Investitionen in Rekordhöhe: Warum Kirchlengern für 2025 trotz Haushaltsminus üppig plant

Kirchlengern. Selbst in einer kleinen 16.500-Einwohner-Gemeinde wie Kirchlengern ist der Haushaltsentwurf ein äußerst komplexes Werk. Fast 500 Seiten ist der Wälzer dick, der den Ratsmitgliedern von der Verwaltung zur Beratung in den Fraktionen vorgelegt wurde. Dass dort nicht nur erfreuliche Zahlen präsentiert werden, dürfte aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage wohl niemanden überraschen. Trotz der unzähligen Unterbilanzen und komplizierten Detailaufstellungen sind es am Ende die einfachen Fragen, die interessieren: Was kommt rein, was geht raus und was steht unter dem Strich? Und wenn schon so viel Geld ausgegeben wird – habe ich als Bürgerin oder Bürger wenigstens etwas davon? Die Antwort auf die erste Frage lautet: Unter dem Strich rechnet Kämmerer Hans-Gerhard Busse im Jahr 2025 mit einem Defizit von 4,4 Millionen Euro. Da Kommunen gesetzlich dazu verpflichtet sind, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen, muss die Gemeinde den Fehlbetrag erneut durch einen Griff in die Spardose ausgleichen. Sparbuch der Gemeinde schmilzt zusammen Diese sogenannte Ausgleichsrücklage ist im vergangenen Jahr schon von 14,5 Millionen auf rund 10,5 Millionen Euro zusammengeschmolzen. Trifft die Planung zu, wären Ende 2025 also noch gut sechs Millionen Euro übrig. Das Abrutschen in die Haushaltssicherung, also dem Zustand, in dem Kommunen nicht mehr vollständig Herr über ihre Finanzen sind, rückt damit näher. &bdquo;Laut aktueller Vorausplanung wird das Geld in der Ausgleichsrücklage bis 2028 reichen“, beruhigt Kämmerer Busse jedoch, dass Kirchlengern im Landesvergleich immer noch eine finanziell starke Kommune sei. &bdquo;Wenn aber selbst wirtschaftlich gut aufgestellte Gemeinden wie Kirchlengern in die Klemme geraten, dann sagt das einiges über die Gesamtsituation aus“, ergänzt Bürgermeister Rüdiger Meier. Dabei verweist er – wie die meisten seiner Amtskollegen auch – auf die zunehmende Verlagerung von Kosten von Bund und Land auf die Kommunen. Dies stürze Städte und Gemeinden mittlerweile auf breiter Front in finanzielle Nöte. Ein Zustand, der sich nicht nur aus Meiers Sicht möglichst bald ändern sollte. IKO soll von 35 Hektar auf 55 Hektar erweitert werden Trotz dieser Entwicklung will man in Kirchlengern in 2025 aber nicht kleckern, sondern klotzen. &bdquo;65 Millionen – so viel haben wir bei den Ausgaben noch nie gedreht“, stellt Rüdiger Meier fest. In der Tat: Das sind satte 15 Millionen Euro mehr als noch in 2024. Zum Thema: Kirchlengern plant Ausbau für steigende Nachfrage nach OGS-Plätzen Die Gründe hierfür liegen laut Verwaltung unter anderem in der Erhöhung der Kreisumlage um 1,9 Millionen Euro, in den steigenden Anmeldezahlen für den Offenen Ganztag oder auch in der Erhöhung der Personalkosten um rund zehn Prozent aufgrund der entsprechenden Tarifabschlüsse im Öffentlichen Dienst. Der Hauptteil dieser zumindest auf dem Papier vorhandenen Kostenexplosion sei aber der geplanten Weiterentwicklung des Interkommunalen Gewerbegebietes Oberbehme (IKO) geschuldet. Aktuell umfasst das gemeinsame Gewerbegebiet der Gemeinden Hiddenhausen und Kirchlengern 35 Hektar. Dieses soll um 20 Hektar erweitert werden. Steigerungen bei Gewerbe- und Einkommenssteuer Für den Ankauf der Grundstücke auf Kirchlengeraner Gebiet müsse die Gemeinde in Vorleistung gehen, erklärt Kämmerer Busse. Das schlage sich zwar auf der Ausgabenseite nieder, würde auf der anderen Seite aber auch auf der Ertragsseite verbucht, da die Grundstücke dann ja im eigenen Besitz seien. Dadurch erkläre sich der Sprung auf der Ertragsseite von rund 45 Millionen in 2024 auf 60,9 Millionen Euro in 2025. Darin enthalten seien aber auch prognostizierte Steigerungen bei der Gewerbe- und der Einkommenssteuer. Zum Thema: Durchbruch bei der Grundsteuer: Das kommt auf Hausbesitzer in Kirchlengern zu Trotz des finanziell großen Rades, an dem die Gemeinde beim IKO drehen will, macht sich Bürgermeister Meier nach eigenen Angaben &bdquo;aber keine Sorgen, da Firmen auf solche Flächen bereits warten“. Ob die Gemeinde die Flächen mit Gewinn verkaufen möchte oder zumindest die Zinsen für die beim Ankauf nötigen Kredite wieder reinholen möchte, sei noch nicht entschieden. Langfristig würde sich die Ansiedlung von Gewerbe durch Steuern und die Schaffung von Arbeitsplätzen aber positiv für Kirchlengern und seine Bürger auszahlen, sind Busse und Meier überzeugt. 33 Millionen Euro fließen bis 2028 in Grundschulen Und auch der zweite große Posten bei den Investitionen komme den Bürgern zugute: 8,7 Millionen von insgesamt veranschlagten 24 Millionen Euro fließen in die Grundschulen. Grund ist der ab 2026 geltende Ganztagsanspruch für Erstklässler, der bis 2029 auf alle Grundschüler ausgeweitet wird. Zum Thema: Aufatmen bei Eltern: Platzproblem an Grundschule in Kirchlengern ist gelöst &bdquo;Allein für den Grundschulbereich sind bis Ende 2028 für alle drei Standorte Investitionen in Höhe von 33 Millionen Euro vorgesehen“, verdeutlicht Kämmerer Busse die Dimensionen. Für Rüdiger Meier sind beim Haushalt &bdquo;Maß und Mitte“ dennoch gewahrt geblieben. Ob dies die Mehrheit im Rat auch so sieht, wird sich in einer der nächsten Sitzungen entscheiden. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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