Löhner Fotograf dokumentiert das Leben von Turmfalken

Löhne. Dort, wo früher mal ein Giebelfenster war, nisten zum ersten Mal Turmfalken. In acht Metern Höhe hat das Muttertier zwei Jungtiere ausgebrütet. Siegfried Harre, Besitzer des Hauses, war mit seiner Kamera ganz nah dran und hat den Zirkel des Lebens dokumentiert: Von der Paarung, übers Brüten bis hin zum Schlüpfen und der ersten Mahlzeit der Jungtiere.Das Dachbodenfenster hat Siegfried Harre schon in den 1970er-Jahren verklinkert. "Ich habe es rausgenommen und einen Falkennistkasten dahinter gesetzt", erzählt Harre. Er hatte die Hoffnung, dass dort ein Pärchen nistet, denn "ich habe bei uns immer Turmfalken fliegen gesehen". Passiert ist jahrelang nichts. Vergangenes Jahr ein neuer Versuch: Harre hat den Eingang zum Nistkasten vom Efeu befreit. "Es war total verwachsen." Und plötzlich hat es geklappt. "Ende April war die Wohnungsbesichtigung", erzählt Harre und lacht.Siegfried Harre ist mit Leidenschaft Fotograf. Mit seinen Vogelbildern - ausgelöst durch Fotofallen - hat der Rentner schon oft Staunen ausgelöst. Denn so nah dran am Tier sind nur die wenigsten. Und auch beim Turmfalkenpärchen wollte Harre ganz nah dran sein. Um den Lebensweg der Vögel zu dokumentieren, hat Harre den Nistkasten ganz einfach ohne Dach gebaut. "Ich ließ den Kasten offen, um von oben reinschauen zu können." Von seinem Dachboden aus, hatte er den perfekten Blick.Zwei Jungtiere haben es geschafft Akzeptiert haben die Vögel den Fotografen schnell. "Es war erstaunlich, sie waren ruhig und gelassen, haben sich an mich gewöhnt." So konnte Harre die Tiere auch mal streicheln. Waren sie mit der Nähe nicht einverstanden, bissen sie auch mal zu. "Der Biss des Jungtiers tat aber nicht so weh", sagt Harre und schmunzelt.Fünf Eier hat das Turmfalkenweibchen gelegt. Sie sind ockergelb und haben dunkle Flecken. Das Weibchen brütet die Eier alleine aus - zwei haben es letztlich geschafft. Zu Anfang haben die Jungtiere noch nicht die typische Maserung - braun mit schwarzen Flecken. Frisch geschlüpft sind die Vogelbabys weiß und flauschig. Richtig flauschig sehen sie dann noch aus.Um das Aufwachsen der Tiere vor die Linse zu kriegen, ist Harre fast täglich auf den Dachboden gestiegen. "Ich habe aber auch eine Fotofalle installiert, die die Jungtiere dann selbst ausgelöst haben. So hatten sie auch mal Ruhe." So entstanden faszinierende Bilder aus dem Inneren des Nistkastens. "Ich war oft einfach sprachlos", erzählt Harre. "Es war toll, die Tiere so nah zu sehen."Live bei der Fütterung dabei Nicht nur die Verfärbung des Gefieders konnte der Löhner so ganz genau verfolgen, auch die erste Fütterung war spannend. Die Leibspeise der Turmfalken sind Mäuse. Sind die Vögel noch jung, zerlegen die Elterntiere die Nahrung und füttern sie damit. Rasch werden die Jungen aber selbstständig. Dann bringen die Elterntiere nur noch die Maus im Ganzen. Den Rest erledigt das Junge. "Es hat keine fünf Minuten gedauert, da hatte das Jungtier die Maus zerlegt und gefressen", berichtet Harre seine Beobachtungen. Einmal versuchte sich Harre selbst als Fütterer und bot eine Käferlarve an: "Da haben sie nur einmal reingebissen und sie dann verschmäht. Aber es ist ein schönes Foto dabei rausgekommen."Auch im nächsten Jahr hofft Siegfried Harre wieder auf einen Besuch der Turmfalken. "Es war einfach faszinierend die Tiere so nah zu sehen, das Farbenspiel im Schnabel, es sah toll aus." Davor will Harre den Eingang zum Nistkasten noch weiter ausbauen. "Das Loch muss nächstes Mal noch größer sein, damit der Turmfalke dort auch gerade sitzen kann."

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