Gefährliche Gemütlichkeit

Gemeinsames Shisha-Rauchen gilt als gesellig, es birgt aber Risiken

13.10.2009 | 02.01.2020, 11:53
In Deutschland hat diese Kultur unter Jugendlichen Fuß gefasst. Die Pfeifen können bis zu einem Meter hoch sein. - © FOTO: FLICKR
In Deutschland hat diese Kultur unter Jugendlichen Fuß gefasst. Die Pfeifen können bis zu einem Meter hoch sein. | © FOTO: FLICKR

Herford. Der süßlich-rauchige Geruch muss nicht Haschisch sein. In einer Wasserpfeife, der Shisha, glüht meistens arabischer Fruchttabak. Bis zu 4.000 Zusatzstoffe können drin sein. Über die gesundheitlichen Gefahren weiß bisher wenig. Experten vermuten, dass Shisha-Tabak den Einstieg zum Zigarettenrauchen auf Lunge begünstigt.

"Es gibt über 40 verschiedene Sorten für die Shisha-Pfeife, die beliebteste ist zur Zeit Doppelapfel", berichtet Faras Munir aus dem Asia-Shop. Sein Geschäft am Bahnhof betreibt er seit vier Jahren. Es laufe gut, sagt er. Vor allem Jugendliche kommen, angelockt von den hundert bunten Wasserpfeifen im Schaufenster. Die meisten Kunden wissen sofort, was sie wollen.

Häufig ist es Bier – oder Jointpapier. Interessenten erhalten aber auch vielfältiges Wasserpfeifen-Zubehör. Faras Munir selbst raucht nicht.

Seit etwa vier Jahren sind Shishas im Kommen. Besonders Jugendliche und junge Erwachsene finden Gefallen daran. Das Zubereiten der Pfeife, das Auflegen der glühenden Kohle, das Weiterreichen der Shisha – all das übt eine nahezu archaische Faszination aus", berichtet Uwe Holdmann, Mitarbeiter der Suchtvorbeugungsstelle der Diakonie Auf der Freiheit.

Eltern wollen von Holdmann wissen, wie man Shisha-Tabak von Haschisch unterscheiden kann. "Die Sorge, dass sich in der Wasserpfeife Haschisch statt Tabak befindet, ist oft begründet", merkt Holdmann an.

Süchtig macht der Shisha-Tabak offenbar nicht. "Die meisten Jugendlichen rauchen ihn nicht öfter als drei oder vier Mal im Monat", erklärt Holdmann.

So soll es aber auch vorkommen, dass Schüler regelmäßig während der großen Pause heimlich hinter der Turnhalle verschwinden, um ihre zusammensteckbare Taschen-Shisha zu rauchen."

Dass Wasserpfeifen morgens mit zur Schule gebracht werden, hat Dieter Brinkschmidt, Konrektor der Gesamtschule Friedenstal, bisher nicht bemerkt: "Wir wissen aber, dass nachts auf unserem Schulgelände Zechgelage veranstaltet werden, oft sogar mitten auf dem Schulhof. Da ist auch mal eine Wasserpfeife mit dabei."

In Faras Munirs Asia-Shop gibt es die Shisha-Pfeifen in drei verschiedenen Größen. Junge Männer sind seine besten Kunden. Wenn er eine neue Tabaksorte bekommt, gibt er gerne mal etwas zum Probieren mit.

"Meine Tabaksorten tragen alle ein Steuersiegel", erklärt er. Gut zu wissen, denn eine Steuerbanderole lässt Rückschlüsse auf die Inhaltsstoffe im Tabak zu. "Wenn auf dem Tabak keine Banderole klebt, kann praktisch alles darin sein", sagt auch Holdmann.

Die klebrige Melasse des Shisha-Tabaks enthält Aromastoffe, Glycerin und Zucker. Beim Verbrennen des Zuckers entstehen nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) krebserregende Stoffe. Die übrigen Inhaltsstoffe sind mit denen von Zigaretten identisch.Wenn volljährige Jugendliche ab und zu eine Shisha rauchen würden, sei das trotzdem nicht dramatisch: "In der Beratung kommt es mir vor allem auf die Häufigkeit und das Wie an. Es ist einfach unhygienisch, wenn zehn Leute am gleichen Mundstück saugen."

Die Gefahr Herpes zu bekommen, sei bei seltenem, gemeinschaftlichem Shisha-Konsum für Erwachsene das größte bekannte Risiko. Aber auch eine Ansteckung mit Tuberkulose oder Hepatitis ist beim gemeinschaftlichem Rauchen möglich.