Kreis Herford

Der größte Erfolg der Agentur

Vom Aufschwung haben Arbeitslose kaum profitiert, doch einigen wurde geholfen

Stabile Verhältnisse: Zentrale der Agentur für Arbeit in Herford. ⋌ | © FOTO: KIEL-STEINKAMP

Hartmut Braun
15.01.2015 | 20.01.2015, 15:02

Kreis Herford. Letztes Jahr ist das Beschäftigungsangebot im Kreis Herford zumindest bis Juni wieder gewachsen. „Doch Arbeitslose haben davon kaum profitiert“, stellt Frauke Schwietert in ihrer Jahresbilanz fest. Die Chefin der Agentur für Arbeit hat jedoch in ihrer Jahresbilanz auch Erfreuliches zu berichten.

Kaum eine Institution kann und muss so viel mit Zahlen jonglieren wie die für Arbeitslose und deren Vermittlung zuständige Agentur. Zum Teil handelt es sich um reine Geschäftsstatistiken. In den Zahlen spiegelt sich jedoch auch die Lage der Region.

So erfährt man, dass die Betriebe im Kreis Herford der Agentur im letzten Jahr so viele freie Arbeitsplätze angeboten haben wie schon lange nicht mehr – 8.900 – 1.000 mehr als im Vorjahr. Besonders auf der Suche sind Zeitarbeitsfirmen (Stellenzugang: 4.000, plus 800); doch auch die direkte Nachfrage aus den Betrieben liegt über früheren Werten.

Das schlägt sich tatsächlich in Form zusätzlicher Arbeitsplätze nieder: Um 1.000 (zwei Prozent) lag deren Zahl im Sommer über dem Vorjahreswert: 88.000 sozialversicherungspflichtige Jobs (davon knapp 22.000 Teilzeitstellen) sind Höchstwert für die letzten zehn Jahre. Gleichzeitig entlassen die Betriebe weniger Mitarbeiter: Sie wollen ihre Fachkräfte halten. Da könnte man glauben, dass auch die Arbeitslosigkeit zurückgeht. Doch das ist nicht der Fall, wie Frau Schwietert und ihr „Geschäftsführer Operativ“, Hanspeter Stegh, vorrechnen:

Information

Frauke Schwieterts Ausblick auf 2015

  • Die Herforder Agenturleiterin erwartet 2015 kaum Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt im Kreis Herford: Er sei „stabil, aber risikobehaftet“.
  • Flächendeckenden Fachkräftemangel gebe es im Kreis Herford noch nicht. „Doch das wird in einigen Jahren anders sein und wir müssen schon heute daran arbeiten.“
  • Und das sind ihre Schwerpunkte für 2015: „Präventiv junge Menschen in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt bringen, aber auch Ältere beschäftigen und insbesondere stärker die Langzeitarbeitslosen an den Arbeitsmarkt heranführen“, dazu mehr Teilhabe Schwerbehinderter.
  • Sie erwartet einen kleinen Beschäftigungszuwachs (um 0,5 Prozent), aber Stagnation auf dem Arbeits- und auf dem Ausbildungsmarkt.

Im Jahresdurchschnitt zählen sie 8.542 Arbeitslose, 153 mehr als im Vorjahr. Der Anstieg fand vor allem im Bereich der Grundsicherung statt und führt zu einer Arbeitslosenquote von 6,4 (Vorjahr 6,3) Prozent, davon 4,3 Prozent in der Grundsicherung.

In ihrer Bilanz spricht Schwietert von 2014 als einem „relativ stabilen Jahr“ mit wenig Entlassungen: „Unsere Vorhersagen sind eingetreten“, stellte sie fest. Auch im Kreis Herford zeige sich, „dass die Unternehmen positiv in die Zukunft sehen und ihre Fachkräfte benötigen.“

Ein Wert ragt heraus aus dem Statistik-Wust: Es gibt mit 878 um 6,2 Prozent weniger jugendliche Arbeitslose als 2013. Hier lag der Aktionsschwerpunkt von Arbeitsagentur und Jobcenter, deren besonders engmaschige und individuelle Betreuung Wirkung zeigte. Zum Vergleich: NRW-weit ist die Zahl jugendlicher Arbeitsloser nicht zurückgegangen.

Die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit bleibt auch 2015 ein Schwerpunkt: „Wir brauchen mehr Berufsabschlüsse“, mahnt Frauke Schwietert. Dazu will allerdings das in unserer Region rückläufige Ausbildungsangebot gar nicht passen.