Offener Ganztag: So ist die Situation in der Gemeinde Hiddenhausen

Hiddenhausen. Über Finanzierung und personelle Ausstattung der Offenen Ganztagsbetreuung (OGS) wurde in Herford zuletzt viel diskutiert. Die Evangelische Jugendhilfe Schweicheln war aus der Trägerschaft an drei Schulen aus finanziellen Gründen ausgestiegen. Doch wie ist die Situation in Hiddenhausen? Die Ganztagsbetreuung an allen sechs Grundschulstandorten erfolgt hier durch die Gemeinde in Kooperation mit dem AWO-Kreisverband Herford. Der AWO-Kreisverband bewertet die Kooperation mit der Gemeinde sehr positiv. Die Zusammenarbeit sei sehr gut, sagen Hilke Meier, Geschäftsführerin des AWO-Kreisverbands Herford, und Doris Rickert, OGS-Koordinatorin beim AWO-Kreisverband. Die Nachfrage nach Plätzen wachse ständig, der Offene Ganztag sei nicht mehr wegzudenken. Wenn beide Eltern arbeiteten, seien sie auf die Betreuung der Kinder angewiesen. Auch für Kinder, die zuhause nicht viel Unterstützung erfahren, sei der Ganztag durch die Strukturierung des Tages eine große Hilfe. Die steigenden Zahlen sorgten jedoch mitunter für Probleme, vor allem was die Mensen in den einzelnen Schulen betrifft. "Die Mensen sind ein Knackpunkt", sagt Doris Rickert. Eine große Mensa ist schlichtweg zu laut Eine große Mensa für 80 Kinder mache angesichts des Geräuschpegels keinen Sinn. "Da will kein Kind sitzen und kein Mensch arbeiten. Man muss also zwei Möglichkeiten samt entsprechender Ausstattung wie Spülmaschinen schaffen, damit die Kinder in Gruppen in der Mittagspause essen können", sagt Rickert. Der Platz für die OGS-Betreuung sei früher für 25 Prozent der Schüler konstruiert, mittlerweile besuchten aber 60-80 Prozent der Kinder den Offenen Ganztag. Für das kommende Schuljahr habe der AWO-Kreisverband in Hiddenhausen erstmalig sogar Kinder ablehnen und Priorisierungen vornehmen müssen. "Die Gruppen wären sonst zu groß geworden", bedauert Rickert. Das Betreuungskonzept basiere auf den über Jahre aus der Praxis entstandenen Standards des Kreisverbandes, die in einem Qualitätshandbuch festgelegt seien. Dieses enthält Leitlinien, unter anderem in Bezug auf den Kinderschutz, Abholzeiten, Medikamentengabe, Hygienepläne und die pädagogische Entwicklung der Kinder. Zur Erhaltung der Qualität tragen laut Hilke Meier auch regelmäßige Abfragen bei Eltern, Schülern und Mitarbeitenden bei. "Da sind wir am Puls der Zeit." Ab 2026 soll es einen Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz geben. Meier und Rickert sind skeptisch, ob das zu diesem Zeitpunkt umsetzbar ist. "Man muss sich aber dennoch bemühen, das hinzubekommen", betont Hilke Meier. Unsicherheit benötige soziale Sicherungssysteme. Die Kommunen bräuchten allerdings viel Mut für die Umsetzung. "Langfristiges Denken ist erforderlich, wenn Teilhabe gefördert werden soll", sagt die AWO-Geschäftsführerin. Fachkräftemangel beschäftigt die AWO Dennoch fordert Hilke Meier ab 2026 feste Regelungen für den Offenen Ganztag. "Der Ganztag ist davon abhängig, wie das Land NRW sich dazu positioniert. Derzeit ist das von Kommune zu Kommune sehr unterschiedlich. Feste Regelungen helfen den Kommunen, damit sie wissen, wie sie planen müssen. Sonst wird das Problem nur verlagert", mahnt die AWO-Geschäftsführerin. Der Mangel an Fachkräften, beziehungsweise die Rekrutierung von qualifiziertem Personal, ist ein Thema, das auch die AWO umtreibt. "Auch wir haben das Problem, ausreichend Mitarbeiter zu finden. Die Teams an den Schulen sind jedoch sehr engagiert und waren in den vergangenen Wochen und Monaten sehr flexibel, auch wenn sie mehr Arbeit bewältigen mussten", lobt Doris Rickert. Um neue Mitarbeiter zu gewinnen, bietet die AWO in Eigenregie Kurse an, um Quereinsteiger für die OGS-Arbeit zu qualifizieren. Bisher beschäftigt der AWO-Kreisverband im Ganztagsbereich zum größten Teil Teilzeitkräfte. "Der Ganztag ist weiblich und teilzeitorientiert", sagt Doris Rickert. Am Offenen Ganztag in Hiddenhausen sind es mehr als 80 Arbeitskräfte, die für den Kreisverband tätig sind, einschließlich Alltagshelferinnen und Hauswirtschaftskräften. "Wir hoffen, dass wir nach 2026 mehr Mitarbeiter in Vollzeit einstellen können", sagt sie. So sieht es an den einzelnen Standorten aus Laut Schulamtsleiter Uwe Schröder sorgen die steigenden OGS-Zahlen mitunter für räumliche Probleme. Eng sei es vor allem am Standort Eilshausen, der im Sommer zwei neue Klassen aufnimmt. "Da sind wir im OGS-Bereich am Anschlag, was die Mittagsverpflegung angeht", räumt Schröder ein. Um die Situation zu verbessern, soll der Speisebereich vergrößert werden, damit die Kinder in zwei Räumen essen können. Auch an der Grundschule Sundern sei der Raum sehr knapp. Zwei OGS-Gruppen sind hier in Containern untergebracht. Die Planungen für mehr Raum laufen, seien aber laut Uwe Schröder noch nicht zu Ende gedacht. Der Standort Oetinghausen soll für die Zweizügigkeit erweitert werden. Bis zur Fertigstellung des Ausbaus werden zum kommenden Schuljahr Container an der Schule aufgestellt. Deutlich besser sehe es an den einzügigen Standorten in Hiddenhausen und Lippinghausen aus. An der Grundschule Regenbogen in Schweicheln steigen die Zahlen im OGS-Bereich ebenfalls, so dass eine vierte Gruppe eingerichtet werden soll. "Das ist räumlich ohne Umbauten möglich", sagt der Schulamtsleiter. Mit einer Versorgungsquote von 70 Prozent stehe die Gemeinde angesichts des ab 2026 geltenden Rechtsanspruchs gut da, doch der Bedarf sei nach wie vor hoch. "Wir versuchen, Zuwanderern, Migranten und Flüchtlingen einen OGS-Platz anzubieten", betont Schröder. Eine Hemmung bei den geplanten Ausbaumaßnahmen sei die ungeklärte Situation beim Ganztags-Finanzierungsgesetz. "Das sind Gelder vom Bund, die die Länder an die Kommunen weiterleiten sollen", erklärt Schröder. Aktuell sei noch nicht klar, welche Projekte gefördert werden, so dass es noch keine Finanzierungssicherheit gebe. "Anfang Juni haben wir einen Termin bei der Bezirksregierung. Ich hoffe, dass es möglichst schnell Regelungen bezüglich der Finanzierung gibt." So hoch sind die monatlichen Beiträge Die monatlichen Elternbeiträge für den Ganztag reichen von 26 Euro bis 206 Euro. Liegt das Gesamteinkommen der Eltern unter 30.000 Euro im Jahr, ist der Besuch kostenlos. Für das Schuljahr 2023/2024 liegen an den Grundschulen in der Gemeinde 588 Anmeldungen für den Offenen Ganztag vor. Der Hauptstandort Eilshausen der Paul-Maar-Grundschule nimmt 122 Kinder im OGS-Bereich auf, in Oetinghausen sind es 105 Schülerinnen und Schüler, in Hiddenhausen 77. An der Grundschule Regenbogen wollen in Lippinghausen 74 Kinder den Offenen Ganztag nutzen, in Schweicheln-Bermbeck liegen 91 Anmeldungen vor. Die Grundschule Sundern nimmt 119 OGS-Kinder auf.

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