Grob fahrlässig? Zeugin erhebt schwere Vorwürfe gegen Herforder Rettungsdienst

Herford. Es ist ein schwüler Tag in Herford, morgens um 10 Uhr. Im Reisezentrum des Bahnhofs hat eine schwangere 30-jährige Herforderin plötzlich gesundheitliche Probleme, klagt über Schwindel und Kopfschmerzen. Passanten rufen den Rettungsdienst, bringen die Frau in die stabile Seitenlage. Den Umgang mit der Patientin beschreibt eine NW-Leserin als &bdquo;skandalös leichtfertig“. Wir haben den Fall rekonstruiert. &bdquo;Der Frau wurde im Liegen der Blutdruck gemessen und als normal bewertet“, schildert die Zeugin. Sie sei daraufhin gebeten worden, sich aufzusetzen, und habe dann kreidebleich mit ausgestreckten Beinen an der Wand gelehnt. Die Rettungssanitäterin und der Rettungssanitäter hätten dann beschlossen, dass die Frau kein Fall für den Rettungsdienst und ein Transport ins Krankenhaus nicht indiziert sei. Vielmehr sei ein Besuch beim Hausarzt angezeigt. Veränderungen im Rettungsdienst: So viele Fachkräfte sind im Notfall da .responsive23-gw5qJXlAZ2nNaJ8x-bar-stacked-vertical-kreisleitstelle-feuerwehr { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-gw5qJXlAZ2nNaJ8x-bar-stacked-vertical-kreisleitstelle-feuerwehr { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-gw5qJXlAZ2nNaJ8x-bar-stacked-vertical-kreisleitstelle-feuerwehr { padding-top: 111.11%; } } War Schwangere Fall für den Rettungsdienst? &bdquo;Als die Frau sich schließlich erbrochen hat, haben die Sanitäter ihre Meinung geändert und sie dann doch ins Krankenhaus gebracht“, so die Zeugin weiter. Selbst für medizinische Laien habe die Frau einen benommenen Eindruck gemacht. &bdquo;Ich finde das Verhalten der Rettungssanitäter grob fahrlässig. Ich frage mich ernsthaft, wie viele der angeblichen Übergriffe auf Rettungskräfte tatsächlich auf Böswilligkeit beruhen, und wie viele von verzweifelten Angehörigen verübt werden, weil die Sanitäter sich weigern, ihre Arbeit zu machen“, führt die Frau weiter aus. Der Darstellung widerspricht Lea Marie Romeo deutlich. Die Teamleitung des Herforder Rettungsdienstes hat mit der eingesetzten Besatzung des Rettungsdienstes gesprochen und auch das Einsatzprotokoll eingehend studiert. Die Lage stelle sich völlig anders da, als von der Zeugin berichtet. Gewalt gegen Einsatzkräfte verharmlost? &bdquo;Bei Eintreffen des Rettungsdienstes war die Patientin sowohl beschwerdefrei, als auch vital stabil, weshalb ihr im Rahmen einer adäquaten Aufklärung mehrere Möglichkeiten für eine weitere Abklärung erläutert wurden“, so die Teamleiterin im Gespräch mit dieser Zeitung. Nach einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes sei die Patientin selbstverständlich in ein Krankenhaus transportiert worden. Auch aus dem Einsatzprotokoll ergebe sich keinerlei Fehlverhalten der Besatzung. Es sei auch absolut richtig, bei einer liegenden Patientin diese zunächst in der aufgefundenen Position zu untersuchen und die Vitalwerte zu erheben, um einen Lagerungswechsel überhaupt abwägen zu können. &bdquo;Dass eine Person, die sich selbst als Laie bezeichnet, nicht nur die Untersuchung und Behandlung durch hoch qualifizierte Notfallsanitäter infrage stellt, sondern hierüber obendrein versucht, Gewalt gegen Einsatzkräfte zu verharmlosen und sogar zu rechtfertigen, ist für mich absolut unverständlich“, so Romeo weiter. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Ärztlicher Bereitschaftsdienst oder Notruf? Doch warum kommt es zu solchen Diskrepanzen in der Wahrnehmung? Laut Lea Marie Romeo gibt es ein bundesweit zunehmendes Problem, welches die Einsatzzahlen ständig steigen lässt: nämlich der häufig unbewusste Missbrauch von Rettungsmitteln. &bdquo;Der Unterschied zwischen den Rufnummern 116117 und der 112 scheinen vielen Bürgerinnen und Bürgern einfach nicht bekannt zu sein“, so die Teamleiterin. Der ärztliche Bereitschaftsdienst ist unter der Rufnummer 116117 täglich rund um die Uhr erreichbar und richtet sich an Menschen, die aufgrund ihrer Beschwerden schnell einen Termin beim Facharzt benötigen. Wichtig zu wissen: Patienten mit akuten Beschwerden werden mit einem standardisierten Ersteinschätzungsverfahren in die richtige Versorgungsebene, wie beispielsweise eine offene Arztpraxis, den ärztlichen Bereitschaftsdienst, die Notfallambulanz im Krankenhaus oder aber den Rettungsdienst vermittelt. Die Rufnummer 112 ist hingegen zu wählen, wenn es sich um einen medizinischen Notfall und eine lebensbedrohliche Situation handeln könnte. Doch der Rettungsdienst wird auch in Fällen gerufen, in denen ein Einsatz schlichtweg nicht indiziert sei. &bdquo;Wenn die Kopfschmerztabletten ausgegangen sind, der Hausarzt geschlossen hat, ein Splitter im Finger ist oder auch die seit vier Wochen bestehenden Rückenschmerzen schlimmer geworden sind, dann ist das nun einmal kein lebensbedrohlicher Notfall für den Rettungsdienst“, sagt Lea Marie Romeo weiter und wirbt um mehr Vertrauen in das Urteilsvermögen der eingesetzten Rettungskräfte. Hinter den Kulissen: So arbeitet die Kreisleitstelle des Rettungsdienstes im Kreis Herford Ausbildung zum Notfallsanitäter dauert drei Jahre &bdquo;Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter durchlaufen eine komplexe, anspruchsvolle dreijährige Berufsausbildung, an deren Ende sie befähigt sind, eigenverantwortlich heilkundliche Maßnahmen durchzuführen. In dieser wird unter anderem erlernt, den Gesundheitszustand von erkrankten oder verletzten Personen zu beurteilen, eine vitale Bedrohung zu erkennen und die erforderlichen Maßnahmen durchzuführen“, so Romeo. Würde sich im Zuge dessen herausstellen, dass keine rettungsdienstliche Transportindikation vorliegt, so könnten Patienten nach vorheriger Aufklärung an der Einsatzstelle belassen werden.

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