Was machen die Hiddenhauser Schützen ohne ihre Feste?

Hiddenhausen. Schützen ohne Fest - das können sich viele im Dorf kaum vorstellen. In allen Vereinen haben sich die Königspaare bereit erklärt, ein weiteres Jahr Regentschaft dranzuhängen. Aber steht es um das Vereinsleben? Wie erleben die Vereine die Corona-Krise? Wie blicken sie in die Zukunft? Vorstände und Vereinssprecher haben mit der nw.dedarüber gesprochen. Schützenvereine haben nicht mehr den gesellschaftlichen Stellenwert, den sie bis Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre hatten. Trotzdem erfreuen sich noch immer Menschen am Schützenwesen: manche der Gemeinschaft wegen, andere betätigen sich als Sportschützen. In Hiddenhausen mit knapp mehr als 20.000 Einwohnern gibt es vier Vereine, die sich der Schützentradition widmen. Den Anfang im Schützenjahr machen stets die Schützen aus Oetinghausen. Schützenfeste kosten Geld, bringen aber mangels Besuchern heutzutage oft nicht mehr alle Kosten ein. Die Oetinghauser haben deshalb den Tanz in den Mai initiiert. Bei einer der größten Zeltpartys im Kreis feiern tausende Menschen miteinander. Für viele ist das ein beliebter Treff. "Vielleicht fehlt den Menschen etwas. Und sie sagen: Nächstes Jahr gehen wir mal wieder hin." Er findet regelmäßig am Wochenende nach dem Tanz in den Mai statt. Dieses Jahr nicht. Das tut den Oetinghausern ein bisschen weh. "Der Tanz in den Mai gehört bei uns einfach dazu", sagt Manfred Hempelmann, Zweiter Vorsitzende im Verein. "Man sitzt am 30. April zu Hause und denkt: Da fehlt doch was." Mit den Einnahmen aus dem Fest finanziert der Verein einen Großteil seiner Ausgaben. Das entfällt dieses Jahr. "Wir merken das in der Kasse. Aber wir haben in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet und können es verkraften", sagt Hempelmann. Den Mitgliedern fehlten jedoch die Treffen und das Klönen, den Sportlern zudem das Training. Trotzdem schauen die Oetinghausen mit Hoffnung nach vorn: "Vielleicht gibt es für das Schützenfest ja einen positiven Effekt und die Leute im Dorf sagen: Irgendwie geht es doch nicht ohne. Und nächstes Jahr gehen wir mal wieder hin." "Ein spontanes Wiedersehen, wenn die Lage es wieder zulässt." Bei den Schützen im Ortsteil Hiddenhausen sieht es ähnlich aus. "Die Enttäuschung, besonders bei unseren neuen Mitgliedern, ist sehr groß", sagt Conny Martens, die Pressewartin der Gesellschaft und amtierende Kreisschützenkönigin. "Das richtige Kennenlernen des Vereinslebens muss für sie noch warten." Die Vorbereitungen zur Wiederaufnahme des Schießsports liefen aber. Der Ausfall des Schützenfestes bringe den Verein nicht in finanzielle Schwierigkeiten, sagt Martens. "Sicherlich fehlen uns Einnahmen, nicht nur vom Schützenfest, sondern auch von vereinsinternen Veranstaltungen." Doch das halte sich in Grenzen. Planungen für Veranstaltungen später im Jahr sind derzeit noch nicht konkret. Martens selbst denkt an eine After-Corona-Fete - mit wenig Aufwand, bei Bratwurst und kühlen Getränken. Ein spontanes Wiedersehen für alle Mitglieder könne das werden, wenn die Lage dies zulasse. Die Eilshauser haben sich regelmäßig in Videokonferenzen ausgetauscht Die Schützengesellschaft Eilshausen hat in den vergangenen Jahren Besucher für das Schützenfest gewinnen können, sagt Pressesprecher Michael Scheiding. "Deswegen ist es schade, dass es diesmal ausfallen muss. Wir hoffen, dass wir 2021 an den guten Zuspruch anknüpfen können." Der Vorstand habe sich regelmäßig per Videokonferenz ausgetauscht und so Kontakt gehalten, sagt Scheiding. "Wir denken für den Herbst über eine Art Wandertag mit allen Vereinsmitgliedern nach. Aber wir nehmen natürlich Rücksicht auf unsere älteren Mitglieder, die zum Teil zur Corona-Risikogruppe gehören. So richtig planen lässt sich momentan einfach nichts." Beim Schützenverein Schweicheln-Bermbeck hat das Training wieder begonnen - "unter strengen Auflagen", wie Pressesprecher Thorsten Schröder sagt. "Unsere Jugend will aber erst nach dem Sommer wieder mittrainieren." Die jungen Leute hätten derzeit mit Abschlussprüfungen und Bewerbungen zu tun. Die neue Schießanlage in Schweicheln ermöglicht ein hygienisches Schießen Die neue Schießanlage, in Schweicheln seit Herbst 2018 in Betrieb, spielt den Schützen in die Hände. "Die digitalen Displays und Zielscheiben ermöglichen ein sehr hygienisches Training", sagt Schröder. "Wir müssen kaum etwas anfassen. Alles wird auf Bildschirmen angezeigt: kein Austausch der Zielscheiben, zum Schluss kurz die Oberflächen abwischen. So kommen wir sauber aus dem Training." Die Schweichelner denken über eine Art Bürgerschießen auf der Hochadleranlage hinter dem Schützenhaus Ende des Sommers nach, sofern die Corona-Lage das zulässt. Finanziell sei der Ausfall des Schützenfestes kein Problem, sagt Schröder. Im Gegenteil: "Wir gehen beim Fest oft mit mehreren tausend Euro in die Miesen. Das holen wir dann durch Veranstaltungen im Vereinshaus wieder raus. In dieser Hinsicht bereitet uns Corona keinen Schaden."

Meistgelesen