Wie ein Herforder Physiotherapeut Niko Kappel bei der Para-Leichtathletik zu Gold brachte

Herford. Nach Gold im Kugelstoßen bei der Para-Leichtathletik-Weltmeisterschaft im indischen Neu-Delhi zeigte sich Niko Kappel erleichtert. Der 30-Jährige hatte vor dem Wettkampf mit großen Verletzungssorgen zu kämpfen. Der Herforder Oliver Abt gehörte als leitender Physiotherapeut zur medizinischen Abteilung des deutschen Teams. Abt war es, der Kappel so bearbeitete, knetete und wieder in Form brachte, dass es für Gold und den dritten Weltmeistertitel reichte. Der 49-jährige Oliver Abt ist seit mehr als zehn Jahren als Physio bei den deutschen Para-Leichtathleten tätig, betreut sie bei Trainingslagern und großen Wettkämpfen. In diesem Jahr war er der leitende Physiotherapeut im DOSB-Team. &bdquo;Die Aufgabe bestand darin, alles zu organisieren, angefangen beim gesamten Material bis hin zu der Betreuung der Athleten“, erzählte er nach seiner Rückkehr aus Indien. Kühlen war immer ein Thema Zwei Wochen weilte er in Neu-Delhi und sammelte viele neue Eindrücke. &bdquo;Es war superheiß dort“, erinnerte er sich zuerst. Die Wärme war für alle ein Faktor, besonders für die 20 Sportlerinnen und Sportler des deutschen Aufgebots. &bdquo;Sie kamen zum Glück alle sehr gut mit den Bedingungen klar und lieferten im Stadion super Leistungen ab“, berichtete er zufrieden. Die Organisation hingegen gestaltete sich bei der Hitze nicht so einfach, vor allem das Kühlen war für alle immer ein Thema. &bdquo;Insgesamt empfanden wir den Aufenthalt dort als sehr angenehm, wir wurden sehr wertschätzend behandelt und die Menschen begegneten uns sehr engagiert“, berichtete der Herforder von einer sehr guten Zeit. Lesen Sie auch: Para-Leichtathleten Kappel und Streng holen WM-Gold Der Herforder äußerte seine Bewunderung für das Engagement der kleineren Länder: &bdquo;Was beispielsweise Usbekistan investierte, um dort Medaillen zu gewinnen, beeindruckt mich heute noch. Die anderen Länder schlafen nicht mehr, sondern sehen die Bühne, die es dort gibt.“ Aus seiner Sicht hinke die aktuelle Sportförderung in Deutschland weiterhin hinterher. &bdquo;Hier zählt nur die Leistung, ein schwaches Jahr bedeutet gleich das Aus in der Förderung. Das ist sehr schade. Zumal der Nachwuchs im Para-Sport gerade ausbleibt.“ Bundestrainerin zieht positives Fazit Ob Europameisterschaft, Weltmeisterschaft oder Paralympics – Abts Aufgaben im Team waren vielfältig und verantwortungsvoll. In Abstimmung mit den Ärzten, Sportpsychologen und Trainern ging es darum, vor und nach dem Wettkampf das Beste für jeden Sportler und jede Sportlerin abzuliefern. Inmitten des Erfolgsdrucks galt es, kühlen Kopf zu bewahren und die Sportler so zu behandeln und zu betreuen, dass Bestleistungen möglich waren. Und das gelang: das deutsche Team beendete die World Para Athletics Championships 2025 in Neu-Delhi mit insgesamt elf Medaillen: sechs Gold-, zwei Silber- und drei Bronzemedaillen und belegte damit Rang elf im Medaillenspiegel. Dies markierte eine spürbare Verbesserung gegenüber den Paralympics 2024 in Paris, wo Deutschland nur acht Medaillen geholt und Platz 30 belegt hatte. Bundestrainerin Marion Peters zog ein &bdquo;mehr als positives“ Fazit und betonte: &bdquo;Wir sind wieder zurück.“ &bdquo;Bei uns wird jeder Athlet gleichbehandelt“ Abts Vorteil ist seine Erfahrung: &bdquo;Ich kenne viele Athleten seit Jahren und weiß daher, was sie wann brauchen – da ist eine Beziehung gewachsen.“ Zudem war das medizinische Team eingespielt. &bdquo;Das passt vor allem menschlich ganz hervorragend. Es ist ein unaufgeregtes Miteinander ohne Egoshooter. Alle wollen das Beste für die Sportlerinnen und Sportler“, betonte Oliver Abt. Mit Peter Ferger, dem Orthopädietechniker und Cheftechniker der Para-Nationalmannschaft der Leichtathletik, tauschte er sich ebenso aus wie mit den Teamärzten Rolf Kaiser und Tobias Fabian. Mit Birgit Halsband aus Altenbeken und Michael Wendler aus Leverkusen hatte Abt zwei sehr erfahrene Physios aus dem Para-Sport an seiner Seite. &bdquo;Das ist ein super Team. Alle sind totale Teamplayer, die sich einbringen. Bei uns wird jeder Athlet gleichbehandelt, egal ob Medaillenkandidat oder nicht.“ Seine Erfahrungen aus dem Spitzensport, wie schon bei den Paralympics in Paris, bringt er Tag für Tag auch in der Sportreha in Herford an der Heidestraße ein. &bdquo;Wir wollen die Menschen in den Mittelpunkt stellen, in die Mitte der Gesellschaft“, erklärt er. Gerade nach Verletzungen gibt es einen Weg zurück. Manchmal sieht dieser anders aus als vorher, aber wir zeigen diese Wege im Sport auf“. Wegen des Geldes macht er es nicht Mit Julian Smolin ist ein weiterer Mitarbeiter der Sportreha Herford im Para-Rollstuhl-Rugby engagiert. Mirjam Hohmeier vom Standort Vlotho hat bereits Trainingscamps der Para-Leichtathletik betreut. Für die Tagespauschale mache Oliver Abt die Arbeit für die deutschen Para-Leichtathleten nicht: &bdquo;Das muss man sich wirklich leisten wollen, es sind die Erlebnisse, die Emotionen mit den Sportlern, die Reisen und der Austausch, die bereichernd sind“, sagt der Mann, der schon etliche Sportler zu Medaillen und Höchstleistungen knetete. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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