Hiddenhausen

Bürgerversammlung diskutiert über Tunnellösung in Schweicheln

Mehr als 100 Interessierte nehmen an Infoveranstaltung im Treffpunkt am Kartel teil

Es geht doch: Für einige Bürger ist das Portal des Tunnels durch den Menkhauser Berg in Oerlinghausen eine mögliche Variante der künftigen Trassenführung einer neuen Bundesstraße 239. Nach Meinung der Bürgerinitiative sollte auch durch Schweicheln ein solcher Tunnel führen. | © Sarah Jonek

Peter Steinert
21.04.2016 | 21.04.2016, 07:00

Schweicheln-Bermbeck. Wenn sich Hiddenhauser um ihre Lebensqualität sorgen, dann blicken sie gern in die Nachbarschaft. Etwa nach Bad Oeynhausen. Dort kämpften Bürger bei der Nordumgehung für eine Tunnellösung - und verloren. Oder sie blicken nach Oerlinghausen, wo ein Tunnel den Verkehr aus dem Ortskern halten soll - und hält. So etwas sollte auch in Schweicheln möglich sein, findet die Bürgerinitiative "Wir für den Tunnel", die jetzt mehr als 100 Interessierte zu einer Infoveranstaltung im Treffpunkt begrüßte.

Wolfgang Schmidt führte als Sprecher der vor vier Jahren gegründeten Initiative durch den Abend, der mittels Leinwandpräsentation düstere Prognosen, aber auch aufhellende Aussichten offenbarte. "Gut ist", sagte Schmidt, "dass Hiddenhausen im Bundesverkehrswegeplan steht."

Schlechter sei, dass die angestrebte Planungsvariante der 6,1 Kilometer langen und 36 Millionen Euro teuren Bundesstraße 239n entlang der Bahn mit zusätzlichem Lärm verbunden sei - deswegen die Forderung nach der Tunnellösung durch den Schweichler Berg. Geschätzte Kosten: 150 Millionen Euro.

Dicht gedrängt: Wolfgang Schmidt begrüßte im Treffpunkt mehr als 100 Interessierte. - © Peter Steinert
Dicht gedrängt: Wolfgang Schmidt begrüßte im Treffpunkt mehr als 100 Interessierte. | © Peter Steinert

"Hiddenhausen ist nach wie vor ein Nadelöhr. Die Planungen für eine B 239n wurden Ende 2011 auf Eis gelegt. Die Fortschreibung im Bundesverkehrswegeplan war bis zuletzt fraglich. Dass die B 239n jetzt priorisiert wird, ist ein Erfolg. Allerdings erscheint nur die Bahntrasse in dem Entwurf", so Schmidt, der zu diesen Worten die seiner Meinung nach treffende Überschrift der NW zum Thema einblendet: "Für Schweicheln wird es eng".

Das soll vermieden werden. Schmidt: "Wir müssen die Betroffenen mobilisieren. Gemeinsam formulieren wir einen Antrag, der sich für eine Tunnellösung ausspricht und der an den Gemeinderat und die Kreisverwaltung geht."

Der 62-Jährige gibt zu bedenken: "Im Moment sieht es allerdings so aus, dass die Tunnelvariante gestorben ist. Durch die im Bundesverkehrswegeplan aufgeführte Trasse an der Bahnlinie ändert sich für Hiddenhausen gar nichts. Und deswegen haben wir ganz viele Leute im Rücken, die auch gegen die Bahntrasse sind." Als Beispiele führt Schmidt den Gemeinderat sowie den Herforder Kreis- und den Regionalrat in Detmold an.

"Das ist die Stärke von Hiddenhausen: Wir sind nicht gegen etwas, sondern für etwas. Und zwar für die Tunnellösung. Die stellt für alle Betroffenen keinen Totalschaden dar", ruft der Redner den dicht gedrängt stehenden und sitzenden Zuhörern entgegen.

Die wiederum befürchten weitere Lärmbelästigungen im Falle einer neu gebauten Bundesstraße 239 längs der Bahn. Einerseits, weil nur einseitig und auf östlicher Seite eine Lärmschutzwand geplant sei ("Dann haben wir auf der westlichen Seite zum Lärm der Bahn auch noch den Lärm der Straße"), andererseits, weil diese neue Straßentrasse im weiteren Verlauf und nach den Vorstellungen der Planer die Bahnstrecke etwa in Höhe der Jet-Tankstelle überquert ("Damit verteilt sich der Straßenlärm zusätzlich").

Ein guter Teil des Publikums schien abschließend bereit, die Bürgerinitiative unterstützen zu wollen. Womöglich wird es ein langer und zäher Kampf.

Zuhörer Wilfried Strathmann hatte wohl die Beispiele aus Bad Oeynhausen und Oerlinghausen vor Augen, als er ein wenig frustriert zusammenfasste: "Andernorts soll eine Ortsumgehung den Verkehr aus dem Ort raushalten. Bei uns führt die Ortsumgehung mitten in den Ort hinein."

Am heutigen Donnerstag befasst sich der Hauptausschuss der Gemeinde Hiddenhausen mit dem Antrag der Bürgerinitiative. Die öffentliche Sitzung beginnt um 18 Uhr im Rathaus.

Kommentar: Das Bohren dicker Bretter

Von Peter Steinert

Ehrenwert ist es, wenn sich in Hiddenhausen eine Initiative bildet, die den zunehmenden Verkehr auf der B 239 wie von Zauberhand in einem Tunnel verschwinden lassen will. Euphorisch ist es, wenn dafür optimistische Prognosen gestellt werden.

Doch zwischen Wunsch und Wirklichkeit liegen Welten. Realistisch ist daher, dass die Planer vom Landesbetrieb Straßen NRW schon jetzt ihren Masterplan in der Schublade haben. Davon abgerückt sind sie trotz vermeidlich besserer Argumente für eine Alternativroute oder einen Tunnel auch in Bad Oeynhausen nicht. Die Kurstadt wird gern als Argumentationshilfe für eigene Ansprüche genannt. Wobei die Verantwortlichen um Wolfgang Schmidt einräumen, dass der Bad Oeynhausener Kampf nicht gefruchtet hat und dass dort gegen den Willen vieler Bürger eine Nordumgehung gebaut wird. Mit diesem Negativbeispiel vor Augen wollen die Hiddenhauser vorbeugen. Prophezeit sei, dass ihnen ein Bohren ganz dicker Bretter bevorsteht. Nur, was sind schon ein paar Bretter gegenüber einem ganzen Tunnel?

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Fragen und Antworten

  • Frage: „Soll die Bahntrasse den Verkehr aus dem Ort raushalten?" Antwort: „Das ist nur eine Verlagerung des Problems."
  • Frage: „Müsste es nicht zur Tunnellösung einen Alternativvorschlag geben?" Antwort: „Die Tunnellösung ist die sozialverträglichste Lösung."
  • Frage: „Wie zuversichtlich können wir sein, dass der Tunnel kommt?" Antwort: „Wir sind sehr optimistisch im Moment."
  • Frage: Wann kommt es voraussichtlich zum ersten Spatenstich für die neue B 239?" Antwort: „Zwischen 2025 und 2040."