach seinem Staatsverständnis befragt, wiederholte W. allerdings die unter Reichsbürgern übliche Verschwörungsideologie: "Die Bundesrepublik existiert als Firma."Das umstrittene Werbeflugblatt ist nicht mehr im Umlauf. Neben dem Logo der Deutschen Angestelltenkrankenkasse (DAK) waren darauf auch Logos des Löhner Fitnessstudios McJoy und des Bad Oeynhausener Sportgeschäfts Wilkening zu sehen. Bislang gab es eine Kooperation der drei Geschäftspartnern mit der Selbstsicherheits-Schule Pelikan. Jens W. hat in der Vergangenheit zudem in mehreren Kitas und Grundschulen Schnupperkurse durchgeführt.Weiterverbreitung des Flyers untersagt Nach ersten Hinweisen auf die Nähe zur rechtsextremen Justizopferhilfe hat das Löhner Jugendamt die Leiter sämtlicher Schulen und Kindertagesstätten auf das Flugblatt und seinen zweifelhaften Hintergrund aufmerksam gemacht. Seit vergangener Woche ist die Weiterverbreitung des Flyers in den evangelischen Kindergärten im Kirchenkreis Herford untersagt.Die DAK hat nach eigener Auskunft die Kooperation mit der "Selbstsicherheits-Schule Pelikan" nach dem Hinweis aus dem Jugendamt beendet, "da sich die Kooperationsteilnehmer von weltanschaulichen Standpunkten der Inhaber der Schule distanzieren". Ähnlich äußerten sich auch Michael Amsel vom Fitnessstudio McJoy und Sandra Wilkening-Brüngel vom Sportgeschäft Wilkening.Die Logos der DAK seien zudem "widerrechtlich" verwendet worden, erklärte der Pressesprecher der Krankenkasse, Rainer Lange. Die DAK beobachte die weitere Entwicklung, rechtliche Schritte sind derzeit nicht vorgesehen. Jens und Diana W. haben offenbar eine Unterlassungserklärung unterzeichnet.

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