Exot auf Ostwestfalens Straßen: Bünder Schrauber hält 37 Jahre alten Nissan Laurel in Schuss

Kreis Herford. Auch wenn der einst euphorisch gefeierte Begriff der Globalisierung durch aktuelle Tendenzen arg an Glanz verloren hat, Handel über Grenzen hinweg hat eine lange Tradition. Ging es zunächst um Waren, die nur in bestimmten Regionen vorkamen oder hergestellt wurden, so hat sich der Preis als ausschlaggebendes Argument für Importwaren nicht erst mit chinesischen Handelsplattformen etabliert. Dagegen hat auch das einstige Prädikat &bdquo;Made in Germany“ längst an Zugkraft verloren. Denn so wie günstige Waren zu uns kamen, so ist die hohe Kunst der Ingenieure längst ein bundesdeutscher Exportschlager geworden. Aktuell strömen zwar chinesische Kraftfahrzeuge zu unschlagbaren Preisen auf den Markt, doch auch schon früher hat es Vorstöße anderer Exportnationen gegeben, das als Erfinder des Automobils gefeierte Deutschland von seinem Thron zu stoßen. Während es bis in die frühen 1960er Jahre meist europäische Mitbewerber waren, die in eher bescheidenem Umfang an dieser &bdquo;Pole-Position“ kratzten, so begann mit dem Import japanischer Zwei und- Vierräder der Siegeszug asiatischer Kraftfahrzeuge auch auf deutschen Straßen. Dennoch sind immer noch rund zwei Drittel des deutschen Pkw-Bestandes auf den Fließbändern heimischer Hersteller montiert worden. Der Nissan Laurel - ein exotischer Oldtimer So selten vergleichsweise damit diese Importfahrzeuge schon im Neuwagenbereich sind – etwa jedes 10. neu zugelassene Fahrzeug hat japanische Wurzeln – bei den Oldtimern sind es in unseren Breitengraden oft absolute Seltenheiten. Davon weiß auch Joachim Meier zu berichten, der mit seinem Nissan Laurel schon an so manchem Veteranen-Treffen in der Region teilgenommen hat. Für Liebhaber: Oldtimer-Treffen im Kreis Herford: Hier können Auto-Klassiker bewundert werden Während er oft der einzige Teilnehmer mit einem &bdquo;Japaner“ ist, werden manche Modelle aus Stuttgarter oder Wolfsburger Fertigung in nahezu jeder original lieferbaren Farbe präsentiert. Doch das Meier zu einem Oldtimer kam, war zunächst gar nicht der Plan gewesen. Die Geschichte von Joachim Meier und seinem Nissan Laurel Der gelernte Schlosser hatte nach bestandener Führerscheinprüfung mit seinem ersten eigenen Auto, einem aus gleichem Hause stammende Datsun Sunny, so gute Erfahrungen gemacht, dass er auch bei einer für das Jahr 1988 geplanten Neuanschaffung zunächst das Produktportfolio des japanischen Herstellers Nissan in Betracht zog. Begünstigt wurde dieses Vorhaben durch eine in Bünde vorhandene Vertragswerkstatt, was bei Importmodellen keine Selbstverständlichkeit darstellte. Horst Otremba bot an der Weseler Straße neben Service, Reparatur und der entsprechenden Ersatzteilversorgung, auch Neufahrzeuge an. .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { padding-top: 142.86%; } } In der südlich der Bünder Innenstadt gelegenen Ausstellungshalle entdeckte der damals 32-jährige Joachim dann sein Traumauto. In Royalblau lackiert und mit einer grauen Innenausstattung präsentierte sich der Nissan Laurel 2,8 D in SLX-Ausstattung, wie das Oberklassemodell mit kompletter Bezeichnung heißt. Dass für ein solch stattliches Fahrzeug auch ein recht stattlicher Preis aufgerufen wurde, liegt in der Natur der Sache. Mit etwa 30.000 DM schlug der Laurel damals zu Buche. Für einen Handwerksgesellen im 3. Berufsjahr eine finanzielle Herausforderung, die der heute 58-Jährige jedoch annahm und schließlich auch zu stemmen vermochte. Alltag und Besonderheiten des Nissan Laurel Dafür bekam er dann aber auch eine sehr geräumige, viertürige Limousine, die mit einer Reihe, für damalige Verhältnisse noch exklusiver Extras aufwarten konnte. Unter anderem eine Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber und ein ebenfalls elektrisch zu betätigendes Stahlschiebedach. So erinnert sich der immer noch stolze Besitzer des asiatischen Schmuckstückes, dass ein vergleichbares, mit einem Stern geschmücktes Fahrzeug aus Stuttgarter Produktion schnell das Doppelte gekostet hätte. So herrschaftlich der Nissan Laurel durch Abmessungen und Ausstattung auch daherkam, unter seiner Haube werkelt ein eher rustikales Triebwerk. Der Reihen-Sechszylinder-Diesel mit 2,8 Litern Hubraum fand auch im geländegängigen Nissan Patrol Verwendung und mobilisierte 90 Pferdestärken, die den knapp 1,5 Tonnen schweren Viertürer nicht gerade zu einem Rennwagen machen. Nur 150.000 Kilometer auf dem Tacho Um noch einmal einen Vergleich mit den Stuttgarter Mitbewerbern heranzuziehen, wäre der gern für die hubraumstarken und leistungsschwachen Mercedes-Dieselmodelle benutzte Begriff der &bdquo;Wanderdüne“ auch hier sehr zutreffend. Doch das schnelle Fahren ist auch nicht das, was Joachim Meier von seinem fahrbaren Untersatz erwartet. In den mittlerweile fast vier Jahrzehnten, in denen er seinem Nissan die Treue hält, hat es der Wegstreckenmesser gerade einmal auf runde 150.000 Kilometer gebracht. &bdquo;Ich habe immer in der Nähe meines Wohnortes gearbeitet, zu Montagetätigkeiten konnte ich mit einem Firmenwagen fahren und auch große Urlaubsreisen habe ich selten mit dem Wagen gemacht“, erläutert der gebürtige Dünner die geringe Laufleistung. Darüber hinaus steht nach dem Tod des Vaters auch noch ein Nissan Primera zur Verfügung, den der sympathische Handwerker zusätzlich im Alltag bewegt. Eine unvergessliche Panne und die Lösung Auch wenn oder gerade, weil keine großen Strecken zurückgelegt werden, so ist es trotz der Zuverlässigkeit des Laurel auch schon zu Pannen gekommen. Ein Ereignis ist besonders in Erinnerung geblieben, dass sich vor Jahren auf dem Weg mit zwei voll besetzten Autos zum Spargelessen nach Rahden zugetragen hatte. Bereits während der Anfahrt zwang die vordere Bremse des Laurel durch Abgabe von &bdquo;Rauchzeichen“ und entsprechender Geruchentwicklung zum Anhalten. Ein klemmender Bremssattel sorgte für dauerhaften Kontakt zwischen Belag und Bremsscheibe, sodass nur kurze Distanzen von etwa zwei bis drei Kilometern zurückgelegt werden konnten, ehe eine Pause zur Abkühlung der Bremse eingelegt werden musste. Da sich das Ganze an einem Feiertag zugetragen hatte und ein professioneller Abschleppdienst inklusiv des Festtagszuschlages eine für Joachims Budget horrende Preisforderung in Aussicht stellte, entschied sich der Nissan-Fahrer, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Nachdem die Passagiere allesamt mit dem zweiten Fahrzeug wieder nach Hause gebracht worden waren, bestückte Meier den Zweitwagen mit einem Klappfahrrad und kehrte damit zum Pannenfahrzeug zurück. Da an diesem mittlerweile die Bremsen wieder abgekühlt waren, lud er das Fahrrad um und fuhr die mögliche Distanz bis zum nächsten &bdquo;Rauchzeichen“ der Vorderbremse in Richtung Heimat. Erneut stellte er dann den Laurel zum Abkühlen der Bremse an den Straßenrand und radelte mit dem Fahrrad zurück zum zweiten Auto. Dort begann das Spiel dann von vorn. Fahrrad zusammengeklappt, im Auto verstaut und wieder zurück zum mittlerweile abgekühlten &bdquo;Bremsproblem“. So kamen, zwar in kleinen und etwas umständlichen Schritten, aber sicher und gesund beide Autos, das Klapprad und Joachim Meier zum Eigenheim nach Dünne zurück. Die Kosten für die sich anschließende Reparatur der Bremse ist zwar längst vergessen, diese liebenswürdige Geschichte wird den Nissan-Liebhaber aber bis an sein Lebensende begleiten. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Die Liebe zum Nissan Laurel über die Jahre Selbstredend waren in den fast vier Jahrzehnten gemeinsamer Verkehrsteilnahme auch noch weitere Kosten zu bewältigen. Zwar ging glücklicherweise die Beseitigung zweier unverschuldeter Unfälle zulasten der Verursacher, doch erst vor wenigen Monaten sind eine Reihe von altersbedingten Blessuren behoben worden. Für den dazu aufgebrachten, gut fünfstelligen Euro-Betrag hätte sich Joachim Meier auch einen in Liebhaberkreisen beliebteren Oldtimer vom Schlage eines VW Käfer oder einer Ente (Citröen 2CV) kaufen können. Doch nach wie vor gefällt dem Besitzer das kantige, sogenannte &bdquo;Drei-Box-Design“ und die glatten Flächen des Japaners. Und wenn beim nächsten Oldtimer-Treffen wieder hinter vorgehaltener Hand über einen &bdquo;cw-Wert, der größer als der eines Scheunentores“ ist, gespottet wird, dann freut sich Joachim Meier nach wie vor über seinen Nissan Laurel. Denn er wird auch bei diesem Treffen wieder weit seltener sein, als viele andere der dort vertretenen Fahrzeuge. 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