Hiddenhausen. Straßenbäume haben es nicht einfach. Sie sind im Sommer sengender Hitze ausgesetzt, bekommen die reflektierende Strahlungswärme vom Asphalt zu spüren, und der Fahrtwind von Autos und Lastwagen bläst ihnen in voller Geschwindigkeit entgegen. Ergebnis: Sie trocknen langsam aus und im schlimmsten Fall sterben sie.
Damit es ihnen in der Gemeinde Hiddenhausen besser ergeht, hat die Verwaltung schon vor einigen Jahren damit angefangen, sie auf besondere Weise zu bewässern, nämlich mit Wassersäcken. Bauhof-Mitarbeiter beginnen bereits um fünf Uhr in der Früh mit dem Auffüllen der Säcke. Zweimal in der Woche sind sie unterwegs, so wie gestern Morgen wieder.
Bewässerung aus dem Schönungsteich
Die Wassersäcke sind eine clevere und zugleich sehr effiziente Erfindung. Denn sie bringen das Wasser tatsächlich dahin, wo es hingehört: an die Wurzeln der Bäume. Volker Braun leitet das Umweltamt der Gemeinde Hiddenausen und erklärt, wie die Beutel funktionieren: "Sie haben kleine Löcher im unteren Bereich und geben so nur sehr wenig Wasser auf einmal ab, quasi Tröpfchenweise”, erklärt er. "Wenn der Boden sehr trocken ist, würde ein Wasserstrahl durch die trockene Erde hindurchfließen, und der Wässerungseffekt wäre weitaus geringer.”

Mit Hilfe der Wassersäcke kann der Boden das Wasser jedoch nach und nach aufnehmen, bis er vollgesaugt und gesättigt ist.” Und dann kann der Baum trinken. Das Wasser, das die Gemeinde zur Bewässerung ihrer Pflanzen ausbringt, stammt aus dem Klärwerk an der Straße nach Kirchlengern. Es kommt aus dem sogenannten Schönungsteich.
Der Schönungsteich ist die Endstation für Wasser im Klärwerk. Es ist gesäubertes Abwasser, das auch in Flüsse eingeleitet wird. Volker Braun. "Wir verschwenden also kein wertvolles Trinkwasser, sondern Wasser, das ohnehin in großen Mengen zur Verfügung steht.”
Seit einigen Jahren jedoch ist auch klar: Mit Bewässern allein ist es mittlerweile nicht mehr getan. Mit dem Klimawandel müssen auch andere Baumsorten her, denn die heimischen sind der Hitze nicht gewachsen. Aus diesem Grund haben sich Kommunen in ganz Deutschland auf die Suche nach Sorten aus dem Mittelmeerraum gemacht. Bäume von dort können Sonne und Trockenheit besser vertragen. Sie haben oft kleinere und härtere Blätter und geben deswegen über das Blattwerk auch nicht so viel Wasser in die Luft ab und speichern es stattdessen. So wird in Deutschland die Europäische Hopfenbuche mehr und mehr heimisch.

Sie stammt ursprünglich ebenfalls aus Gebieten rund um das Mittelmeer. Aus Mitteleuropa hingegen kommt ein Baum, der offenbar auch gut den Hitzestress verträgt, nämlich die Ulme. Ulmen hat die Gemeindeverwaltung vor die Sporthalle der Olof-Palme-Gesamtschule gesetzt. Und tatsächlich: zwei von drei der Bäume dort stehen auch bei großer Hitze prächtig im Saft. Einer bekommt mit Hilfe der Wasserbeutel ein bisschen Unterstützung, so wie 120 weitere Bäume in der Gemeinde.
Ein paar Kannen Wasser auf dem Friedhof
Privatleute können übrigens auch etwas tun, um den mächtigen Pflanzen das Leben ein wenig leichter zu machen. Volker Braun: "Wer zum Beispiel auf dem Spielplatz einen Baum sieht, der jetzt schon gelbe Blätter hat, kann uns anrufen. Wir kümmern uns dann darum”. Und es gibt noch eine weitere Möglichkeit: "Gerade auf Friedhöfen haben es Bäume nicht immer ganz leicht. Besucher kümmern sich zwar hingebungsvoll um die Gräber ihrer Angehörigen”, sagt Volker Braun. "Aber die Bäume gehen oft leer aus. Einfach mal beim nächsten Besuch ein, zwei Kannen Wasser an einen trockenen Baum gießen. Dann bleibt er uns allen noch lange erhalten.”
Und natürlich möglichst langsam schütten, damit das Wasser nicht sofort im trockenen Boden versickert. Ein Art Tröpfchenbewässerung mit der Gießkanne also. Volker Braun und sein Team vom Hiddenhauser Umweltamt sind per Email zu erreichen unter umweltamt@hiddenhausen.de oder telefonisch unter Tel. 05221/964-130.