Bogenschießen: Ein Selbstversuch bei der Schützengesellschaft Hiddenhausen

Hiddenhausen. Ich stehe an einer weißen Markierung, zehn Meter vor mir die Zielscheibe. In der linken Hand halte ich meinen Bogen, mit der rechten spanne ich den Pfeil ein. Ich greife nach der Sehne und ziehe sie langsam zu mir. Noch ein letztes Mal atme ich tief ein und aus, bevor ich die Spannung löse. Der Pfeil schnellt nach vorn. Er trifft die Zielscheibe. Zwar nicht in der Mitte, aber er trifft sie. Da alle Versuche davor nicht mal die Platte berührten, ist das ein erster Erfolg für mich. Pfeil und Bogen habe ich bisher nie auch nur in der Hand gehabt - bis heute. Ich bin auf dem Schützenplatz in Hiddenhausen, denn dort bietet die Schützengesellschaft seit Neuestem auch Bogenschießen an. Bevor es losgeht, erklären Silke und Sascha Harre, Bogensport-Leiter der Schützengesellschaft Hiddenhausen, mir alles, was ich vor dem ersten Schießen wissen muss. Sie haben den Sport vor einiger Zeit für sich entdeckt und sind seither leidenschaftliche Bogenschützen. Umfassende Vorbereitung gehört beim Bogensport dazu Von den verschiedenen Bogenarten, über die richtigen Einstellungen bis hin zum klassischen Schussablauf, erklären sie mir auch, auf welche Sicherheitsregeln ich achten muss. Eins merke ich sofort: Sicherheit steht beim Bogensport an oberster Stelle. “Es ist ganz wichtig, dass man gut angeleitet wird”, so auch Horst Virchow vom R+R Bogenshop aus Bad Oeynhausen. “Bogensport hat nichts mit Schießen zu tun”, sagt der Experte. Es handle sich bei Pfeil und Bogen nicht um Waffen, sondern um Sportgeräte. Es gibt verschiedene Bogenarten, wir benutzen sogenannte Recurvebögen, erfahre ich. Je nach Schütze variieren die Größe und das Zuggewicht des Bogens. Gängig seien 77 Zoll und 18 Pfund. Auch die Spannhöhe muss individuell angepasst werden. Ich bin erstmal überfordert, allein zur Vorbereitung gehört viel mehr, als ich gedacht hätte. “Irgendwann geht das in Fleisch und Blut über”, beruhigt mich Silke Harre. Das nimmt mir die erste Unsicherheit. Mehr zu Freizeit-Themen im Kreis Herford und Kreis Minden-Lübbecke finden Sie in unserem Spezial "Lifestyle, Gastro, Shopping" Beim Bogenschießen kommt es auf Kleinigkeiten an “So schwer wie gedacht ist der gar nicht”, geht mir als Erstes durch den Kopf, als ich einen Bogen hochhebe. Dass es sich dabei um eine Fehleinschätzung handelt, werde ich später noch feststellen müssen. Ich stelle mich an die weiße Markierung, zehn Meter von der Zielscheibe entfernt. Diese Entfernung, erklärt man mir, sei ideal für Anfänger. Fortgeschrittene können auf dem Gelände auch noch 20 oder 30 Meter weit schießen. Bei fünf Metern steht ebenfalls eine Zielscheibe, die sich besonders fürs Techniktraining eignet. Ich habe die Entfernungen völlig falsch eingeschätzt: Die bunten Ringe auf der Zielscheibe sind doch weiter entfernt, als ich gedacht hätte. So wie die Experten vom Bogenshop es mir vorgemacht haben, platziere auch ich mich. Ein fester, schulterbreiter Stand ist wichtig, der Oberkörper muss gerade sein, die Schultern unten. Ich halte den Bogen in der linken Hand, lege den Pfeil ein und ziehe die Sehne mit drei Fingern nach hinten. Bis deine rechte Hand auf Höhe des Gesichts ist, bekomme ich als Tipp. Schnell stelle ich fest, wie anstrengend das ist: Mein Arm wird vom Gewicht des Bogens müde und beginnt zu zittern, die Sehne auf Spannung zu halten, geht in die Schulter und auch im Rücken spüre ich schon etwas. Entschleunigung an der frischen Luft Beim Bogenschießen werden Partien des Rückens beansprucht, die wir sonst nicht oft belasten, erklärt mir Silke Harre. Für sie sei der gesundheitsförderliche Aspekt ein Grund, warum sie den Sport so liebt. Ebenso spielen die Ruhe und der Fokus, den man dabei bekommt, eine entscheidende Rolle. “Erstmal geht es um den Spaß”, dieser komme laut Harre auch nicht zu kurz. Cornelia Martens ist Vorstandsvorsitzende der Schützengesellschaft und hat das Angebot vor einigen Wochen zum ersten Mal ausprobiert: “Man ist draußen in der Natur, unter freiem Himmel”. Auch das spreche fürs Bogenschießen. Mir scheint die Abendsonne ins Gesicht, normalerweise wäre mir das wohl entgangen. Zwar bin ich vor meinem ersten Versuch auch etwas nervös, merke jedoch schon, wie entschleunigend der Sport auf mich wirkt. Ich löse meine Finger von der Sehne, so dass der Pfeil auf die Zielscheibe zusteuert. Um genau zu sein, verpasst er sie knapp. Schade, allerdings ist damit auch der Ehrgeiz geweckt. “Du wackelst zu viel. Versuch mal, den Bogen etwas höher zu halten”, möchte mir Thomas Reitmeier vom R+R Bogenshop weiterhelfen. Ich probiere es noch einige Male. Bis ein Pfeil die Zielscheibe trifft, dauert es allerdings. “Man muss auf so vieles gleichzeitig achten”, stelle ich fest. Bei jedem Versuch merke ich aber auch, dass ich dem Ziel etwas näher komme. Als ich dann treffe, ist die Freude groß. Neues Angebot der Schützengesellschaft Hiddenhausen Bogenschießen gehört seit diesem Sommer zum Angebot der Schützengesellschaft Hiddenhausen. Dank einer Förderung durch die Gemeinde und die Sparkasse Herford konnte sich der Verein eine erste Grundausstattung zulegen. In Zukunft soll einmal die Woche trainiert werden: Erst die Kinder und Jugendlichen ab 10 Jahre, dann die Erwachsenen. Die Ausrüstung der Schützengesellschaft kann mitbenutzt werden. Während auf dem Schützenplatz auf Zielscheiben in unterschiedlicher Entfernung geschossen werden kann, sind auf dem ehemaligen Kleinkaliber-Schießstand des Vereins verschiedene Stationen entstanden. Dort kann man unter anderem auf Strohsäcke und Bälle schießen. Für mich steht fest: Bogenschießen ist nicht zu unterschätzen. Der Sport verlangt mehr von Kopf und Körper ab, als ich mir vorher ausgemalt habe. Jeder Schießversuch spornt mich an, mich weiter zu verbessern. Allein aus diesem Grund werde ich sicherlich schon bald wieder zu Pfeil und Bogen greifen.

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