Anwohnerproteste gegen geplante Fahrradstraße in Hiddenhausen

Hiddenhausen. Aus der Dorfstraße wird eine Fahrradstraße. Ende Oktober vergangenen Jahres beschloss der Ausschuss für Gemeindeentwicklung, die Planungsleistungen auszuschreiben. Rund 1,08 Millionen Euro soll die Maßnahme kosten, die zu 95 Prozent (960.000 Euro) durch das Land NRW gefördert wird. Gegen die mit dem Umbau verbundenen Maßnahmen regt sich nun Widerstand einiger Anwohner. So sollen mehrere sogenannte &bdquo;Berliner Kissen“, Fahrbahnschwellen zur Temporeduzierung, inklusive Pollern rechts und links, installiert werden. &bdquo;Wenn die dort alle 50 Meter angebracht sind, behindert das massiv“, sagt Jörg Kortemeier, Inhaber eines Gartenbaubetriebes und eines Blumenladens am Taxusweg. Vor allem für die bis zu 40 Tonnen schweren Lkw, die seinen Betrieb beliefern, werde das schwierig. Auch Elisabeth Greßhöner und Reinhard Berg bezweifeln, dass sie mit ihren breiten landwirtschaftlichen Maschinen künftig noch durch die Dorfstraße auf ihre Felder fahren können. Sorgen machen sich auch Elvira Spindler und Jessica Hammecke-Spindler, ob sie mit dem Transporter ihres Schaustellerbetriebs weiterhin um die Ecke kommen. &bdquo;Aktuell ist das Fahrzeug 14 Meter lang, es kann aber sein, dass wir uns vergrößern und das Fahrzeug künftig 17 Meter lang ist“, sagt Elvira Spindler. &bdquo;Was ist dann?“ Lesen Sie auch: Ausbau der Dorfstraße löst Kontroverse aus Bedarfsampel an Kreuzung sorgt für Bedenken Auch die an der Kreuzung Dorfstraße/Milchstraße geplante Bedarfsampel sorgt für Bedenken. Radfahrern soll so ein flüssiges Überqueren der Milchstraße ermöglicht werden. Sebastian Rozwadowski, der direkt an der Ecke wohnt, befürchtet zum einen, dass die insgesamt zwölf Lichter der Ampel in sein Haus scheinen könnten. &bdquo;Dann habe ich eine Disco auf der Diele.“ Zudem bezweifelt er, ob die Ampel angesichts der bisher sehr überschaubaren Anzahl an Radfahrern und Folgekosten von 8.000 bis 9.000 Euro im Jahr wirklich notwendig ist. Laut Ina Reschke, Projektingenieurin beim Planungsbüro Bockermann Fritze, werde die Fahrbahn im geplanten Abschnitt der Fahrradstraße (unterer Teil ab Kreuzung Milchstraße) fünf Meter breit. &bdquo;Nur die Baumtore stellen mit 3,50 Metern Durchfahrtsbreite Engstellen dar. Die Engstellen werden wir für landwirtschaftliche Maschinen überfahrbar gestalten“, sagt Reschke. Auch das Gewicht der landwirtschaftlichen Maschinen sei für die Berliner Kissen kein Problem. Bei Bedarf könnten deren Standorte einfach verschoben werden. Die Ampel springe nur an, wenn sich ein Radfahrer nähere. &bdquo;Wenn kein Radfahrer da ist, haben die Autos auf der Milchstraße Vorrang“, betont Reschke. Die Steuerung für das Ampelsystem müsse aber noch geplant werden. CDU Hiddenhausen hat bei der Dorfstraße noch Beratungsbedarf Versammlung im Hiddenhauser Rathaus soll Klarheit schaffen Die Anwohner kritisieren auch, dass sie nicht frühzeitig informiert, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt worden seien. Die Gemeinde hatte in einem Brief Mitte Juli für Donnerstag, 14. August, ins Rathaus eingeladen, um über den aktuellen Stand zu informieren. &bdquo;Das war das erste Mal, dass ich von der Gemeinde etwas darüber gehört habe“, sagt Sebastian Rozwadowski. &bdquo;Wir haben zuvor jahrelang gar nichts gehört“, ergänzt Elisabeth Greßhöner. Es wäre sinnvoll gewesen, uns vorher einzubeziehen“, sind sich die Anwohner einig. Von der Versammlung erhoffen sie sich nun zumindest Infos darüber, wie die genauen Planungen aussehen. Den Vorwurf mangelnder Kommunikation will die Gemeinde nicht auf sich sitzen lassen. So habe die Verwaltung bereits 2021 bei den Anliegern ein Meinungsbild zur Änderung der Geschwindigkeitszonen auf der Dorfstraße und der Milchstraße eingeholt. Jan Westerhold, Leiter des Amtes für Gemeindeentwicklung, verweist zudem auf das Protokoll der Ausschusssitzung vom 28. Juni 2021. Dort heißt es: &bdquo;Die Anlieger der Dorfstraße sprechen sich in dem von der Verwaltung eingeholten Meinungsbild für die Umwandlung der Dorfstraße in eine Fahrradstraße aus.“ &bdquo;Wir haben erst jetzt einen Stand erreicht, an dem es Sinn macht, die Anwohner zu informieren“, so Westerhold. &bdquo;Wir wollten keine halb garen Planungen vorstellen, es sollte alles Hand und Fuß haben.“ Zudem seien in den vergangenen Wochen von der Verwaltung und von Mitarbeitern von Bockermann Fritze persönliche Gespräche mit den Anwohnern und deren Bedenken geführt worden. Auch interessant: Diese Bauprojekte stehen in HIddenhausen 2025 an Ausbau geht zurück auf einen Bürgerantrag von 2021 Sebastian Rozwadowski befürchtet zudem, einen Teil seines Grundstücks abgeben zu müssen, da die Straße ja verbreitert und zudem ein Gehweg angelegt werden solle. &bdquo;Wo gepflastert werden soll, ist noch mein Grundstück.“ Diese Bedenken kann Westerhold entkräften. &bdquo;Eine Enteignung kann ich definitiv ausschließen.“ Auch laut Ina Reschke müsse dort lediglich die Hecke etwas zurückgeschnitten werden. &bdquo;Wir haben nur bis zur Grenze des Grundstücks geplant. Eventuell muss eine Grabenverrohrung dort umgelegt werden. Das ist aber alles noch nicht endgültig festgelegt.“ Die Projektingenieurin wird bei der Versammlung auch dabei sein. &bdquo;Wir versuchen, im Dialog mit den Anwohnern deren Bedenken zu entkräften“, sagt Reschke. Der Umbau der Straße zu einer Fahrradstraße geht zurück auf einen Bürgerantrag aus dem Jahr 2021. Diesen hatte Anwohner Karsten Große-Wöhrmann eingereicht und dafür Unterschriften von anderen Anwohnern eingeholt. &bdquo;Er hat uns damals angesprochen. Ich habe das unterschrieben“, sagt Sebastian Rozwadowski. Allerdings sei damals vom jetzt geplanten Ausmaß der Fahrradstraße nicht die Rede gewesen. &bdquo;Da ging es um eine Reduzierung auf Tempo 30 und ein paar Brunnenringe zur Einengung“, erinnert er sich. Laut Jan Westerhold soll der Umbau voraussichtlich erst im nächsten Jahr beginnen. Als Bauzeit werden drei bis vier Monate veranschlagt. Um die Fördermittel zu erhalten, müssen die Arbeiten spätestens bis Ende September 2026 abgeschlossen sein. Ob das Thema bereits in der nächsten Ausschusssitzung am 1. September auf der Tagesordnung stehen werde, sei noch nicht klar.

Meistgelesen