Schweicheln-Bermbeck/Lippinghausen. "Jedes Kind ist anders", auf dieser Erkenntnis beruht das Konzept des Jahrgangsübergreifenden Lernens (JüL), mit dem jeder Schüler in seiner Individualität optimal gefördert werden solle. "JüL bietet die Flexibilität auf verschiedene Lerntypen einzugehen. Es fördert die Kinder nicht nur in ihrer schulischen Laufbahn, sondern auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung", sagt Schulleiterin Kerstin Gerkensmeier von der Grundschule Regenbogen mit den Standorten Schweicheln-Bermbeck und Lippinghausen.
Gemeinsam mit dem Kollegium hat sie zwei Jahre lang einen entsprechenden Lehrplan ausgearbeitet, so dass nach den Sommerferien die ersten JüL-Klassen ins neue Schuljahr starten konnten.
Mit einer fünfminütigen Wiederholung der letzten Stunde beginnt der typische JüL-Unterricht. Anschließend gehen die Schüler in ihre individuellen Lernphasen und bearbeiten die Aufgaben in ihren Schulbüchern. Das jeweilige Lerntempo orientiert sich an der Leistungsstärke und dem Lernstand. Auf diese Weise können die Kinder Übungen bei Bedarf wiederholen oder bei besonderer Begabung schnell abhandeln. "Es ist uns wichtig, dass die Schüler den Stoff verstanden haben, bevor sie mit der nächsten Lerneinheit beginnen", erklärt Gerkensmeier. Um den Wissensstand zu überprüfen, schreiben die Kinder nach jedem abgeschlossenen Thema einen Test. Den Zeitpunkt bestimmen sie gemeinsam mit den Lehrern.
"Nur wer sich im Stoff sicher fühlt, meldet sich für die Überprüfung an. Auf diese Weise wollen wir den Kindern beibringen, sich und ihre Leistungen selbst einzuschätzen", sagt Lehrerin Andrea Jelonek. Neben den Selbstlernzeiten bringen Blockunterricht, Gruppenarbeiten und Spiele Abwechslung in den Schulalltag. In Partnerübungen können leistungsstarke Schüler den schwächeren Hilfestellung geben. "Das Erklären festigt nicht nur den gelernten Stoff, sondern trägt auch zum Selbstbewusstsein bei", skizziert Lehrerin Andrea Lenz das Vorgehen.
Anders als beim Frontalunterricht gibt JüL die Möglichkeit, auf Leistungsunterschiede einzugehen. Lernschwache Kinder werden gezielt gefördert, während leistungsstarke Schüler mit zusätzlichen Übungen gefordert werden. Die Lehrer haben den Lernerfolg jedes Einzelnen stets im Blick, so dass am Ende des zweiten Schuljahres beurteilt werden kann, ob der Übergang aus der JüL-Gruppe in Klasse 3 erfolgen kann.
Das individuelle Lernkonzept konzentriert sich hauptsächlich auf Mathematik und Deutsch. In den anderen Fächern baut der Stoff nicht zwangsweise aufeinander auf, so dass der Unterricht für beide Jahrgänge einheitlich gestaltet werden kann. "Wir passen die Lehrpläne auf zwei Jahre an, so dass die vorgegebenen Ziele erreicht werden, ohne dass sich Themen wiederholen", sagt Lenz.
Wer sich das Schulkonzept genauer anschauen möchte, kann in der kommenden Woche an der Grundschule Regenbogen eine Unterrichtsstunde besuchen. Anmeldungen bis Montag unter Tel. (05221) 6 14 14 oder per E-Mail an sekreteriat@gs-regenbogen.eu.
Was ist JüL?
- Das Jahrgangsübergreifende Lernen ist ein Unterrichtskonzept, bei dem erste und zweite Klasse gemeinsam unterrichtet werden.
- Die Gesamtschülerzahl pro JüL-Klasse beträgt maximal 25 Kinder. Sie werden von einem Lehrer betreut. Für Schüler mit Förderbedarf steht ein Sonderpädagoge zur Verfügung.
- Ziel ist die individuelle Förderung und Anleitung zum selbstständigen Lernen.
- Die Regenbogen-Grundschule ist die einzige Grundschule in der Großgemeinde, die diese Unterrichtsstruktur anbietet.