
Der Geruch aus Käsefüßen, Schweiß, Gummi und Reinigungsmittel katapultiert mich sofort zurück in meinen Sportunterricht an der Grundschule. Die Schüler warten in einer großen Gruppe darauf, dass ihr Name aufgerufen wird. Glücklich waren die, die nicht darauf warten mussten, ihren Namen zu hören, sondern selbst ihre Mannschaft wählen durften.
Ich schüttle das Gefühl des Wartens und der Hilflosigkeit ab. Denn davon ist wenig geblieben. Wenn ich am Sonntag die Turnhalle betrete, ist der Geruch das Einzige, das mich daran erinnert. Heute bin ich es, die wählt – wem ich mein Vertrauen und meine Stimme schenke.
Nur 48 Prozent haben gewählt
Viele verbinden Politik dennoch mit Ohnmacht, mit dem Eindruck, „die da oben“ entschieden sowieso. Besonders bei der Kommunalwahl stimmt das nicht. Hier geht es um unsere Stadt, um Schulen, Straßen, Kultur und Zusammenhalt – also um das, was unser Leben direkt betrifft.
Lesen Sie auch: Alles Infos zur Kommunalwahl 2025 im Kreis Herford
Und doch wird die Kommunalwahl oft als kleine Schwester der Bundestagswahl abgetan. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 1994 lag die Wahlbeteiligung in Herford noch bei 80,8 Prozent. Heute sind es nur noch rund 48 Prozent.
Dabei ist die Kommunalwahl ein bisschen wie damals der Schulalltag: Den Stundenplan kann man oft nicht ändern – aber wie die Stunden ausgestaltet werden, das entscheidet man mit. Um das Thema Verkehr kommt keine Stadt drumherum. Aber wie sollte es gelöst werden? Mehr oder weniger Radwege? Mehr oder weniger Schulstraßen? Wer bekommt bei der Gruppenarbeit die Unterstützung des Wählers, damit das Ergebnis am Ende für ihn stimmt?
Die Macht der eigenen Stimme
Das gilt nicht nur für die Wahl der Stadtratsvertreter. Auch die Wahl des Bürgermeisters wird am Ende mitentscheiden, wie erfolgreich die eigene Mannschaft im Unterricht sein wird. Denn: Die besten Mannschaften waren am Ende die, bei denen die verschiedenen Charaktere gut miteinander arbeiten konnten: Der schnelle Läufer, der gute Werfer, der pfiffige Stratege. Die Mannschaft, in der die Sportskanonen sich gegenseitig laut krakelend die Schau zu stehlen, ist selten erfolgreich.
Wer sich einmischt, sorgt dafür, dass das Ergebnis am Ende für alle stimmt. Genauso können wir bei der Kommunalwahl mitbestimmen, wie unsere Stadt gestaltet wird – etwa wie beschrieben beim Verkehr, bei Schulen oder Kulturprojekten.
Was jetzt?
Das alte Gefühl der Hilflosigkeit mag bei vielen wieder da sein – als Frust, als Stillstand, als „Die da oben machen doch sowieso, was sie wollen“. Aber genau das Gegenteil gilt bei dieser Wahl: Hier entscheiden wir, was vor unserer Haustür passiert.
Wenn ich also am Sonntag die Turnhalle betrete, dann riecht sie zwar noch nach Sportunterricht. Aber diesmal muss niemand darauf warten, gewählt zu werden. Diesmal darf jede und jeder selbst wählen – seine Mannschaft und den Kapitän, damit das Team erfolgreich ist.
📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford