Insolvenzverfahren bald beendet: Brigitte-Küchen erwartet Umsatzplus

Hiddenhausen. Der gute Lauf der Küchenmöbelbranche in der Corona-Pandemie hat auch dem angeschlagenen Hersteller Brigitte-Küchen in Hiddenhausen geholfen und zu einer Steigerung des Umsatzes geführt. Das macht Hoffnung für das nächste Jahr, in dem das Frickemeier-Möbelwerk 100-jähriges Bestehen feiern will. Ende des Jahres soll das Insolvenzverfahren in Eigenregie durchgestanden sein, kündigt Julia Brinkmann an. Die 29-jährige Innenarchitektin ist neu in der Unternehmensführung und leitet die Bereiche Produktentwicklung, Marketing und Design. Ihre Vorgängerin Ulrike Wessel ist im April zur Luxusmarke Poggenpohl in Herford gewechselt. Das damalige Familienunternehmen Brigitte-Küchen war 2018 in Schieflage geraten. Man hatte sich beim offenbar überstürzten Versuch, Marktanteile des insolventen Nachbarn Wellmann/Alno zu erobern, 150 Mitarbeiter zu übernehmen und 60 Millionen Euro Umsatz zu erzielen, übernommen. Auch die Umstellung auf andere Maße hatte nicht reibungslos geklappt. Der Investor Steffen Liebich hatte Anfang 2020 mit seinem Unternehmen Kairos Industries die Mehrheit bei Brigitte gekauft, um das Unternehmen zu sanieren und ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Damals beschäftigte Brigitte um die 330 Mitarbeiter. "Küche liegt mir im Blut" "Küche liegt mir im Blut", sagt Julia Brinkmann. Ihre Eltern hatten eine Tischlerei in Gelsenkirchen. Sie hat bis dahin beim Küchenmöbel-Riesen Häcker in Rödinghausen in einem großen Team der Planungsabteilung gearbeitet und freut sich, nun bei Brigitte "mehr Möglichkeiten" zu haben. "Ich bin ohne Bauchschmerzen zu Brigitte gekommen", sagt sie. "Hier haben wir auch ein tolles junges Team." Die Lieferfähigkeit an den Fachhandel sei gegeben. Es sei gelungen, hier neue Partner zu finden und alte zurück zu gewinnen. Aus der Großfläche habe man sich zurückgezogen. Derzeit beschäftigt Brigitte rund 200 Mitarbeiter, die seit einiger Zeit wieder genug Arbeit für Überstunden haben. Im vergangenen Jahr habe der Umsatz bei rund 30 Millionen Euro gelegen. Für das laufende Jahr 2021 sei man zuversichtlich, 40 Millionen Euro Umsatz zu erwirtschaften. Brigitte hat einen Exportanteil von gut 35 Prozent mit Schwerpunkt in den Benelux-Staaten. Durch das Objekt-Geschäft ist man aber auch international aktiv. Auch Brigitte-Küchen im Industriegebiet Bustedt hat in dieser Woche der A30-Küchenmeile zur Hausmesse eingeladen, um den Kunden Neuheiten zu präsentieren. War im vergangenen Jahr der Besuch der Küchenmeile angesichts der Corona-Pandemie allgemein verhalten, seien nun die Handelspartner größtenteils wieder da, sagt Brinkmann. Wunsch nach Natürlichkeit und Wärme Die Neuheiten der Messe in Material und Gestaltung hat Julia Brinkmann noch nicht mitentwickelt, ist aber nun verantwortlich für deren Präsentation. So setzt Brigitte jetzt Material mit der Oberfläche Fenix in drei Farben ein, das sehr matt, weich in der Anmutung und unempfindlich gegen Fingerabdrücke sein soll. Das Oberflächenmaterial Rauvisio soll insbesondere in der Hochglanz-Variante die Anmutung von Glas haben, aber leichter, widerstandsfähiger und einfacher zu verarbeiten sein. Die Farbpalette der eigenen Lackiererei hat man erweitert um Töne wie Kirschrot und Salbei. Der Wunsch nach Natürlichkeit und Wärme in einer Küche, die nahtlos in den Wohnbereich übergeht, ist in der Pandemie mit Homeoffice und eingeschränkten Möglichkeiten auszugehen, weiter gewachsen. Das spiegelt sich in Holzfronten wider, die sowohl skandinavisch hell als auch dunkel sein und mit Farben kombiniert werden können. Es werden Vitrinenschränke mit dezenter Beleuchtung hergestellt, die auch im Wohnzimmer stehen können. Wohnlichkeit durch Echtholzelemente Wohnlichkeit sollen auch Elemente wie Unterschrankregale mit Echtholz-Schubkästen vermitteln. Das kontrastiert mit einem neuen Metallregalsystem in Industrieanmutung. Neu bei Brigitte sind auch die Innenkorpusfarben Grau und Schwarz als Ergänzung zum Klassiker Weiß. Da heute viele Häuser ohne Keller gebaut werden, kommt dem Wirtschaftsraum eine höhere Bedeutung zu. Auch hier bietet Brigitte Lösungen für praktisches Arbeiten an.

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