Protest gegen Baumfällungen

Lauter Protest: Naturschutzbund fordert Aus für Stahlwand und Betonstufen in Herford

In Herford gab es am Wochenende eine weitere Kundgebung gegen die mögliche Fällung von Bäumen. Ort des Protests war das Pöppelmann-Haus. Das sind die Gründe.

Vor dem Daniel-Pöppelmann-Haus demonstrierten rund 40 engagierte Bürgerinnen und Bürger gegen die geplante Fällung von Bäumen. | © BUND, Burkhard Wolf

Matthias Bungeroth
18.11.2025 | 18.11.2025, 12:00

Herford. Immer wieder hat es in Herford heftige Debatten um eine mögliche Fällung von Bäumen im Stadtgebiet gegeben. So das Beispiel um das Bergertor, wo gleich 35 Bäume der Säge zum Opfer fallen sollen, damit das dortige Wehr modernisiert werden kann. Ein weiteres Beispiel ist der Vorplatz des Daniel Pöppelmann-Hauses, wo insgesamt sechs Bäume gefällt werden sollen. Genau dort gab es nun eine Protestaktion des BUND-Kreisgruppe Herford, an der eigenen Angaben zufolge rund 40 Personen teilnahmen.

Umstritten ist unter anderem der geplante Bau einer Stahlwand, die eine dort einst vorhandene, mittelalterliche Wehranlage nachzeichnen soll, der mit den Baumfällungen in Zusammenhang steht. Dazu erklärt der BUND auf der besagten Protestaktion: „Kurz vor der Kommunalwahl im September gab es erste Anzeichen für eine Umplanung der Freifläche neben dem Daniel-Pöppelmann-Haus, die Bäume doch zu erhalten und auf die Stahlwand zu verzichten.“

Verschiedene Parteien und engagierte Bürgerinnen und Bürger zeigten deshalb nun vor Ort Flagge, um kurz nach der Amtseinführung der neuen Herforder Bürgermeisterin, des neuen Landrates und anderer Kommunalpolitikern darauf zu drängen, dass die Fällung der Bäume in Zeiten des Klimawandels absolut inakzeptabel sei. Vertreter des BUND, der Grünen, des Nabu, der Linken und der Naturfreunde trafen sich am Samstag, 15. November, am Deichtorwall, um mit einem augenfälligem Transparent darauf hinzuweisen, wie notwendig der Erhalt von Stadtbäumen ist.

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BUND: „Stadt Herford ignoriert die Klimakrise“

Die Bäume erfüllten vielfältige Funktionen, so die Protestierenden. Sie argumentieren weiter: Der Klimawandel beschleunigt sich, die Klimakrise verschärft sich und die Extremwetterereignisse nehmen schneller zu als erwartet.“ Für den Temperaturanstieg werde statt mit einem Plus von 1,5 Prozent jetzt schon mit 2,8 Prozent gerechnet, „was für uns und unseren Planeten noch schwerwiegendere Folgen haben wird.“

Besondere Kritik musste sich die Stadt Herford mit ihrer einem großen Teil der Verwaltungsspitze um den Technischen Beigeordneten Peter Maria Böhm gefallen lassen. „Keine Einsicht, wenn es um den dringend notwendigen Erhalt unserer Lebensgrundlagen geht“, schimpfen Vertreter des BUND. „Dass dazu eben auch und gerade deshalb Bäume gehören, scheint in der Kommunalpolitik so gut wie nicht bekannt zu sein“, heißt es in einer Erklärung weiter.

In Herford werde die Klimakrise größtenteils ignoriert und „eine Klimafolgenbewältigung verschlafen“, betont Peter Franzeck vom BUND. Vereinzelte Baumpflanzungen im Stadtgebiet seien zwar erfolgt, könnten aber nur einen minimalen Ansatz bieten, wenn auf der anderen Seite bei größeren Projekten, wie beim Daniel-Pöppelmann-Haus und dem Bergertorwehr viele grüne Riesen fallen sollten.

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BUND fordert: „Baumschutz in Herford von Anfang an mitdenken“

Ein Transparent zwischen den Bäumen neben dem Daniel-Pöppelmann-Haus soll auf deren Nutzen hinweisen. - © Matthias Bungeroth
Ein Transparent zwischen den Bäumen neben dem Daniel-Pöppelmann-Haus soll auf deren Nutzen hinweisen. | © Matthias Bungeroth

Laut Veröffentlichung der Stadtverwaltung seien dies in den vergangenen zehn Jahren 235 durch die Baumschutzsatzung eigentlich geschützte Bäume gewesen, dazu kommen laut BUND noch etliche, die nicht unter die Baumschutzsatzung fallen und aus dem Stadtwald. Mit dem Verweis auf Ersatzpflanzungen sei es für die Stadt immer ein Leichtes, durch Ausnahmegenehmigungen auch geschützte Bäume zu fällen, bemängelt der BUND weiter.

Der Naturschutzbund zweifelt auch daran, „ob denn der Ersatz auch nachgehalten und kontrolliert werde“. Dass junge, nachgepflanzte Bäume mehrere Jahrzehnte brauchten, um die vielfältigen Funktionen voll erfüllen zu können, sei bekannt. „Um die Notwendigkeit zum Erhalt unserer Bäume – nochmals – zu verdeutlichen und im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen zu führen, weist ein Transparent zwischen den Bäumen neben dem Daniel-Pöppelmann-Haus auf deren Nutzen hin.“

Mit dieser Aktion forderte der BUND sowie die anderen anwesenden Gruppen das endgültige Aus für die Stahlwand sowie, dass die Bäume unangetastet blieben. „Im Übrigen könnten die Umplanungskosten durch den Verzicht auf die umweltbelastende und teure Betonstufensitzanlage am Bergertorwehr aufgefangen werden“, argumentiert der BUND weiter. Für künftige Planungen müsse Baumschutz und Klimakrise weitaus mehr berücksichtigt werden. Bauleitplanungen müssten vorhandene Bestandsbäume integrieren „und von Anfang an mitgedacht werden“, so die weitere Forderung.

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