Vor Gericht: Psychotischer Kampfsportler soll in Kirchlengern Polizisten verletzt haben

Kirchlengern/Bünde/Bielefeld/Enger. Kampfsportler sei er früher gewesen, berichtete Yaroslaw T. (Name geändert) in der Verhandlung. Und mit den dabei erlernten Fertigkeiten war der 29-jährige Mann aus Enger im Dezember des vergangenen Jahres offenbar im psychotischen Zustand gegen mehrere Polizisten vorgegangen, hatte drei Beamte nicht unerheblich verletzt. Nun muss sich T. wegen mehrerer Vorfälle vor dem Bielefelder Landgericht verantworten. Doch wird er nicht bestraft werden. Vielmehr hat das Gericht über seine Unterbringung in einer Psychiatrie zu befinden. Aufgeräumt wirkt er, scherzt, berichtet freimütig, woran er sich noch erinnern kann – auch wenn das nicht mehr allzu viel ist. Denn vor gut einem Jahr war der Zustand des zuletzt in Enger wohnhaften T. mit seinem heutigen Auftreten überhaupt nicht zu vergleichen, durchlebte er damals doch durch eine paranoide Schizophrenie bedingte Wahnvorstellungen. Derzeit ist Yaroslaw T. vorläufig in der Forensischen Psychiatrie in Lippstadt-Eickelborn untergebracht und medikamentös offenbar gut eingestellt. Wenn er im Gerichtssaal auf die Vorfälle aus dem vergangenen Jahr angesprochen wird, wird er sofort sehr ernst: &bdquo;Es tut mir furchtbar leid, dass es so gekommen ist. Ich möchte mich bei allen Geschädigten entschuldigen“, sagte er in der Verhandlung vor der II. Großen Strafkammer. Am 1. Dezember 2021 hörte Yaroslaw T. krankheitsbedingt innere Stimmen, die ihm suggerierten, dass seine Verlobte in Gefahr sei. Der 29-Jährige begab sich zur Lübbecker Straße in Kirchlengern, wo er die Scheibe der Haustür eines Mehrfamilienhauses einschlug und eine Wohnungstür beschädigte. Sodann ging er zu einem Nachbargebäude, wo er ebenfalls eine Tür beschädigte. Täter ging plötzlich zum Angriff über Als die von Zeugen gerufene Polizei hinzustieß, trafen diese T. noch auf der Straße an. Mit den Händen in den Hosentaschen ging er sodann provokant in Richtung der Beamten. Als er auf die Aufforderung stehen zu bleiben nicht reagierte, sprühten gleich zwei Polizisten Pfefferspray auf den kräftig gebauten Mann – ohne jegliche Wirkung. Im Gegenteil: Yaroslaw T. ging zunächst mit seinen Fäusten auf einen der Beamten los, bevor er sich schließlich einfach abwandte und in Richtung Bahnhof davonging. Die Polizisten folgten T., der sich plötzlich jedoch umdrehte und zum Angriff überging: Er schubste einen der Beamten derart, dass dieser stürzte und dabei so unglücklich mit dem Kopf auf den Asphalt aufschlug, dass er für mehrere Minuten das Bewusstsein verlor. Zwei weitere Polizisten erlitten durch Fausschläge einen Nasenbeinbruch beziehungsweise eine aufgeplatzte Lippe. Schließlich gelang es den Beamten mithilfe hinzugestoßener Verstärkung, den sich heftig wehrenden T. zu fixieren. Yaroslaw T. wurde vorläufig im Klinikum Herford untergebracht. Drei Tage später kam es jedoch auch dort zu einem Gewaltausbruch: Gegen 20 Uhr schlug T. mit der Faust auf einen Zimmergenossen ein und trat dem auf dem Boden liegenden Mann in den Bauch. Zimmernachbar beschwerte sich über das laute Telefonat Er wisse noch, dass sich der Zimmernachbar über das laute Telefonat beschwert habe, dass er geführt habe, sagte T. vor Gericht. Dann seien unflätige Bemerkungen des Manns über die ukrainische Heimat des 29-Jährigen gefallen. Was dann genau geschehen sei, wisse er jedoch nicht mehr, führte T. aus – ohne dabei die Tat in Abrede stellen zu wollen. Auch an die Auseinandersetzung mit der Polizei habe er keine konkreten Erinnerungen: &bdquo;Ich nehme an, dass ich die Polizisten damals als Bedrohung empfunden habe.“ Auf ihn habe es mutmaßlich so gewirkt, als begäben sich die Beamten in Kampfposition. Und da sei dann wohl seine Kampfsporterfahrung durchgebrochen: &bdquo;Dann ist alles automatisch abgelaufen. Das ist eingeübt.“ Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass T. zur Tatzeit das Unrecht krankheitsbedingt nicht einzusehen vermochte. Sie betreibt daher seine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. Der Prozess wird am 1. Dezember fortgesetzt.

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