Briefträger mit Handicap: Herforder überwindet Hörprobleme im Job

Herford. Seit einem Autounfall im Alter von fünf Jahren kann Erkan Yalmanci nur noch wenig hören, gilt als schwerbehindert. Trotz einer Ausbildung war es für den aufgeschlossenen 46-Jährigen problematisch, einen Job zu finden. Heute ist er für die Post als Briefträger unterwegs. Und das mit Leidenschaft! Mit seinem E-Bike auf drei Rädern ist er auf Herfords Straßen unterwegs, bringt die Briefe von Haus zu Haus. Für einen kurzen Schnack an der Tür nimmt er sich kurz Zeit. Viel hat er davon allerdings nicht. Schnell muss er zum nächsten Briefkasten weiter. Dank seines Hörgeräts kann er sich mit den Kunden verständigen. Er schaut sein Gegenüber genau an, liest zusätzlich von den Lippen. &bdquo;Wenn ich das Hörgerät nicht trage, höre ich sozusagen nichts“, erzählt der Herforder, der immer ein Lächeln im Gesicht hat. Während er bei der Kommunikation gut zurechtkommt, gilt es für ihn im Straßenverkehr, besonders aufzupassen. &bdquo;Da muss ich besonders gut schauen“, sagt er. Denn Fahrzeuge, die sich von hinten nähern, hört er erst spät. E-Autos machen es für ihn unmöglich, sie heranfahren zu hören. Erscheint die Situation brenzlig, stoppt er sein Rad lieber am Straßenrand, geht kein Risiko ein. Lesen Sie auch: Wegen Krankheitswelle: Große Verzögerungen bei der Postzustellung in Löhne Trotz Ausbildung keinen Job gefunden Nach einer Ausbildung zum Tischler und einer Stelle als Hausmeister ist Erkan Yalmanci eine Weile arbeitslos, schreibt unzählige Bewerbungen. Dann hat sein Bruder eine Idee. Der arbeitet mittlerweile seit 25 Jahren bei der Deutschen Post und schlägt ihm vor, es doch auch mal dort mit einer Bewerbung zu versuchen. Und die Post macht es möglich. Um ihm den Einstieg zu erleichtern, wird er nicht von einem Ausbilder-Zusteller angelernt, sondern von seinem Bruder. &bdquo;Die beiden können sich besser verständigen“, sagt Birgit Schonlau, Schwerbehindertenvertretung bei der Deutschen Post in Herford. Während der 46-Jährige es zuvor schwer auf dem Arbeitsmarkt hatte, nimmt ihn die Post gerne. &bdquo;Wir als großes Unternehmen verstehen es auch als wichtige gesellschaftliche Aufgabe, Menschen mit Handicap eine Chance zu geben“, sagt Rainer Ernzer, Pressesprecher der Deutschen Post. Die gesetzliche Quote von 5 Prozent an Menschen mit Beeinträchtigungen im Unternehmen würde die Post mit mehr als 6 Prozent schon lange übererfüllen. Wichtig sei es, dass die Boten körperlich fit seien, um die Post entsprechend auszutragen. Und das ist Erkan Yalmanci. &bdquo;Ich spiele Fußball, da fällt mir das Radfahren gar nicht schwer“, sagt er und grinst. Morgens um 7.14 Uhr startet der Herforder in den Arbeitstag. Es herrscht Trubel im Zustellzentrum am Wellbrocker Weg 15a in Herford. 60 Kollegen sortieren ihre Briefe, sie unterhalten sich, das Radio läuft. Immer dann ist es für Yalmanci nicht ganz leicht, alles mitzubekommen. &bdquo;Wenn wir etwas erklären müssen, nehmen wir gerne in Kauf, dass man es Erkan möglicherweise noch ein zweites Mal erläutern muss. Im Team ist er gut aufgenommen worden“, meint Schonlau. Ebenfalls interessant: Postbank-Filialen in Bünde und Herford schließen So sieht der Arbeitstag für den Herforder aus Nach 2,5 Stunden ist die Post sortiert, ein Auto bringt einiges von der Ladung zu den Ablagekästen auf Yalmancis Route. Denn alles, was er an dem Tag zu den Herfordern befördern muss, passt nicht auf einmal in die Gepäcktaschen seines gelben Rads. Dann schwingt er sich in den Sattel und radelt von Haus zu Haus. Gegen 16.20 Uhr ist sein Arbeitstag um. Dann hat er so einige Kilometer auf der Uhr. Die Laune? Immer noch bestens. Selbst, wenn das Wetter mal regnerisch ist. Dann zieht man eben die passende Kleidung an, ist da das Motto. Nicht immer ist die Post so pünktlich, wie sich das einige Bürger wünschen würden. Nicht selten lassen Leute auch mal Dampf bei ihren Briefträgern ab. Yalmanci: &bdquo;Das ist mir bisher eigentlich nur sehr selten passiert. Ich habe einen guten Draht zu den Leuten.“ Außerdem weiß er, dass es nicht seine persönliche Schuld ist, wenn es mal etwas länger dauert. Er tritt immer tüchtig in die Pedalen. An dem neuen Job findet Yalmanci, der an der Gehörlosenschule in Bielefeld seinen Hauptschulabschluss gemacht hatte, schnell Freude. Inzwischen ist er seit drei Jahren dabei, hat einen festen Vertrag, arbeitet in Vollzeit. Er hat auch schon ein neues Ziel. Privat fährt er ganz normal Auto und würde bei der Post gerne als Paket- oder Verbundzusteller mit einem Fahrzeug Pakete und Briefe ausliefern. &bdquo;Mal schauen, was man da machen kann“, meint Ernzer. Er freut sich, dass er so einen motivierten Kollegen gewinnen konnte. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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