Nach Hochwasser: Feuerwehr überarbeitet Unwetterkonzept

Hiddenhausen. Der sintflutartige Regen erwischte Hiddenhausen an einem Samstagabend. Eine heftige Gewitterfront tobte sich am 5. Juni über der Gemeinde aus und hat für erhebliche Schäden gesorgt. Die Unwetterlage nahm nicht im Ansatz so gravierenden Ausmaße an wie vor wenigen Wochen der Starkregen im Westen NRWs und Teilen von Rheinland-Pfalz. Dort sind ganze Regionen von einem Jahrhunderthochwasser betroffen, Bäche haben sich zu reißenden Strömen verwandelt, Straßen und Gebäude zerstört, Menschen kamen in den Fluten ums Leben. Die jüngsten Katastrophenfälle haben die Feuerwehren in der Region alarmiert. "Wir haben unsere Unwetterlagen zum Anlass genommen, unser Unwetterkonzept zu überdenken. Ahweiler hat das noch einmal verschärft", sagt Mario Daume, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Hiddenhausen. Zwölf Einsatzkräfte aus Hiddenhausen haben im überfluteten Krisengebiet im Märkischen Kreis mitgeholfen. Und so hautnah die Auswirkungen mitbekommen. Sie alle sind gesund zurückgekehrt, doch die Eindrücke bleiben. Ein Baukran drohte umzustürzen An dem besagten Abend im Juni kämpften die Einsatzkräfte bis spät in die Nacht in der eigenen Gemeinde gegen die Wassermassen. Die Feuerwehr rückte insgesamt mit 60 Kameraden zu 42 Einsätzen aus. Innerhalb einer halben Stunde seien über Hiddenhausen gut 33 Liter auf den Quadratmeter niedergeregnet. "Das ist eine erhebliche Menge", sagte vor zwei Monaten Holger Kenneweg, Leiter des Bauhofs. Die Löhner Straße musste zeitweise gesperrt werden auch die Industriestraße und Maschstraße waren schwer betroffen. Ein Baukran drohte umzustürzen, Keller sind vollgelaufen und mussten leer gepumpt werden. Bis um drei Uhr in der Nacht sei man im Einsatz gewesen und auch am Sonntagmorgen habe man Teile der Löhner Straße noch von Schlamm befreien müssen. "Es gab einen Vollalarm", sagt Daume. Bei solchen Szenerien muss die Feuerwehr die Einsätze genau priorisieren. Es gilt immer denjenigen zuerst zu helfen, die am stärksten betroffen sind. Doch auch wenn der Keller nur wenige Zentimeter voll Wasser steht, ist Hilfe notwendig. Die Feuerwehr überlegt daher so genannte Flut-Boxen anzuschaffen. Diese Boxen sehen aus wie kleine Plastikkörbe - "wie zum Einkaufen" - sind aber mit einer Pumpe und einem Schlauch ausgerüstet und pumpen das Wasser aus dem Keller. "Wer nur wenig Wasser im Keller hat, kann sich damit behelfen", beschreibt Daume die Idee. Quasi Hilfe zur Selbsthilfe. Wenn die Schwachstellen erkannt sind, können Maßnahmen zur Absicherung getroffen werden Die Flut-Boxen sollen Bürger dann in der Wache abholen können. Bisher seien das aber nur Überlegungen. "Es ist noch nicht das letzte Wort gesprochen", sagt der Wehrführer. Schließlich müsse auch die Politik hinzugezogen werden. Zudem schaut die Feuerwehr derzeit ganz genau auf das bestehende Unwetterkonzept und blickt auf zurückliegende Einsätze. "Wo hat es geklemmt, wo können wir wie taktisch und materiell etwas anpassen." Denn ein Konzept ist niemals in Stein gemeißelt. Tipps zur Vorsorge Starke Regenfälle wurden in den letzten Jahren spürbar heftiger und treten häufiger auf. Die Gemeinde Hiddenhausen gibt daher Tipps zur Vorsorge. Wichtig sei es, die Überflutungsgefährdung einzuschätzen. Dabei ist die topografische Lage wichtig, aber auch, ob es mögliche Eintrittsstellen für das Wasser gibt wie Kellerfenster, die bei großem Wasserdruck zerbersten können, nicht überdachte Treppen, die zum Keller führen, oder eine Tiefgarage mit abgesenkten Bordstein. Wenn die Schwachstellen erkannt sind, können Maßnahmen zur Absicherung getroffen werden, heißt es auf der Homepage. Für Hausbesitzer lohnt sich auch der Blick auf eine Gefahrenkarte. Sie zeigt prognostizierte Fließwege auf, die im Falle eines Starkregenereignisses auftreten können. Mehr Informationen gibt es auf der Homepage unter www.hiddenhausen.de/starkregen#Schutz.

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