Schweicheln-Bermbeck. Der Zufall wollte es, dass die Bielefelder Studentin der Sozialpädagogik, Michaela Cassing, ihr erstes Fachpraktikum in einem psychiatrischen Bereich zu absolvieren hatte. Was auf dem ersten Blick für die angehende Sozialpädagogin wie ein "Muss" erschien, stellte sich bald als richtungweisend für ihre spätere berufliche Laufbahn heraus.
"Ich war von Anfang an fasziniert von dem Überlebenswillen der Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen, auf die ich im ersten Praktikum traf", schilderte Michaela Cassing ihren beruflichen Start. Junge Menschen mit psychischer Behinderung in die Lage zu versetzen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, wurde für Michaela Cassing früh zur Lebensausrichtung. "Und wenn man irgendwann sieht oder erfährt, wie Jungen oder Mädchen ihren Weg gemacht haben, kommt wahrlich stille Freude bei mir auf." Michaela Cassings erste berufliche Anstellung war - ihrer frühen Berufung folgend - in einem Psychiatriebereich für Erwachsene in Bethel. Als die Sozialpädagogin 2003 einen Ruf von der Jugendhilfe Schweicheln erhielt, griff sie sofort zu. "Das war meine Eintrittskarte in den Jugendbereich."
Jungen Menschen helfen, das Leben in die Hand zu nehmen
Dort wurde sie nach jahrelanger Aufbauarbeit und Neugestaltung mehrerer Wohngruppen Bereichsleiterin für im Kreis Herford verteilte Wohneinheiten. Zudem war sie Ansprechpartnerin für Jugendämter. "Anfragen hinsichtlich Inobhutnahme von Kindern und Jugendlichen aus Problemfamilien kamen nicht nur von den Jugendämtern der Stadt- und des Kreises Herford, auch darüber hinaus."
Ein weiteres von Michaela Cassing betreutes Projekt war die "Servicestelle Vereinbarkeit von Familie und Beruf". Für beide Projekte sowie für Wohngruppen ist Cassing auch nach ihrer Beförderung auf die Stelle der stellvertretenden Einrichtungsleiterin zuständig. Sie löst Claudia Dröll ab, die in den Ruhestand gegangen ist. Dröll war seit 2004 auf dieser Position tätig. Als "starken Verlust" bezeichnete Ralf Mengedoth, Einrichtungsleiter der Jugendhilfe, Drölls Ausscheiden nach 25 Jahren sozialpädagogischer Arbeit bei der Evangelischen Jugendhilfe Schweicheln. "Sie war nicht nur für die Einrichtung, sondern auch für mich eine prägende Person", sagt Mengedoth.
Die aus dem Kreis Melle stammende 48-jährige Michaela Cassing tritt also in große Fußstapfen. Doch sie ist nicht bange, angesichts der vielen Zusatzaufgaben einer stellvertretenden Einrichtungsleiterin. "Da wäre zum Beispiel das allgegenwärtige Thema Digitalisierung", sagt sie. "Wir müssen die Kinder und Jugendlichen schulen hinsichtlich der Gefahren, die darin schlummern. Auch werden wir die Mitarbeiter weiterhin gezielt schulen, so dass wir in naher Zukunft hier gut aufgestellt sind."
Wenn junge Menschen nicht bei ihren Eltern wohnen können
Die Evangelische Jugendhilfe in Schweicheln leistet unter anderem "Hilfen zur Erziehung" als Kern der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht bei ihren Eltern wohnen können, sondern in dezentralen Wohnangeboten und in Pflegefamilien.
In Tagesgruppen unterstützt die Jugendhilfe Schweicheln Kinder, Jugendliche und Eltern, damit das familiäre Zusammenleben wieder besser gelingt. Ambulante Angebote fördern die erzieherische Kompetenz in den Familien oder begleitende Jugendliche und junge Erwachsenen. In der heilpädagogischen Entwicklungsförderung wird behinderten oder von Behinderung bedrohten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen geholfen.
Weitere Infos unter www.ejh-schweicheln.de.