Von
Friedel Schütte
02.04.2015 | 02.04.2015, 10:41
Löhne
Von den Konfirmierten von 1935 kam so mancher aus dem Krieg nicht zurück
Löhne. Blättert man im Kalender 80 Jahre zurück war am 31. März 1935 für 26 Jungen und 34 Mädchen aus der Kirchengemeinde Mennighüffen der Tag der Konfirmation. Konfirmator ist der spätere Widerstandskämpfer und Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen nach dem Zweiten Weltkrieg, Pfarrer Ernst Wilm.
Der Einsender des Fotos, Diplom-Kaufmann Gerhard Rabe, gebürtig aus Mennighüffen (heute: Erkrath-Hochdahl) vermutet, dies sei einer der ersten Konfi-Jahrgänge Wilms gewesen. Zu dem gehörte auch sein 1921 geborener und 1944 an der Ostfront gefallener Bruder Karl-Heinz Rabe (obere Reihe v. hinten, 6. v. links). Gemeindesekretärin im Ruhestand, Inge Rolfsmeier, hingegen hat von der heute 96-jährigen Mennighüfferin Marie Lindemann am Alten Salzweg erfahren, sie sei bereits 1933 von Wilm konfirmiert worden. Und: Zu ihrer Konfi-Zeit habe es den später eingeführten Vor-Katechumenen-Unterricht noch nicht gegeben.
Wie viele der auf diesem Foto zu sehenden jungen Männer mögen aus dem Krieg überhaupt wieder heimgekehrt sein? Einen der im Krieg Überlebenden hat Gerhard Rabe in der zweiten Reihe erkannt: Hugo Nierste vom Mennighüffener Postweg, später Postbeamter und geradezu berühmt geworden als einer der erfolgreichsten Stürmer des damaligen Landesligisten VfL Mennighüffen und Vater des NW-Redakteurs Jürgen Nierste. Unvergessener Anfeuerungsruf des Publikums an jedem zweiten Sonntag auf dem Sportplatz am Drosselhain: "Hugo vor, noch ein Tor!"
Zur Konfirmation 1935 bekam jeder Teilnehmer eine von Pastor Wilm handschriftlich per Füller ausgestellte Urkunde mit dem Gekreuzigten nach Albrecht Dürer. Gerhard Rabe hat bis heute beide Konfi-Urkunden seiner gefallenen Brüder Karl-Heinz und Herbert aufbewahrt, fügt hier jedoch die des jüngeren Bruders Herbert bei, "weil diese besser lesbar ist".
Zugleich stellt der Informant aus dem Rheinland die Frage: "Wer von den hier 60 abgebildeten Konfirmanden vom 31. März 1935 befindet sich wohl noch unter den Lebenden? Er oder sie müsste ja schon 94 Jahre alt sein." Zum Zeitpunkt der Diamantenen Konfirmation des Jahrgangs 1935 im Frühling 1995 hatte das Mennighüffener Gemeindebüro, wie sich Inge Rolfsmeier erinnert, noch zwölf Frauen und einen der abgebildeten Männer lebend ermitteln und einladen können.
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