Bäume sollen gefällt werden: Umfeld des Herforder Pöppelmann-Hauses steht vor Umgestaltung

Herford. Zwischen dem Daniel-Pöppelmann-Haus, dem Deichtorwall und dem Stadtgraben entsteht eine neue Frei- und Überschwemmungsfläche, die zugleich Aufenthaltsfläche für die Bürger wird. In der Gestaltung werden sich die alten Wehranlagen widerspiegeln. Dafür werden allerdings vier Buchen gefällt, von denen drei geschützt sind, außerdem eine Lärche und eine Robinie. Mindestens sechs Hochstammbäume sollen als Ersatz gepflanzt werden. Die Historie Die historische Altstadt wurde bis ins 18. Jahrhundert von Wehranlagen aus Festungsgräben, der Stadtmauer und Wällen mit Bastionen geschützt. Als die Wehranlage aufgegeben wurde, entstanden um die Altstadt herum Villen und die 3,5 Kilometer lange Wall-Promenade. Die Villa Schönfeld, das heutige Städtische Museum, wurde auf der westlichen Bastion der mittelalterlichen Festungsanlage gebaut. Sie wurde 1941 samt angrenzendem Park zum Heimatmuseum, das 1975 zudem ergänzend den Oesterlin-Anbau als Ausstellungshalle erhielt. Inzwischen hat die Stadt das Nachbargrundstück mit einer abgängigen und nicht denkmalgeschützten Villa am Deichtorwall 4 erworben, diese abgerissen. Lesen Sie auch: Historische Villa: Restauratorinnen leisten Detektivarbeit Dadurch hat sie nun die Möglichkeit, die ehemalige Bastion im Stadtraum wieder sichtbar zu machen. Die Pläne dafür hat das Landschaftsarchitekturbüro TGP aus Lübeck geliefert, das Preisträger im landschaftsplanerischen Wettbewerb war und seine Pläne danach weiter ausgearbeitet hat. Die Pläne Kern der Umbaupläne ist, die mittelalterliche Wehranlage durch eine Bastionsterrasse mit einer Cortenstahlwand nachzuzeichnen. Cortenstahl ist ein wetterfester, rostfester Baustahl, der durch seine rostbraune Oberfläche bekannt ist. Er besteht neben Stahl aus Legierungselementen wie Kupfer, Chrom und Nickel, die ihm seine spezielle Rostschicht verleihen, die aber nicht durchrostet. An der Bastionsmauer entlang verläuft ein Wallgang zur tiefer liegenden Rasenfläche hin, die als naturnaher Aufenthaltsbereich und gelegentliche Veranstaltungsfläche dienen könne, so Stadtplanerin Maike Wöhler, die im Bau- und Umweltausschuss die Pläne der Architekten vorstellte. Von dort haben die Herforderinnen und Herforder auch Zugang zum Stadtgraben. Der nördliche Eingang des städtischen Museums soll zwei vorgelagerte Terrassen mit Sitzgelegenheiten erhalten. Der Eingangsbereich und die untere Terrasse werden mit mehreren Bäumen versehen, vor allem Gleditschien (Lederhülsenbäume). Ein neuer barrierefreier Zugang soll auf der Südseite des Museums entstehen, wo sich der Museumsgarten mit einer großen Platane befinde. Der Garten soll behutsam umgestaltet werden. Der Beirat für Stadtbildpflege hat sich dafür ausgesprochen, keine Bäume auf dem Rasenparterre, dem Glacis, zu pflanzen: Ihm war offenbar wichtig, dass der Blick auf das Museumsgebäude möglich bleibt. Der Entwurf weicht insofern davon ab, dass ein einzelner Baum als Schattenspender dort gepflanzt wird, aus Gründen des Hochwasserschutzes sollen aber keine weiteren Bäume hinzukommen. Die Diskussion Unmut gab es im Ausschuss eben wegen jener Bäume. Hans-Henning Warnecke (UfH) und Claudia Schumacher (Grüne) kritisierten, dass es dabei – anders als am Bergertor, wo auf der Spatzenwiese 35 Bäume gefällt werden – rein um gestalterische Aspekte geht. Wöhler entgegnete, dass die Cortenstahlwand nicht errichtet werden könne, wenn die Bäume dort stehen bleiben. Burkhard Wolff (Linke) kritisierte zudem, dass im nördlichen Bereich des Museums Gleditschien angepflanzt werden sollen: Bei ihnen handele es sich um eine nicht heimische Baumart. Wöhler verwies dazu auf die Architekten-Idee: Sie wollten Bäume mit einer fedrigen Krone, um den Blick auf die Villa nicht zu verstellen. Die geplanten Baumfällungen haben kürzlich bereits Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen und dem Bund für Umwelt und Naturschutz – wie schon am Bergertor – veranlasst, die Bäume zu markieren, die gefällt werden sollen. Der Beschluss Der Bau- und Umweltausschuss hat die Verwaltung mehrheitlich beauftragt, die Neugestaltung der Flächen am Städtischen Museum entsprechend der Entwurfsplanung des Büros TGP in zwei Abschnitten mit der Kultur Herford gGmbH umzusetzen. Stadt und Kultur gGmbH sind die Bauherrn. Der mehrheitlich gefasste Beschluss sieht auch das Fällen der Bäume vor. Weiteres Vorgehen Nach dem Beschluss im Ausschuss wird die Stadt den Bauantrag stellen. Eine Fördermittelzusage – die Gesamtkosten für das Projekt liegen bei 1,74 Millionen Euro – erwartet sie zum Herbst. Danach will sie die Auftragsvergaben vorbereiten. Im Frühsommer 2026 könnte schließlich mit dem Bau begonnen werden. Die Bauzeit werde witterungsabhängig – die Rasenfläche liegt in der Hochwasserzone – ungefähr zwölf Monate dauern. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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