Bünder Schausteller findet in Eilshausen Platz für sein Süßwarengeschäft

Hiddenhausen/Bünde. Wäre alles normal würde Carsten Westendorf jetzt und bis zum Ende des Jahres auf dem Weihnachtsmarkt in Paderborn arbeiten. Sein Süßwarengeschäft, "Das Haus vom Nikolaus", stünde dann irgendwo zwischen Dom und Paderborner Rathaus. Doch mangels Weihnachtsmarkt hat es den 47-jährigen Bünder mit seinem Geschäft nach Eilshausen auf den Parkplatz vor die Filiale der Bäckerei Hensel verschlagen. Westendorf öffnet sein Geschäft eigentlich erst um 10 Uhr morgens. An diesem Tag ist er jedoch bereits etwas früher startklar. "Ich habe mir gedacht, irgendwas musst du machen", sagt er, der bereits seit 27 Jahren deutschlandweit mit seinen Waren unterwegs ist. Nur rumsitzen und warten auf bessere Tage, das sei nicht seine Sache. Für die Schausteller war 2020 ohne Volksfeste und ohne Kirmes ein Jahr zum Vergessen. Die Hoffnung lag deshalb auf den Weihnachtsmärkten. Der Rest ist bekannt. "Endlich Weihnachtsmarkt in Eilshausen!" Westendorf ist aber kein Typ, der zum Pessimismus neigt. "Die Besucher sind supernett. Einige sagen: ,Endlich Weihnachtsmarkt in Eilshausen!'", beschreibt er eine Rückmeldung, die ihm seit dem vergangenen Freitag, als er auf dem Parkplatz gestartet ist, häufiger entgegengebracht wird. Die Menschen freuten sich über seine Anwesenheit, vermitteln seine Produkte doch vorweihnachtliche Atmosphäre. In einer Zeit, die mit viel Ungewissheit einhergeht, bietet Westendorf eine käufliche Konstante. Da sind die Klassiker, die ältere Menschen noch aus ihrer Kindheit kennen dürften: "Braune Moppen", Pfeffernüsse und Pfefferminzbruch. Da sind besonders gefragte Süßwaren wie schokoladenüberzogene Früchte, frisches Popcorn oder Crêpe. Besonders beliebt, so sagt Westendorf, seien aber die gebrannten Mandeln. "Wir stellen das alles selber her", sagt er, der von seiner Familie bei der Arbeit unterstützt wird. An diesem Morgen liegen bereits Kisten mit Erdbeeren auf dem Tresen, die mit Schokolade überzogen werden sollen. Seine Anwesenheit hat sich rumgesprochen "Ich hätte gerne zweihundert Gramm gebrannte Mandeln", wünscht eine ältere Dame, deren Maske über Mund und Nase daran erinnert, dass dieses Jahr alles etwas anders ist. Zwischen ihr und Westendorf entspinnt sich ein kurzes Gespräch. Das Wetter sei dieses Jahr immerhin besser als im vergangenen. Am Optimismus des 47-Jährigen ist nicht zu kratzen. Die persönlichen Gespräche seien ihm wichtig - auch wenn es nur ein kurzer Wortwechsel ist. Dass er vor Ort ist, hat sich mittlerweile rumgesprochen im Dorf. Eine Mutter habe beispielsweise in die Whatsapp-Gruppe der Kita eine Nachricht eingestellt. In sozialen Netzwerken wird über "Das Haus vom Nikolaus" diskutiert. Westendorf ist froh, dass er mit dem Besitzer des Grundstücks einen Platz für sein Süßwarengeschäft finden konnte. Selbstverständlich sei das nicht. Und auch bei Hensel in der Bäckerei-Filiale hätten sie sich erfreut über den neuen Nachbarn gezeigt, der ihnen bis zum 30. Dezember einen Stellplatz klaut. Wie es im kommenden Jahr für ihn weitergeht, kann Carsten Westendorf noch nicht abschätzen. Er hofft, dass das Geschäft für die Schausteller im Mai wieder an Fahrt aufnimmt. Viele Kollegen, von Bremen im Norden bis Biberach im Süden, hat er dieses Jahr nicht sehen können. Der Austausch untereinander und die Atmosphäre auf den Jahrmärkten fehlt. Doch Westendorf möchte nicht meckern. Stattdessen versprüht er lieber vorweihnachtliche Freude auf dem Parkplatz in Eilshausen. Der Duft seiner Süßwaren dürfte dabei helfen. "Das Haus vom Nikolaus" ist montags bis samstags von 10 bis 18.30 Uhr und sonntags von 13.30 bis 18 Uhr geöffnet.

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