Helmut Petring restauriert alte Petroleumlampen

Oetinghausen. Helmut Petring aus Oetinghausen sammelt Lampen. Nicht irgendwelche, sondern solche, die mit Petroleum brennen. Rund zweihundert stehen in seiner Hobbywerkstatt. Im Keller sind wohl noch einmal hundert: "Die genauer Zahl weiß ich gar nicht", sagt er mit einem Schmunzeln. "Da müsste ich erstmal Inventur machen." Petroleumlampen waren in früheren Zeiten auf Schiffen im Einsatz, bei der Eisenbahn, unter Tage und auf Baustellen. Mit dem technischen Fortschritt wurden sie Schritt für Schritt von Glühlampen und heute in wachsender Zahl durch LEDs ersetzt. Tüfteln und das wunderschöne Licht faszinieren ihn Das spart zwar Energie. Aber eins können die modernen Lichtspender nicht: Keine elektrische Lampe kann bis heute das gleißende Licht simulieren, mit dem eine Petroleumlampe ihre Umgebung erhellt. Helmut Petring: "Neben dem Tüfteln und Basteln an den Lampen fasziniert mich besonders das warm-weiche Licht der Lampen. Er strahlt so eine schöne Ruhe aus." Petring hat jede seiner rund 300 Lampen eigenhändig restauriert. Es war im Jahr 2005, da ihn die Lampen in ihren Bann zogen: "Damals bekam ich einen Internetanschluss, und so war es mir erstmals möglich, überhaupt detaillierte Informationen über die Lampen zu bekommen." Seine Reise durch die Lampenwelt fing an mit ein paar Exemplaren, die er in der Nähe eines verlassenen Güterbahnhofs fand: Signallampen, die den Zugführern Rot oder Grün anzeigten. Die großen Lampen hingen früher an Masten, und ihr weit scheinendes Licht wurde je nach Signal vom Stellwerk aus mechanisch mit einer grünen oder einer roten Glasscheibe verdeckt, so dass die Zugführer wussten: fahren oder halten. Petroleumlampen sind von weiter Ferne sichtbare. Helmut Petring: "Ich habe das mal mit einem Bekannten getestet. Wir konnten das Lampenlicht noch in 800 bis 900 Metern Entfernung gut erkennen. Zwar klein, aber schon deutlich." Seinen Recherchen zufolge wurden in Deutschland die letzten Lampen in den 90er Jahren abmontiert. In Herford war es noch viel früher, 1968 nämlich, als die Bahn begann, ihre Züge von Dampflokomotiven auf elektrisch betriebene Loks umzustellen. Das Prinzip, mit dem die Petroleumlampe Licht erzeugt, überrascht den Unbedarften. Denn tatsächlich ist es nicht - wie man annehmen könnte - der Docht, der brennt. Der Docht hat im Gegenteil gar keinen Kontakt zum Feuer, sondern nur zum Petroleum: Er saugt die brennbare Flüssigkeit in sich auf, sie steigt langsam an ihm hoch und wird an der Spitze des Dochtes als Gas wieder freigesetzt. In dem Moment reagiert sie mit der Luft, so dass ein brennbares Gas-Luftgemisch entsteht, das dann die Flamme erzeugt. Die Flamme bildet dabei eine Art kleinen, schwebenden Feuerdom um den Docht - nur Millimeter entfernt, aber gänzlich ohne Berührung. Einer alten Lampe modernes Leben eingehaucht Wie kommt es dann, dass man in großen, bauchigen Lampen zuweilen verbrannte Dochte sieht? "Fehlbedienung und auch nicht optimale Konstruktion", sagt Helmut Petring. "Meist liegt es daran, dass der Lampentank am Fuß der Lampe zu tief ist." Der Docht kann das Petroleum nur rund zwölf Zentimeter transportieren. Fällt der Pegel im Tank, wird der Weg vom Grund des Tanks zu weit, und oben an der Flamme kommt nicht mehr genug Petroleum an. Die Flamme wird kleiner. Wenn man dann den Docht weiter herausdreht, brennt er an und verkohlt. Es entsteht ein rußiger Dampf. Helmut Petrings Bruder Bernd hat diese Schwäche großer Lampen mit einer Eigenkonstruktion ausgebügelt. Seine Lampe hat einen flachen, dafür aber breiten Tank, so dass der Docht stets gut getränkt ist, und der Weg zur Flamme für das Petroleum nicht zu weit. Helmut Petring schaut sich viel im Internet nach alten Lampen um. Wenn er ein altes Exemplar kauft, restauriert er es von Grund auf: "Ich baue sie komplett auseinander und lege sie erstmal eine Nacht in Seifenlauge, damit sich sämtlicher Schmutz löst. Dann schaue ich, was sich reparieren lässt oder ob ich Ersatzteile brauche." Beim Probieren und Experimentieren hat er auch schon mal einer alten Lampe modernes Leben eingehaucht: "Eigentlich würde man sagen, sie ist jetzt entweiht. Aber so umgebaut sieht sie auch sehr schön aus." Im Innern flackert seitdem keine Petroleumflamme mehr - sondern eine LED-Leuchte.

Meistgelesen