Junge Frau aus Hiddenhausen geht ihren Weg: Ausbildung mit Schwerbehinderung

Hiddenhausen. Xenia Nass ist 22 Jahre alt und absolviert seit August vergangenen Jahres bei der Budich-Unternehmensgruppe eine Ausbildung zur Industriekauffrau. Damit ist die junge Frau eine von aktuell 27 Auszubildenden bei dem mittelständischen, familiengeführten Unternehmen, das Reinigungs-, Pflege-, Desinfektions-, Körperpflege- und Luftreinigungsmittel entwickelt, herstellt und vertreibt. Im Gegensatz zu ihren Kolleginnen und Kollegen kann Xenia Nass ihren Alltag bei der Arbeit und in der Berufsschule jedoch nicht immer alleine meistern. Durch eine angeborene Fehlstellung der Gelenke ist sie schwerbehindert, ihre Arme und Beine kann sie nur eingeschränkt bewegen. Trotz ihrer Behinderung sei für sie aber immer klar gewesen, dass sie arbeiten möchte, betont die junge Frau. Unterstützung, eine sogenannte Ausbildungsassistenz, erhält sie durch Olga Frier von der Lebenshilfe Herford. &bdquo;Wir haben uns im Dezember vergangenen Jahres kennengelernt und es hat sofort gepasst, das war ein Glücksgriff“, sagt Olga Frier. &bdquo;Olga unterstützt mich bei alltäglichen Aufgaben und macht Handreichungen für mich, die Firma und die Schule nehmen aber Rücksicht und sind stets bemüht, den Arbeitsplatz angenehm zu gestalten“, sagt Xenia Nass. Hiddenhauserin nutzt Diktierprogramm für Klassenarbeiten Eine ständige Hilfe braucht Nass allerdings nicht. &bdquo;Sie gestaltet ihren Alltag in der Abteilung ganz alleine und ist in dieser Hinsicht sehr eigenständig“, lobt Natalie Schlüter, Personalreferentin bei Budich. Zudem durchlaufe sie die gleichen Abteilungen wie alle anderen Azubis. Auch besondere technische Vorrichtungen benötigt Xenia Nass im Beruf nicht. &bdquo;Einzig für Klassenarbeiten in der Schule habe ich ein zusätzliches Diktierprogramm“, erklärt die 22-Jährige. Xenia Nass wohnt in Schweicheln und hat ihr Abitur 2022 an der Olof-Palme-Gesamtschule gemacht. Anschließend begann sie zunächst ein Physikstudium, doch das Studium und die voraussichtliche berufliche Laufbahn hätten sich aufgrund ihrer Einschränkung sehr kompliziert gestaltet, blickt sie zurück. Dass sie ihre Ausbildung bei Budich macht, sei auch auf die Empfehlung einer guten Schulfreundin zurückzuführen, verrät Xenia Nass. &bdquo;Sie hat auch hier ihre Ausbildung begonnen und mir empfohlen, mich zu bewerben“, sagt die 22-Jährige mit einem Lächeln. Anteil der Bewerber mit Schwerbehinderung im Kreis Herford .responsive23-mPLIxAPU8mQoGIMF-bar-stacked-vertical-bewerber-ausbildung { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-mPLIxAPU8mQoGIMF-bar-stacked-vertical-bewerber-ausbildung { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-mPLIxAPU8mQoGIMF-bar-stacked-vertical-bewerber-ausbildung { padding-top: 142.86%; } } Chancen für Übernahme nach Ausbildung stehen gut Neben anderen Unternehmen schickte Xenia Nass auch ein Bewerbungsschreiben an die Verantwortlichen bei Budich – mit Erfolg. &bdquo;Das Vorstellungsgespräch und die ersten Tage hier haben mir sehr gut gefallen“, blickt die junge Frau zurück. &bdquo;Alle hier waren sehr offen und hilfsbereit“, hat Nass keinerlei Berührungsängste festgestellt. Lesen Sie auch: Viele Firmen wollen sie nicht – jetzt hat eine besondere Bielefelderin ihren Traumjob Es habe vielmehr ein großes Interesse gegeben, die neue Auszubildende und ihre Stärken kennenzulernen und ihr auf Augenhöhe zu begegnen. &bdquo;Das hat mich motiviert, mein Bestes zu geben, alle haben hier für mein Wohlbefinden gesorgt“, lobt Nass die gute Atmosphäre. Vor Beginn der Ausbildung habe sie nur wenige Zweifel an ihrer Entscheidung gehabt. &bdquo;Ich habe mir nur gewünscht, gleichwertig behandelt und wertgeschätzt zu werden. Beides ist genauso der Fall gewesen“, lobt Nass. Drei Jahre sind für die Ausbildung zur Industriekauffrau vorgesehen, eventuell kann Nass diese um ein halbes Jahr verkürzen. Das sei aber noch nicht klar, sagt sie. Auch ob sie nach ihrer Abschlussprüfung bei Budich übernommen wird, stehe noch nicht fest, aber die Chancen stehen gut. &bdquo;Ich würde mir wünschen, übernommen zu werden und eventuell ein berufsbegleitendes Studium zu absolvieren“, blickt sie optimistisch in die Zukunft. Geschäftsführer vom Engagement der jungen Frau beeindruckt Ihre Freizeit verbringt die 22-Jährige viel mit ihrer Familie, zudem nimmt sie seit rund einem Jahr Gesangsunterricht. &bdquo;Meine Mutter hat auch eine Ausbildung als Sängerin absolviert“, sagt Xenia Nass. &bdquo;Eine Auszubildende mit einer Schwerbehinderung ist auch für uns neu, aber das gehört mit dazu, um sich gute Fachkräfte zu sichern“, sagt Budich-Geschäftsführer Michael Aupke. Durch die neue Strategie in Sachen Ausbildung sei es dem Unternehmen in den vergangenen Jahren auch gelungen, das Alter der Belegschaft signifikant zu reduzieren. &bdquo;So beugen wir dem Fachkräftemangel vor“, fügt Michael Aupke hinzu. Lesen Sie auch: 30.000 Jobs offen, 30.000 Jugendliche arbeitslos – wieso finden sie nicht zusammen? Vor gut vier Jahren hatte die Budich-Unternehmensgruppe mit der neuen strategischen Ausrichtung seine Anstrengungen auf dem Ausbildungsmarkt deutlich intensiviert und war neue Wege gegangen, unter anderem durch verstärkte Kooperationen mit Schulen und Ausbildung in Teilzeit. Derzeit gibt es drei Mütter, die eine Ausbildung in einem Teilzeitmodell absolvieren, um Beruf und Familie vereinbaren zu können. Vom Engagement und Ehrgeiz von Xenia Nass zeigt sich der Geschäftsführer beeindruckt: &bdquo;Auch sonst ist sie immer mit dabei, egal, ob beim Bowlingabend für die Auszubildenden, den sie mit organisiert hat, oder beim Weihnachtsmarktbesuch. Wir sind wirklich sehr beeindruckt von ihr.“

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