
Kirchlengern. Seit Anfang des Jahres ist die Boden- und Bauschuttdeponie Reesberg in Südlengern wieder in Betrieb. Der Abfallentsorgungsbetrieb des Kreises Herford ist mit seinen schwarzen und braunen Bergen schon von der Straße zu erkennen. Was es damit auf sich hat und was sich seit der Stilllegung sechs Jahre zuvor veränderte, diese Fragen stellten sich die Mitglieder des Heimat- und Wandervereins Kirchlengern.
Friedo Aufderstraße hatte die Idee, eine Kurzwanderung zur Deponie mit anschließender Führung zu organisieren: "Man fährt hier immer vorbei und sieht diese großen Berge. Aber was genau hier gemacht wird, wissen die wenigsten." Rund 30 Wanderfreunde ließen sich von dem Deponiebeauftragten Andreas Dittmann über das Areal führen und folgten seinen Ausführungen aufmerksam.
Auf dem Gelände gibt es eine alte und eine neue Deponie. Der alte Teil wurde ursprünglich zur Entsorgung von Haus- und Gewerbemüll genutzt. Durch die Umstellung von Öfen auf Heizungen Ende der 60er Jahre fiel immer mehr Hausmüll an. Es musste ein Platz für die Entsorgung gefunden werden. "Durch die geologischen Gegebenheiten, dem dort vorhandenen Tonstein, fiel die Wahl auf die Grube am Reesberg", sagt Dittmann.
Viele der älteren Zuhörer können sich noch gut an diese Zeit erinnern. "Wir sind hier regelmäßig mit unseren Tüten voll Müll hergefahren", erzählt eine Teilnehmerin. Von 1971 bis 1982 wurden insgesamt 4,5 Millionen Kubikmeter Haus- und Gewerbemüll entsorgt. Mit diesem Altlastenproblem haben die Deponiebetreiber auch heute noch zu tun. Während des Gangs um die alte Deponie, die aktuell abgedeckt wird, zeigt sich das deutlich: An einer Stelle ist noch Unrat, in erster Linie Plastik, zu erkennen, der kaum zerfallen ist. "Das ist Müll aus den 80er Jahren", sagt Dittmann. Mehr als 30 Jahre konnten dem Abfall nichts anhaben. Seit 1983 wurde ausschließlich Boden- und Bauschutt abgeladen, immerhin auch 1,2 Millionen Kubikmeter. Dittmanns Zuhörer schauen immer wieder beinahe schon ehrfürchtig auf die hohen Berge. Aufgrund neuer Bestimmungen des Abfallgesetzes wurde die Deponie im Jahr 2009 vorerst still gelegt. "Der Bedarf an Deponievolumen bestand aber weiterhin und die nächsten Deponien sind einfach zu weit weg", sagt Dittmann
Für die Wiederaufnahme der Deponie waren genaue Vorgaben der Bezirksregierung einzuhalten. Um den Umfang des geforderten vielschichtigen Untergrunds zu zeigen, hat der Bauingenieur Glasflaschen verschiedenen Inhalts mitgebracht: Unterschiedlich grobe Gesteinsarten sind darin zu sehen. "Das sind die verschiedenen Schichten, die sich unter den gelagerten Stoffen befinden müssen". Mit Kunststoffdichtung, Sandschutzmatte, Kies, Vlies und Drainage wird zudem dafür gesorgt, dass die abgeladenen Stoffe von der Umwelt abgegrenzt sind. So ein Aufwand ist mit Kosten verbunden.
Die Deponie Reesberg soll Ende 2016 fertig gestellt sein. "Das gesamte Gelände wird dann etwa 25 Hektar umfassen", sagt Dittmann. Bei einer Größe von 35 Fußballfeldern lässt sich ein Raunen der Zuhörer vernehmen. Dieses quittiert Dittmann mit einem: "Der Müll muss nun mal irgendwo bleiben".
Neben dem Umweltschutz ist auch die Energiegewinnung ein Thema: Es wurden sogenannte Gasbrunnen in den Müllberg gebohrt, die Deponiegas aus den Tiefen fördern.
Zukünftig wird der Blick von der Straße wieder ins Grüne gehen: Nach Fertigstellung des letzten Bauabschnitts wird der alte Teil der Deponie rekultiviert. Die Oberfläche wird dann mit kleinen Büschen und Pflanzen begrünt.