Wie eine entlaufene Ziege Polizei und Feuerwehr auf Trab hält

Hiddenhausen. Im letzten Moment büxt Ronja aus und überlegt es sich anders. All ihre Artgenossen sind bereits im Anhänger, um auf die andere Weide transportiert zu werden. Doch Ronja zeigt Skepsis und macht sich kurz vorher mit einem gewagten Sprung über die Rampe davon. Noch bevor sie von den Mitarbeitern des Biologiezentrums Bustedt verfrachtet und eingefangen werden kann. Danach beginnt mit mehreren Beteiligten – darunter Kräfte der Polizei und Feuerwehr – eine einwöchige Suche, die am Mittwoch ein glückliches Ende nimmt.&bdquo;So etwas habe ich in den vergangenen zehn Jahren noch nicht erlebt", sagt Holger Stoppkotte. Der stellvertretende Leiter des Biologiezentrums machte sich große Sorgen um Ronja. &bdquo;Wir gingen zuerst davon aus, dass sie an der Industriestraße war. Da ist viel Verkehr mit mehreren Lkw – das hätte schlimm ausgehen könnte." Doch Ronja war irgendwie überall und nirgendwo – und immer woanders. Andere Ziegen als Lockmittel Die 19-jährige Janne absolviert derzeit einen einjährigen Freiwilligendienst am Biologiezentrum und war Teil des Suchtrupps. &bdquo;Wir haben den Vermisstenfall ins Internet auf Facebook gestellt und dadurch viele Hinweise bekommen." Spaziergänger meldeten Janne, dass sich Ronja im Naturschutzgebiet befand. Wieder andere sahen sie am Freibad. Nähern konnte sich Janne dem Tier nicht, es machte sich immer wieder davon. &bdquo;Da sie schwarzes Fell hat, ist sie schwer zu sehen – weißes wäre in dem Fall besser gewesen." Auch Janine arbeitet freiwillig am Biologiezentrum und beteiligte sich. &bdquo;Erst haben wir versucht, sie mit Futter zu locken. Dann nahmen wir zusätzliche Ziegen mit, damit sie sie anlocken – aber keine Chance", erinnert sich die 19-Jährige. Ronja zeigte sich weiter &bdquo;bockig" und machte ihr eigenes Ding. Holger Stoppkotte schaltete da längst die Polizei und Feuerwehr ein. Weil alle Maßnahmen nichts halfen, sollte ein Experte von der Feuerwehr Ronja mit einem Blasrohr betäuben. Da sich die Ziege jedoch zu weit weg befand und sich keine passende Gelegenheit bot, verabschiedeten sich alle Beteiligten auch von diesem Plan. Polizei beeindruckt sie nicht Wie berichtet, tauchte Ronja am Mittwoch plötzlich an der A30 auf und graste dort seelenruhig ohne Rücksicht auf den Verkehr und die an ihr vorbeiflitzenden Autos. Sie stand auf der Auffahrt Hiddenhausen und dort auf dem Standstreifen, wie ein vorbeifahrender Zeuge der NW berichtete. Zwischenzeitlich rückte auch die Polizei mit drei Streifenwagen aus. Von der Autorität der Beamten zeigte sich Ronja wieder unbeeindruckt. Erneut machte sie sich davon. Ihr einwöchiger Ausflug endete bei der Abfallbeseitigung Berg. Auf dem Gelände des Unternehmens trieb sie ihr Unwesen, ehe Janine sie an einer Lkw-Station endlich zu fassen bekam. &bdquo;Sie wollte nicht, ich fasste sie aber an Hals und Horn, so dass wir ihr vorsichtig einen Strick ummachen konnten", erzählt die 19-Jährige. Wie eine Diva &bdquo;Ronja ist das Leittier der Herde und in der Rangordnung der 13 Ziegen ganz oben", erklärt Holger Stoppkotte. Der Fehler beim Transport sei gewesen, dass Ronja als letztes in den Hänger musste, das sei ihr komisch vorgekommen, so der Biologie-Lehrer, der nicht eindeutig bestimmen kann, wie alt Ronja ist und welcher Rasse sie eigentlich angehört. Das Schicksal von Ronja beschäftigte viele Menschen im Internet und auch in Hiddenhausen. Auf einem Fahrrad kam ein Mann am Freitag extra vorbei, um nach der Ziege zu fragen und einen Blick auf Ronja zu werfen. Diese weidet jetzt wieder an gewohnter Stelle und kommt sofort angelaufen, als es Futter gibt. Irgendwann zieht sie sich wieder zurück und versteckt sich im Gehege. Wie eine Diva, die erst mal genug von der Aufmerksamkeit hat. Nicht überliefert ist, was genau sie an diesen acht Tagen in absoluter Freiheit erlebt hat und ob sie ihren Ausflug irgendwann wiederholen möchte. Das weiß nur Ronja.

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