Herford

Firmenportrait: Hytecon kümmert sich um Wasserhygiene für Gebäude und Schiffe

Spezialist Hytecon hat sich vom Ein-Mann-Betrieb zum kleinen Unternehmen entwickelt. Die Firma kümmert sich um Risikoanalysen,Trinkwasserhygiene in Gebäuden und auch auf Schiffen

Schiffspläne im Blick: Die Spezialisten von Hytecon sind stark im maritimen Bereich aufgestellt. So sorgen sie dafür, dass das Seewasser aus den riesige Ballasttanks schnellstmöglich ausgetauscht und desinfiziert wird. Unser Foto zeigt Frauke Geesmann, Maren Schnier, Dirk Paulsmeyer sowie Regina und Andreas Kolch (v.l.). | © Kiel-Steinkamp

Thomas Hagen
08.12.2016 | 08.12.2016, 10:01
Wasserbewohner: Diese Mikroorganismen filtert Hytecon aus. - © Privat
Wasserbewohner: Diese Mikroorganismen filtert Hytecon aus. | © Privat

Herford. Wasser ist ein hohes Gut, aber auch ein Element das mehr und mehr unter Verunreinigungen leidet. Zudem lauern bei der Warmwasserbereitung Gefahren wie Legionellen oder andere Bakterien beim Kaltwasser. Was Landratten aber so gar nicht vor Augen haben ist die maritime Trinkwasserhygiene auf Schiffen sowie das Desinfizieren von Ballasttanks bei Tankern oder Passagierschiffen. Auf all diesen Feldern ist die Elsbach Haus angesiedelte Firma Hytecon (Hygiene Technologie Consulting) unter der Leitung des Rheinländers Andreas Kolch aktiv.

Er hat am Hygieneinstitut Bonn zum Thema Wasser promoviert und kam vor mehr als zwanzig Jahren nach Herford. Hier war er bis 2007 bei der Firma Wedeco beschäftigt, ebenfalls Spezialist für Wasseraufbereitung. Kolch verließ Wedeco und wagte den Schritt in die Selbstständigkeit. Aus bescheidenen Anfängen - ein Ein-Mann-Minibüro unterm Dach seines Hauses - entwickelte sich eine kleine, auf Wasserhygiene spezialisierte Firma, die seit 2010 im Elsbach Haus Büros hat.

Inzwischen hat Hytecon drei Standorte. Einer befindet sich in Bremerhaven und ein Teststand mit Labor arbeitet in Bönen, in der Nähe von Hamm. Großes Potenzial hat die maritime Wasserhygiene, denn seit einigen Wochen gelten für das Ballastwasser verschärfte Richtwerte. "In diesen Tanks werden große Mengen Wasser von einem Ökosystem ins andere befördert", sagt der Doktor der Naturwissenschaften.

Viele Mikroorganismen wie Plankton, Krebse oder kleine Tierarten gelangen so in die Umwelt und sorgen für das Eindringen fremder Arten in den Naturkreislauf. "Das kann üble Folgen haben. Zum Beispiel das Ausbreiten der Zebramuschel", beschreibt Kolch das Problem.

Seit kurzem muss deshalb Ballastwasser in Schiffen per Gesetz desinfiziert werden. Das betrifft große Mengen Seewasser bis zu 2.000 Kubikmeter pro Stunde. Ozeanriesen können bis zu 100.000 Kubikmeter aufnehmen. Die Tanks müssen dann schnell gereinigt werden, denn die Liegegebühren in Häfen sind hoch. Sowohl vor als auch nach der Reinigung müssen Proben gezogen werden. Hier kommt Hytecon ins Spiel.

So genannte Shipboard-Tests sollen die kleinen Übeltäter aufspüren. Einige Verträge mit Schiffsbetreibern sind bereits geschlossen. "Gerade waren zwei Mitarbeiter auf Malta, um ein Schiff zu beproben", sagt Kolch.

Der Markt ist lukrativ. Für kleinere Schiffe liegen die Kosten für die Anlagen im mittleren sechsstelligen Bereich, bei großen Pötten sind Millionenbeträge fällig.

Riesiger Markt mit Milliardenumsätzen

"Das Ganze ist ein Markt, der sich im zweistelligen Milliardenbereich bewegt", skizziert Kolch das potenzielle Arbeitsfeld. Ein weiterer Arbeitsbereich rankt sich rund ums Trinkwasser. Hier fertigt die ebenfalls promovierte Biologin Regina Kolch Risikoanalysen zur Verbesserung der Wasserqualität an. Gerade hat sie ein Schiff der Küstenwache untersucht. Der Auftrag wurde vom Hafenärztlichen Dienst vermittelt, der bei einem Hytecon-Seminar auf die Firma aufmerksam geworden war. Eigentlicher Auftraggeber war die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV).

Auf dem Festland sind Wasserversorger und gewerbliche und private Vermieter Kunden von Hytecon. Verfügen Gebäude über einen Warmwasserspeicher mit mehr als 400 Liter Volumen oder ist der Durchfluss im System höher als drei Liter zwischen Erwärmer und Abnahmestelle müssen Proben gezogen werden. Das geschieht am Zu- und Rücklauf sowie am weitest entfernt liegenden Entnahmepunkt. Vor allem geht es um Bakterien wie Legionellen, die Lungenkrankheiten hervorrufen können.

Die gezogenen Proben werden zur Untersuchung an zertifizierte Labore geschickt. Fallen die Befunde positiv aus, müssen Maßnahmen eingeleitet werden. Hier wissen die Fachleute von Hytecon, was zu tun ist.

Sie kennen sich auch in der UV-Technologie aus. Sie wird angewandt, um Keime abzutöten. Eine solche Anlage haben auch die Stadtwerke in ihrem Wasserwerk eingebaut. Für Interessenten bietet der Herforder Wasserspezialist auch Fachseminare an.

Die dritte Säule des Betriebs ist das Labor in Bönen. Auf dem mikrobiologischen Teststand können Aufbereitungsgeräte bis zehn Kubikmeter Volumen getestet werden, aber auch Ionenaustauscher, Sterilfilter oder kleinere UV-Anlagen. Für ein kleines Unternehmen ein umfangreiches Arbeitsfeld. Dabei soll es nicht bleiben. "Es gibt Expansionspläne, wir haben noch einige Projekte die wir realisieren wollen", schaut Firmengründer Andreas Kolch optimistisch in die Zukunft.