Dauerregen im Kreis Herford: Lohnt sich ein Besuch im Freibad trotzdem?

Hiddenhausen. Sommerzeit ist Freibadzeit. Das findet auch "NW"-Autor Matthias Reiprich. Bei warmen Temperaturen ist das kühle Nass immer eine Erfrischung wert. Doch was tun, wenn das sommerliche Wetter ausbleibt? Trotzdem hin, denkt er sich. Und zwar ins Waldfreibad an der Badstraße in Hiddenhausen. 16 Grad, Dauerregen. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Ich bereue meine Entscheidung für den Freibadbesuch schon beim Verlassen der Kabine. Vor wenigen Sekunden stand ich noch unter der warmen Dusche in der Umkleide, jetzt gehe ich - nur mit Badehose bekleidet - in Richtung des Schwimmbereichs. Hier im Freibad gibt es zwei Becken, eins für Schwimmer und eins für Nichtschwimmer. Rutschen ohne Wartezeit Meine Hoffnung auf warme Wassertemperaturen hat ein älterer Mann in der Umkleidekabine zunichte gemacht. "Die Becken sind miteinander verbunden und haben 24 Grad Wassertemperatur", erklärt er mir im kurzen Gespräch. Als "angenehm warm" bezeichnet er es. Für mich klingt das bei den Wetterbedingungen bestenfalls lau. Auf dem Weg zum Wasser werden meine Schritte automatisch schneller. "Optimales Freibadwetter", sage ich sarkastisch zu mir selbst. Mein Wassererlebnis beginnt im Nichtschwimmerbecken. Ich will mich akklimatisieren, bevor ich meine Bahnen ziehe. Die 24 Grad Wassertemperatur fühlen sich kalt an. Zumal ich von oben und von unten nass werde. Im Nichtschwimmerbecken bin ich die einzige Person. Und wittere meine Chance, rutschen zu gehen. Ohne Wartezeit direkt runterrutschen, was für ein Luxus. Dass das Rutschen eigentlich Kindern bis 14 Jahren vorbehalten ist, ignoriere ich in diesem Moment. Während ich die Leiter hochklettere, fühle ich mich wie bei einer Bergwanderung. Kalter Regen peitscht mir ins Gesicht und ich spüre den Wind. Einen Vorteil hat das Wetter aber: Auf der nassen Rutsche nehme ich schnell Tempo raus und flippere wie ein Flummi ins Becken. Jetzt habe ich mich an die Temperatur im Wasser gewöhnt. Also geht es weiter ins andere Becken. Und tatsächlich bin ich dort nicht allein. Sieben weitere Schwimmer hält das Wetter nicht davon ab, sich sportlich zu betätigen. Liegewiese statt Freibadpommes Beim Schwimmen komme ich mit zwei jungen Frauen ins Gespräch und frage, ob sie bei Regen regelmäßig ins Freibad gehen. Das bringt beide zum Lachen. Sie erklären mir, dass sie eigentlich ins "Aqua Fun" - das Hallenbad in Kirchlengern - wollten. Das sei jedoch geschlossen und deshalb hat es sie kurzerhand nach Hiddenhausen verschlagen. "Wir machen das Beste draus", sagt eine der beiden. Und das probiere ich auch. Zu einem richtigen Freibadbesuch gehören für mich Freibadpommes und Entspannung auf der Liegewiese. Auf ersteres werde ich heute verzichten müssen, denn der Kiosk ist bei schlechtem Wetter nicht geöffnet. Zweiteres lasse ich mir nicht nehmen, vor allem nicht vom Wetter. Auf mein Handtuch verzichte ich allerdings, das brauche ich später nach dem Duschen noch in trockenem Zustand. Und so liege ich im strömenden Regen auf der Wiese und genieße das Leben. Ganze drei Minuten lang, bis es mir zu kalt wird. Schnell zurück ins nicht ganz so kühle Nass. Ich wähle den Weg über das Einmeterbrett und springe mit einem Kopfsprung ins Becken. Bei 30 Grad Außentemperatur würde ich den entspannten Weg über die Trittleiter wählen, aber das dauert mir jetzt zu lang. Der harte Kern Trotz des Wetters hat sich das Becken in der Zwischenzeit weiter gefüllt, mittlerweile sind es zwölf Personen. Im Wasser merke ich, wie angenehm es ist und dass mir der Regen beim Schwimmen nichts ausmacht. 24 Grad sind super, denke ich mir. Während ich meine Bahnen ziehe, werde ich andauernd links und rechts von den anderen Schwimmern überholt. Ich bin mir sicher, dass sie öfter ins Freibad gehen als ich. Das bestätigt auch Schwimmmeister Martin Kretschmar. Aktuell würde "nur der harte Kern" regelmäßig ins Waldfreibad kommen. Dafür ist er mit den Besucherzahlen im Juni und in der ersten Julihälfte zufrieden. Er hofft auf ein gutes Finale der Freibadsaison. Bis Mitte September ist das Bad geöffnet. Bis dahin darf das Wetter aus seiner Sicht gerne besser werden. "Vor allem an den Wochenenden", sagt Kretschmar. Eine Schließung aufgrund des schlechten Wetters sei jedoch keine Option gewesen. Die Dauerkartenbesitzer würden auch aktuell fast täglich kommen. "Nass wirst du im Freibad sowieso", sagt er mit einem Lächeln. Das habe ich heute am eigenen Leib erfahren. Und es ist halb so schlimm, sobald man im Wasser ist. Trotzdem freue ich mich jetzt auf meine heiße Dusche. Und werde hoffentlich das letzte Mal nass für heute.

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