Immer mehr Sonnenstunden: Balkonkraftwerke boomen in Herford wie nie zuvor

Herford. Rund eine Million Balkonkraftwerke gibt es in Deutschland. Ihre Zahl hat sich binnen Jahresfrist verdoppelt, so die Bilanz des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW). Auch der Herforder Uwe Steder hat sich ein solches Minikraftwerk an die Brüstung seines Balkons gehängt. &bdquo;Ich wollte ein bisschen was für die Umwelt tun“, sagt Steder im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Mit der Startphase der Anlage, die seit Anfang April arbeitet, ist er sehr zufrieden. &bdquo;Nachdem Solardächer in Eigenheimsiedlungen längst Standard sind, wird der Solarboom auf Balkonien nun zunehmend auch das Bild der Innenstädte prägen“, sagt Carsten Körnig, BSW-Hauptgeschäftsführer. Grund genug, einmal in der Hansestadt nachzufragen, ob auch hier diese Variante des Solarbooms bereits Einzug gehalten hat. &bdquo;Laut Marktstammdatenregister sind aktuell 840 Balkonkraftwerke in Herford angemeldet“, sagt dazu die Herforder Klimaschutzmanagerin Laetitia Müller. Man könne davon ausgehen, dass es noch einige Anlagen mehr gibt, &bdquo;da vermutlich nicht allen Anlagenbesitzern bewusst ist, dass diese offiziell angemeldet werden müssen“. Eine Registrierung in dem Register der Bundesnetzagentur ist innerhalb eines Monats Pflicht, betont der BSW. Geräte ohne Batteriespeicher Korrekt heißen die Balkonkraftwerke Steckersolargeräte. Diese unterscheiden sich laut BSW von klassischen Photovoltaikanlagen insbesondere dadurch, &bdquo;dass die Leistung der Solarmodule und die Anschlussleistung des Wechselrichters (AC-Leistung) so begrenzt ist, dass eine Gefährdung der vorhandenen Elektroinstallation und damit ihrer Betreiber praktisch auszuschließen ist“. Die Modulleistung eines Steckersolargeräts darf den Angaben zufolge maximal 2.000 Watt und die Anschlussleistung nach VDE-Normenentwurf maximal 800 Watt Wechselstromleistung betragen. Der BSW betont weiter: &bdquo;Nur Geräte ohne Batteriespeicher gelten als Steckersolargeräte. Systeme mit Speicher müssen zurzeit noch von einer Elektrofachkraft installiert und zusätzlich beim Netzbetreiber angemeldet werden.“ Wie viel Strom die Anlagen produzieren, können die Betreiber ständig verfolgen - per App über das Smartphone. Steder: &bdquo;Ich finde das gut. Es ist schön, zu sehen, wie viel Strom das Gerät gerade produziert.“ Die Anlage sei leicht zu installieren und könne bei einem eventuellen Umzug mitgenommen werden. Lesen Sie auch: Hunderte Bäume weichen für Solarpark im Kreis Herford Balkonkraftwerke sind für Wohnungsbesitzer und Mieter geeignet In Herford sei es das Ziel, den Anteil der Erneuerbaren Energien zu erhöhen, &bdquo;dies schließt Balkonkraftwerke ein“, wie Müller betont. Bis 2045 soll Treibhausgasneutralität erreicht werden. &bdquo;Aktuell gibt es im Klimaschutzkonzept noch das Unterziel, den Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch bis 2025 auf 15 Prozent und bis 2035 auf 20 Prozent des jeweiligen Strombedarfs zu erhöhen.“ Aktuell werde das Klimaschutzkonzept überarbeitet. Der jüngste Trend kommt den Zielen der Werrestadt offensichtlich entgegen. Müller: &bdquo;Balkonkraftwerke sind insbesondere für Wohnungsbesitzer oder Mieter geeignet, die einen Beitrag zur Energiewende leisten wollen, aber selber keine baulichen Maßnahmen umsetzen können.“ Die Anlagen seien grundsätzlich nicht genehmigungspflichtig, müssten aber im Register eingetragen werden und die oben genannten Leistungsdaten einhalten. Zwar gebe es seitens der Stadt derzeit keine Fördermöglichkeiten für Balkonkraftwerke, aber: &bdquo;Die Kraftwerke sind mittlerweile sehr erschwinglich geworden und amortisieren sich schnell.“ Dieser Effekt trete üblicherweise nach wenigen Jahren, &bdquo;im Schnitt zwischen drei bis sechs Jahren“ ein. Dies sei abhängig von verschiedenen Faktoren wie Anschaffungspreis, der Lage beziehungsweise Ausrichtung der Anlage oder auch inwieweit der Strom in dem Moment, in dem er erzeugt wird, auch verbraucht werden könne. Es gibt einen generellen Anspruch, die Anlage zu installieren Wichtig zu wissen: &bdquo;Seit 2024 haben Mieter grundsätzlich einen rechtlichen Anspruch darauf, eine Anlage zu installieren, und brauchen keine Zustimmung des Vermieters mehr“, wie Müller erklärt. &bdquo;Vermieter dürfen die Installation nur aus schwerwiegenden Gründen verweigern, zum Beispiel aufgrund von Sicherheitsbedenken“, wie die Klimaschutzmanagerin hinzufügt. Die Erlaubnispflicht durch Vermieter und Wohnungseigentümer war von der alten Ampelkoalition eingeführt worden. Jedoch sei &bdquo;eine Abstimmung im Vorfeld mit dem Vermieter generell ratsam, insbesondere wenn es darum geht, wie die Anlage befestigt werden soll“. BSW-Chef Körnig ist sich sicher: &bdquo;Immer breitere Bevölkerungsschichten profitieren von der solaren Energiewende.“ Wer sich über den Kauf und die Installation einer solchen Anlage informieren will, dem rät Müller: &bdquo;Über die Verbraucherzentrale NRW kann man eine kostenfreie Energieberatung in Anspruch nehmen.“ Dort könne man sich beraten lassen, worauf man beim Kauf achten sollte und welche individuellen Faktoren wichtig seien. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

Meistgelesen