Wie ein 89-jähriger Bünder seine fast 100 Jahre alte „Zündapp EM 249“ restauriert hat

Kreis Herford. Dass der berufliche Werdegang von Manfred Meier von Zweirädern bestimmt wurde, war dem gebürtigen Ennigloher gewissermaßen mit in die Wiege gelegt worden. Denn als er 1935 das Licht der Welt erblickte, handelte sein Vater Walter an der Holzhauser Straße 98 – im heutigen Bünder Stadtteil – bereits mit Fahrrädern. Und als im Jahre 1950 für den noch 14-Jährigen die Frage nach der Berufswahl anstand, entschied sich der Junior folgerichtig für eine Ausbildung zum Zweiradmechaniker. Sowohl die Lehre als auch die sich anschließende, erforderliche Anzahl der &bdquo;Gesellenjahre“ verbrachte Manfred dann beim Bielefelder Motorradhaus Schneider, ehe er 1959 die Meisterprüfung ablegte. Mittlerweile hatte auch sein Vater Walter motorisierte Zweiräder in sein Verkaufsprogramm aufgenommen und mit dem Angebot an Mopeds aufs &bdquo;richtige Pferd“ gesetzt. Denn während zu Beginn der 1960er Jahre der Absatz an hubraumstärkeren Motorrädern und -rollern zusehends zurückging, erfreuten sich die kleinen &bdquo;50-ccm-Boliden“ insbesondere bei Jugendlichen wachsender Beliebtheit. Moped-Marke Zündapp kommt aus München Zunächst waren es Rixe-Modelle aus Brake bei Bielefeld und Produkte der Firma Express, die in Neumarkt in der Oberpfalz montiert wurden. Später, nachdem immer weniger Hersteller dieses Marktsegment bedienten, wurden dann Mopeds der Marken Zündapp (München) und Hercules (Nürnberg) angeboten. Da war Manfred Meier allerdings selbst schon Inhaber des elterlichen Betriebes, den er zukunftsfest machen wollte und im Jahre 1964 – nachdem sein Vater zuvor schon eine einzelne &bdquo;Rückwarth“-Pumpe auf dem Hof betrieben hatte – durch eine moderne &bdquo;Groß“-Tankstelle mit mehreren Säulen ergänzte. Und obwohl schon bald mit einer vollautomatischen Waschanlage ein weiteres Standbein hinzukam, blieben die Mopeds noch bis in die 1980er Jahre im Programm, was dem Zweiradmechaniker-Meister nicht schlecht gefiel. Schließlich war der erlernte Beruf für ihn schon immer mehr als nur Broterwerb und obwohl längst selbst auf vier Rädern unterwegs, hielt sein Interesse an den motorisierten Zweirädern nach wie vor an. Für Liebhaber: Oldtimer-Treffen im Kreis Herford: Hier können Auto-Klassiker bewundert werden Moped aus 1928 war nur noch ein &bdquo;Haufen rostiger Einzelteile“ So konnte er sich auch nicht zurückhalten, als ihm vor vielen Jahren ein &bdquo;uraltes Motorrad“ angeboten wurde, wie sich Meier noch heute erinnert. Obwohl in sehr schlechtem Zustand weckten die Überreste des 1928 gebauten Zweitakters sein Interesse und so fand ein &bdquo;Haufen rostiger Einzelteile“ ein neues Zuhause an der Holzhauser Straße. &bdquo;Zunächst habe ich mich gar nicht so richtig daran getraut“, erzählt der rüstige Pensionär, während er an seinem PC versucht, das Jahr des Kaufes einzugrenzen, &bdquo;.. doch schließlich fing ich an zu restaurieren.“ Dass der frischgebackene Restaurator heute rückblickend andere Maßstäbe an seine Arbeiten anlegen würde, daraus macht er keinen Hehl. Doch im Laufe der Zeit fand sein Erstlingswerk wieder zurück zu alter Pracht. Noch heute kann sich die &bdquo;Zündapp EM 249“ sehen lassen, obwohl gesundheitsbedingt die letzte Fahrt schon eine Weile zurückliegt. Gebaut wurde sie einstmals in den Nürnberger Hallen des ehemaligen Rüstungsproduzenten &bdquo;Zünder-Apparatebau-GmbH“, aus deren namensgebenden Begriffen sich die neue Firmenbezeichnung zusammensetzte und die für mehr als sechs Jahrzehnte für erstklassige Zweiräder &bdquo;Made in Germany“ stehen sollte. Zündapp EM 249 hatte separaten Öl-Tank Gerade einmal zehn Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs und sieben Jahre nach Einstieg in die Motorradproduktion entstand der 249 ccm große Einzylinder, der ganze viereinhalb Pferdestärken mobilisierte und eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h erlaubte. Die Kraft wurde mittels eines von Hand geschalteten Dreiganggetriebes, sowie einer Kette als Sekundärantrieb auf das ungefederte Hinterrad übertragen, was dem damaligen Stand der Technik entsprach. In jenen Tagen wohl eher ungewöhnlich war die Art der Schmierung des Zweitaktmotors, der sein Öl aus einem separaten Tank bezog und nicht – wie meist üblich – mit einem Benzin-Öl-Gemisch versorgt werden musste. Das 85 Kilogramm schwere Zweirad, das zusätzlich mit zwei Personen &bdquo;beladen“ werden konnte, wurde mit zwei Trommelbremsen zum Stehen gebracht, was wiederum schon damals und noch viele Jahre fort die typische Art der Verzögerung kleinerer Motorräder sein sollte. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-gNzuyh5LBJRzlZ9M-bar-vertical-oldtimer-in-deutschland { padding-top: 142.86%; } } Moped des Bünders ist ein seltenes Exemplar Der auch als &bdquo;Einheitsmodell“ (kurz: EM) bezeichnete Typ 249 wurde zwar nur zwei Jahre gebaut, brachte es aber schließlich auf über 10.000 gebaute Exemplare. Für die krisengeschüttelten 1920er Jahre keine schlechten Stückzahlen. Wie viele davon bis heute erhalten blieben, ließ sich leider nicht feststellen, doch dürfte Manfred Meier bei seinen Ausfahrten kaum ein weiteres Exemplar begegnet sein. Allenfalls bei den Oldtimer-Rallyes, an denen der Ennigloher mit seinem Schmuckstück gern teilnahm, hatte er eine Chance dazu. Allein neun Mal bestritten Meier und sein Einheitsmodell schon die &bdquo;Internationale Ibbenbürener Motorrad-Veteranen-Rallye“, bei der nur Zweiräder bis Baujahr 1939 an den Start gehen dürfen. Jedes Mal kamen die beiden Bünder &bdquo;Veteranen“ dabei heile ins Ziel, zweimal wurde Meier sogar als ältester Teilnehmer mit einem Extra-Pokal besonders geehrt. Mehrfach begleitete ihn dabei seine Tochter standesgemäß auf einer 98er Express von 1935 in Damenausführung, die ursprünglich mal einer Hebamme gehört haben soll. Selbstredend hatte der pensionierte Zweiradmechaniker-Meister auch diese zuvor restauriert. Der (vorerst) letzte Start war am Pfingstwochenende 2023, wo bei den zwei angesetzten Rundfahrten insgesamt wieder über 160 Kilometer zurückgelegt werden mussten. Bei der Frage nach Pannen oder gar Ausfällen lacht Manfred Meier: &bdquo;Die habe ich immer nur auf Probefahrten gehabt, bei den Rallyes zum Glück nie!“. Getriebe ist noch immer unrestauriert So wäre einmal beinahe das Getriebe, das im Übrigen seit fast einem Jahrhundert unrestauriert seinen Dienst verrichtet, verloren gegangen. Ein anderes Mal brachen zwei Schrauben an der Lenkerhalterung, was dann allerdings weniger zum Lachen war. Doch es ist nie etwas ernstes passiert. Die gebrochenen Schrauben wurden durch neuere, mit höherer Materialfestigkeit ersetzt und so ist die alte Zündapp auch jetzt noch gut für viele Kilometer. Wie viele es bei seinen bisherigen Fahrten insgesamt waren? Da kann Meier nur schätzen. Es dürfte aber im niedrigen vierstelligen Bereich liegen. Denn neben diesem, seinem ältesten Zweirad und der zuvor erwähnten Express, haben sich noch eine ganze Reihe weiterer Mopeds bei ihm eingefunden. Wie zum Beispiel zwei 50 ccm-Zündapps aus den 1960er Jahren, die seinerzeit neu von Meier verkauft wurden und später, in zum Teil erbärmlichen Zustand, den Weg zu ihm zurückgefunden haben. Nach einer &bdquo;Meierschen Frischzellenkur“ glänzen diese beiden Zeugen des späten Wirtschaftswunders ebenso, wie auch zwei weitere, ganz besondere Fahrzeuge aus der Sammlung des Enniglohers. Durch Zufall fiel ihm beim Ersatzteilkauf ein Fahrrad-Hilfsmotor der Firma Victoria (Nürnberg) in die Hände. Selbstredend wurde auch dieser in Eigenregie restauriert und da in der Nachbarschaft ein – ebenfalls neu von der Firma Meier verkauftes – NSU-Fahrrad auf seine Wiederbelebung wartete, vereinigte er Herrenrad und Anbauaggregat zu einer frühen Form des Fahrrades mit Hilfsmotor. Handgemalte Zierstreifen nach historischem Vorbild Mit welcher Akribie er bei dieser Wiederbelebung vorgegangen ist, lässt sich am Rahmen des NSU-Rades ablesen. Ein Bekannter, der noch bei Miele den Beruf des Linierers erlernt hatte, verzierte gemäß historischem Vorbild den Rahmen mit von Hand gezogenen Zierstreifen. Dadurch zwar hübsch anzuschauen, erschwerte die obere Längsstange des Herrenrahmens dem mittlerweile 89-Jährigen jedoch das Auf- und Absteigen, weshalb sich direkt nebenan die gleiche Motorisierung nochmals an einem Damenrad der Marke Hercules wiederfindet. Wer weiß, vielleicht starten Vater und Tochter erneut zu einer gemeinsamen Rallye mit ihren selbstrestaurierten Schmuckstücken. Vielleicht auch bei der &bdquo;Teufelsmoor-Rundfahrt“, die die &bdquo;Fahrradhilfsmotorfreunde“ aus Lilienthal bei Bremen genau für diese Fahrzeuggattung seit 1988 ausrichtet und an der Meier auch schon mehrfach teilgenommen hat. Wenn er davon erzählt, dann kommen viele Erinnerungen – nicht nur an diese Veranstaltung – auf. Zu jedem seiner Fahrzeuge kann der zweifache Vater, vierfache Großvater und mittlerweile sogar vierfache Urgroßvater nicht nur eine Geschichte erzählen. Und dabei merkt der Zuhörer, wie groß noch heute – rund 75 Jahre nachdem er sich für den Beruf des Zweiradmechanikers entschieden hat – die Leidenschaft für das motorisierte Zweirad ist. 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