Grundschule in Hiddenhausen setzt auf neue Unterrichtsmethoden

Hiddenhausen. &bdquo;Wir müssen den Mumm haben, etwas zu verändern. Sonst kommen wir nicht weiter. Die Probleme werden wir nicht mit den Methoden lösen, die die Probleme verursacht haben.“ Mit diesem leidenschaftlichen Plädoyer erklärt Claudia Gelke, Schulleiterin an der Paul-Maar-Grundschule (PMGS), warum ihre Schule auf ein neues pädagogisches Konzept setzt. Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und Kritisches Denken – diese vier in der Kultusministerkonferenz festgelegten Prinzipien sind die Grundlage für das neue Konzept. Am Standort Eilshausen wird es im zweiten Jahr umgesetzt, an den beiden anderen Standorten seit diesem Jahr. Grund für die Veränderung seien vor allem die veränderten Voraussetzungen, mit denen die Kinder in die Grundschule kommen. Bisher sei die Fülle des Wissens ein Garant für Erfolg gewesen, jetzt sei das Wissen überall abrufbar. &bdquo;Was also ist die Kompetenz der Zukunft? Die Kinder müssen autonomer, selbstständiger und in sich sicherer mit der Lebenswelt um sich herum umgehen können“, erklärt die Pädagogin. Mehr Selbstverantwortung für die Schüler &bdquo;Das Wissen, wie ich mich mit wem vernetzen und wie ich als Team wirksamer werden kann, spielen eine wichtige Rolle.“ Der Lehrende müsse daher vor allem Lernstrategien in die Lernwelt einbringen. Den vorne stehenden Lehrer gebe es nicht mehr. Stattdessen müsse der Lehrende mehr in die Selbstverantwortung der Schüler geben und ihnen auch den Raum dafür lassen, beschreibt Gelke das Prinzip. Der Lehrer ist als Größe in veränderter Form noch immer da, doch übernehmen die Kinder mehr Verantwortung beim Lernen. Lesen Sie auch: Mehr als 30 Schulen aus OWL für Startchancen-Programm ausgewählt In Sachen Raumgestaltung orientiert sich die Schule an den sechs Prinzipien der Designerin und Architektin Rosan Bosch. Die Niederländerin gestaltet Lernwelten und will dazu ermutigen, Bildungsräume neu zu denken. Diese Prinzipien seien auch mit wenig Geld realisierbar, betont Claudia Gelke. Rollentrennung ist aufgehoben So können die Kinder sich zum Beispiel am &bdquo;Lagerfeuer“, einem runden Teppich auf dem Boden des Klassenraums, niederlassen, um Sachinformationen oder Befindlichkeiten auszutauschen – quasi ein Lernarrangement am Boden. &bdquo;Es ist erstaunlich, wie wirksam das ist“, bewertet Gelke die bisherigen Erfahrungen sehr positiv. Durch kommunikative Prozesse würden Lerngegenstände zu allgemeingültigem Wissen. Bei der &bdquo;Bergspitze“ können die Lernenden vorne an der Tafel zum Beispiel vor der Gruppe die Ergebnisse ihrer Arbeitsgruppe präsentieren. &bdquo;Die Kinder unterstützen den Lehrer als Experten oder können ihn sogar ersetzen“, beschreibt Gelke. Die vorherige Rollentrennung sei dabei aufgehoben, den Kindern sollen Selbsterfahrungen ermöglicht werden. &bdquo;Die Kinder betrachten den Lehrer als einen Coach, der hilft und Tipps für sie hat.“ Um Räume flexibel gestalten zu können, hat die Schule Sitzgelegenheiten aus stabilem Polyethylen angeschafft, die variabel eingesetzt und leicht transportiert werden können. Konzept jahrelang vorbereitet Die Umsetzung des neuen Konzeptes habe jahrelange Vorarbeit erfordert. So hospitierte Gelke am Bünder Erich-Gutenberg-Berufskolleg und an der Bielefelder Laborschule, um offene Unterrichtsformen näher kennenzulernen. &bdquo;Auch im Kollegium haben wir viel darüber gesprochen, wo die Reise hingehen soll“, sagt Gelke. Auch seien alle involvierten Parteien, wie Eltern, Lehrer, Schulaufsicht, Kommune und OGS-Träger, mitgenommen worden, um ein &bdquo;breites Bild zu erhalten“. Eine wichtige Rolle spielt der Offene Ganztag (OGS), für den ab 2026 ein Rechtsanspruch besteht. Der Prozess der Kooperation werde von den Erzieherinnen und Erziehern mitgetragen, auch wenn diese nicht selbst unterrichten, betont Gelke. Auch räumlich spiegele sich das wider. So gebe es keinen eigenen OGS-Bereich mehr. &bdquo;Pro Etage haben wir einen Jahrgang mit einem Klassenraum, einem OGS-Raum und einem Gruppenraum“, berichtet Gelke. Lesen sie auch: Anspruch auf Ganztagsplatz kommt - doch für OWL-Schüler wird er kaum zu erfüllen sein Die Schulleiterin spricht ein großes Lob an OGS-Leiterin Gabi Wunderlich und ihr Team aus. &bdquo;Sie sind unglaublich kommunikativ und kooperativ. Das kompensiert sehr viel. Rangeleien oder Missverständnisse werden zum Beispiel von ihnen mit aufgearbeitet. Oft bekomme ich Probleme erst mit, wenn sie schon im Lösungsprozess sind“, sagt die Schulleiterin und ergänzt: &bdquo;Es ist sehr bereichernd, diese Kompetenzen im Haus zu haben.“ Auch andere Schulen gehen neue Wege Der Probelauf im vergangenen Jahr in Eilshausen sei sehr vielversprechend gewesen. &bdquo;Ich war geflasht von der Eigendynamik, die das schon nach sechs bis acht Wochen angenommen hat. Die Kinder waren deutlich selbstständiger und gelöster.“ Auch die Eltern seien begeistert gewesen. Generell sei der offene Unterricht auf Unterstützung aus dem Elternhaus angewiesen. &bdquo;Die Eltern müssen sich ein wenig zurücknehmen. Wir bitten die Eltern darum, diese Erfahrungsräume für die Kinder zuzulassen.“ Jeder solle sich mitgenommen fühlen. Die PMGS sei nicht die einzige Schule in der Umgebung, die neue Konzepte umsetzt. &bdquo;Auf allen Ebenen ist eine Agilität erkennbar, sich zu verändern. Alle Schulen gehen eigene kleine Schritte, da ist etwas auf dem Weg. Auch die Schulaufsicht begleitet das sehr konstruktiv. In den nächsten zehn Jahren wird noch viel passieren“, ist sich Gelke sicher.

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