Die CDU stellt sich neu auf

Hiddenhausen. Mit neuem Personal und neuem Ansatz geht die CDU in Hiddenhausen in ihre politische Zukunft. Bei der Jahreshauptversammlung am Montag wählte der Gemeindeverband mit überwältigender Mehrheit Hans-Jörg Düning-Gast an seine Spitze - und damit einen Mann, der noch vor wenigen Monaten parteilos war.Erst im Sommer dieses Jahres war Düning-Gast "nach reiflicher Überlegung" in die CDU eingetreten. Er wolle keine Mogelpackung sein, betonte er in seiner Antrittsrede, nachdem er ohne Gegenstimme zum neuen Vorsitzenden der Hiddenhauser CDU gewählt worden war. "Ich habe unter dem CDU-Logo für das Bürgermeisteramt kandidiert, bin Mitglied der Ratsfraktion und teile die Werte der Partei", sagte er.Nun wolle er den nächsten Schritt unternehmen und die CDU zu neuer Stärke führen. Düning-Gast sparte nicht an Lob für seinen Vorgänger, Ulrich Hempelmann, der den Vorsitz nach sechs Jahren aus zeitlichen Gründen aufgegeben hatte. Nicht nur, dass er ihn trotz fehlenden Parteibuchs mit offenen Armen empfangen habe. "Er übergibt die CDU auch in ruhigem Fahrwasser und mit engagierten Mitgliedern", sagte Düning-Gast. Zudem funktioniere die Zusammenarbeit mit Kreis- und Ratsfraktion optimal. "Das wird helfen, in Hiddenhausen viel zu bewegen."Gleichwohl ließ Düning-Gast durchblicken, dass er mit den Christdemokraten künftig neue Wege beschreiten möchte. Statt als fundamentale Opposition sieht der Vorsitzende seine Partei vornehmlich als gestaltende Kraft. "Wir dürfen die politische Arbeit nicht allein der SPD überlassen", zeigte sich Düning-Gast überzeugt.Dazu aber seien konstruktive Gespräche und gegenseitige Anerkennung nötig. "Anträge, Vorschläge und Ideen sind nicht automatisch schlecht, nur weil sie von anderen kommen", beschrieb Düning-Gast sein Verständnis von Politik. Insofern achte und schätze er auch die übrigen Parteien, egal welcher Farbe im Gemeinderat, die gemeinsam mit der CDU für politische Vielfalt und eine gesellschaftliche Bandbreite sorgen.Auch die SPD, so betonte der neue Vorsitzende, habe in der Vergangenheit zwar nicht alles, aber doch vieles richtig gemacht. "Aber das ist kein Blanko-Scheck für die Zukunft. Wichtig ist, sich mit Inhalten auseinander setzen, um Hiddenhausen voran zu bringen."Welche Inhalte das sein werden, ließ Düning-Gast offen. Fakt sei aber, dass ein "Weiter so" auf Dauer nicht möglich sei. "In den vergangenen zehn Jahren hat sich so viel verändert, da kann man nicht immer noch Politik wie vor zehn Jahren machen", sagte Düning-Gast mit Blick auf die andauernde SPD-Mehrheit in Hiddenhausen, hinter der er sich keineswegs verstecken wolle: "Weitermachen, dran bleiben, Vorschläge machen - das ist unser Anspruch."Für dessen Verwirklichung kann Düning-Gast auf einen Vorstand zurück greifen, der sich aus jungen und erfahrenen Politikern zusammensetzt. Zu seinen Stellvertretern wurden Rainer Pöppel und Frank Horstmeier gewählt. Erwin Steffen fungiert als Schriftführer, Colette Pöppel, Axel Meyse, Tobias Kuhlmann und Burkard Hoffmann komplettieren das Team als Beisitzer.Zudem, so betonte Vorgänger Hempelmann, habe die Hiddenhauser CDU in seiner Amtszeit sogar Mitglieder dazu gewonnen. "32 Abgängen stehen 33 Zugänge gegenüber", bilanzierte der scheidende Vorsitzende stolz. "Damit stehen wir dem allgemeinen Trend entgegen."KOMMENTAREine Chance für die Partei Niederlagen hat Hans-Jörg Düning-Gast schon viele einstecken müssen. Bei der Herforder WWS, beim Museum Marta, zuletzt auch bei der Bürgermeisterwahl in Hiddenhausen. Dass er seinen Beitritt zur CDU lange hinauszögerte, kreiden ihm Kritiker ebenfalls an. Und dennoch ist seine Wahl ein Gewinn für die Christdemokraten. Mehr noch: Sie ist eine Chance.Mit seinem Verständnis von Demokratie jedenfalls hebt sich Düning-Gast wohltuend vom Gros der Politiker ab. Ideen statt Ideologie, Kompromiss statt Kontra, Miteinander statt Gegeneinander sind heutzutage seltene Leitmotive in Parlamenten. Zwar könnte man hinter derlei Losungen eine billige Strategie vermuten, die als letzter Strohhalm lediglich die Macht der Mehrheit mindern soll.Düning-Gast aber hat oft gezeigt, dass er es durchaus ernst meint. Im Rat stimmte er mehrfach gegen die eigene Fraktion, an der Haushaltsdebatte beteiligte er sich konstruktiv und war sich nicht zu schade, eigene Fehler einzuräumen. Dass er als Beigeordneter in Oerlinghausen das Vertrauen aller Ratsfraktionen genießt, spricht ebenfalls für seine Überparteilichkeit.Sollte es ihm gelingen, diese Maximen auch innerparteilich durchsetzen, wird die CDU schon bald eine neue Rolle spielen. Eine, in der die Gemeinde im Vorder- und parteipolitisches Kalkül im Hintergrund steht. Auf diese Weise könnte sie Schwerpunkte in Hiddenhausen setzen – und ganz nebenbei auch der Politikverdrossenheit entgegenwirken.felix.eisele@ihr-kommentar.de

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