Hiddenhausen

Nachfolger gefunden: Praxis Killmer/Possehn wirkt Ärztemangel entgegen

Medizinische Versorgung: Jan-Ole Fischer heißt der neue Kollege. Er ist 35 Jahre alt und tritt in 17 Monaten Karl-Hermann Killmers Nachfolge an

Nachfolgeregelung: Jan-Ole Fischer (r.) wird im nächsten Jahr die Nachfolge von Hausarzt Karl-Hermann Killmer (l.) antreten. Mit Internist Fischer hält bereits jetzt die Sonographie Einzug in die Gemeinschaftspraxis Killmer/Possehn in Eilshausen. | © Ulrich Finkemeyer

Ulrich Finkemeyer
27.04.2018 | 27.04.2018, 12:20
Kollegin: Christiane Possehn bildet mit Karl-Hermann Killmer eine Praxisgemeinschaft - © Ulrich Finkemeyer
Kollegin: Christiane Possehn bildet mit Karl-Hermann Killmer eine Praxisgemeinschaft | © Ulrich Finkemeyer

Eilshausen. Der Allgemeinmediziner Karl-Hermann Killmer ist seit 33 Jahren Hausarzt im Hiddenhauser Ortsteil Eilshausen, mit eigener Praxis, die er seit Juli 2004 gemeinsam mit Kollegin Christiane Possehn betreibt. Killmer geht im nächsten Jahr in den Ruhestand - und hat etwas geschafft, das nicht so einfach ist.

Er hat einen Nachfolger gefunden, obwohl viele junge Ärzte lieber in Großstädten praktizieren. Der 35-jährige Jan-Ole Fischer absolviert in der Praxis derzeit einen weiteren Ausbildungsteil und lernt dabei auch die Vorzüge gemeinschaftlichen Arbeitens kennen.

Landärzte haben es nicht leicht

Wie Karl-Hermann Killmer zu berichten weiß, hat es ein Landarzt nicht immer leicht. Früher habe er ständig Notdienst gehabt. Heute sind es nur noch wenige Tage oder Wochenenden im Monat. "In einer Praxisgemeinschaft teilt man sich nicht nur einiges an Kosten. Christiane Possehn und ich können uns bei Krankheit oder Urlaub gegenseitig vertreten." Früher habe er sich öfter krank zur Arbeit geschleppt, denn in einer Einzelpraxis gebe es oft keine Wahl.

Schon länger denkt Killmer über seinen für 2019 anvisierten Ruhestand und über eine Nachfolgeregelung nach. Wenngleich in Hiddenhausen und Umgebung die hausärztliche Versorgung noch relativ gut ist, so ist trotzdem Platz für mehr Ärzte. Nach Berechnungen der Kassenärztlichen Vereinigung im Bereich Herford (Herford, Enger/Spenge und Hiddenhausen) können sich hier noch 16,5 Hausärzte niederlassen.

Bis 2020 gehen 50.000 Ärzte in den Ruhestand

Die Zukunftszahlen sind alarmierend. Bis zum Jahr 2020 werden nach Berechnungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) 50.000 niedergelassene Ärzte in den Ruhestand gehen.

"Die Unterversorgung wird wahrscheinlich weiter zunehmen, wenn nicht weitere Anreize gesetzt werden", denkt Karl-Hermann Killmer. "Wir Landärzte sind gegenüber den Kliniken in Sachen Nachwuchsrekrutierung hoffnungslos im Hintertreffen. Die nutzen die fachärztliche Ausbildung vor Ort, den Nachwuchsmedizinern, die es eh in die Metropolen zieht, die dauerhafte Klinikarbeit schmackhaft zu machen."

So war Killmers Nachfolgesuche lange Zeit erfolglos - bis der Zufall half. Killmer bekam um mehrere Ecken Kenntnis von einem internistischen Facharzt, der nicht abgeneigt sei, im Ländlichen als Allgemeinmediziner zu praktizieren. Schnell waren sich Karl-Hermann Killmer und der 35-jährige Kollege Jan-Ole Fischer einig, dass der junge Internist in der Eilshauser Praxis Killmer/Possehn 18 Monate als Weiterbildungsassistent den Ausbildungsteil "Ambulante Medizin" absolviert und nach mündlicher Prüfung vor der Ärztekammer als Allgemeinmediziner die Nachfolge von Killmer antritt.

Der neue Kollege fühlt sich sehr wohl

"Was mir am Beruf des Hausarztes gefällt ist, dass man Patienten länger begleitet und auch langfristige Therapieerfolge zu sehen bekommt. Das ist im Krankenhaus ganz anders, dort endet die Begegnung mit dem Patienten oft beim Schichtwechsel", sagt der angehende Allgemeinmediziner Jan-Ole Fischer. Und was reizt ihn gerade an Eilshausen und Umgebung?

"Ich bin eigentlich Ur-Bünder, vor 35 Jahren im Lukas-Krankenhaus geboren, im Bünder Raum aufgewachsen. Nach dem Medizinstudium in Marburg habe ich in verschiedenen Städten und Kliniken gearbeitet. Und im Grunde wollte ich immer in diese Region zurück." Dass er nun nicht im Kreis Herford wohnt, sondern in Bad Salzuflen, ist ein kleiner Kompromiss mit seiner Ehefrau, einer praktizierenden Kinder- und Jugendpsychologin.

Seit Anfang April ist Jan-Ole Fischer als Weiterbildungsassistent in der Gemeinschaftspraxis Killmer/Possehn tätig. Er arbeitet im dritten Sprechzimmer des Hauses. Schon jetzt fühlt sich der angehende Hausarzt in seiner Entscheidung bestätigt. "Der längere, sich oft wiederholende Kontakt mit jungen und älteren Menschen, die vielen Gespräche, auch mit den Kollegen hier in der Praxis, das wirklich breite Spektrum an allgemeinmedizinischen Anforderungen - alles das habe ich mir immer gewünscht", sagt Fischer. Er freut sich auf die nun folgenden 17 Monate als Arzt im Praktikum in Eilshausen und darauf, am 1. Oktober 2019 - einem Dienstag - in das Sprechzimmer von Karl-Hermann Killmer umzuziehen.