Sparkassen-Warnstreik in Herford: Darum blieben einige Filialen in OWL am Dienstag dicht

Herford. Rund 300 Sparkassen-Beschäftigte aus ganz OWL sind jetzt in Herford für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst auf die Straße gegangen. Das haben auch die Kunden des Finanzinstituts gemerkt: Mehrere Filialen in der Region blieben am Dienstag, 4. März, dicht. &bdquo;Heute ist kein Arbeitstag, heute ist ein Streiktag!“, schreit Verdi-Gewerkschaftssekretär Jason Tolkmit ins Mikro. Und mehr als 300 Sparkassenmitarbeiter aus ganz OWL brüllen mit. Die Männer und Frauen auf dem Gelände des Alten Güterbahnhofs tragen rote Westen, viele haben Trillerpfeifen dabei, manche tragen Banner. Auf einem steht: &bdquo;Wir sind die Guten!“ Aus den Boxen einer kleinen Stereoanlage dröhnt &bdquo;Don’t stop believin’“ der US-Band Journey. Die Stimmung ist gut. Bevor sich der Demo-Tross am Dienstagmorgen in Bewegung setzt, wendet sich Mario Angioni, Verdi-Sekretär für OWL, mit ernsten Worten an die Menge, erinnert an den Anschlag auf die Gewerkschaftsdemo in München vom 13. Februar und die Autoattacke in Mannheim tags zuvor. Und er sagt: &bdquo;Ihr setzt ein Zeichen dafür, dass wir kein Angriff auf unsere Grundrechte dulden!“ Was Verdi fordert Der Auslöser für den Arbeitsausstand an dem sonnigen Märztag: Die zweite Tarifrunde im öffentlichen Dienst, die am 18. Februar in Potsdam ergebnislos vertagt worden war. Zudem soll Druck aufgebaut werden für die Fortsetzung der Verhandlungen vom 14. bis 16. März. Unter anderem hatte Verdi von Bund und Kommunen ein Lohnplus von acht Prozent gefordert, mindestens jedoch eine Erhöhung um 350 Euro monatlich. Zusätzlich sollen Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten steigen. Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 200 Euro monatlich angehoben werden. Drei zusätzliche freie Tage und ein weiterer Tag nur für Gewerkschaftsmitglieder stehen ebenfalls auf der Forderungsliste, um der Arbeitsverdichtung entgegenzuwirken. Ein &bdquo;Meine-Zeit-Konto“ für mehr Zeitsouveränität und Flexibilität wird ebenfalls gefordert. Dafür wird auch in Herford gestreikt. Unter erhöhtem Polizeischutz zieht der Tross aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Sparkassen Halle-Wiedenbrück, Bad Oeynhausen-Porta Westfalica, Bielefeld, Gütersloh-Rietberg-Versmold, Herford, Lemgo, Paderborn-Detmold-Höxter und Sparkasse Minden-Lübbecke los. &bdquo;Für eine Gefährdungslage gab es zwar keine Anhaltspunkte, wir haben aber trotzdem mehr Präsenz gezeigt und den Verkehr abgesichert“, so Herfords Polizeisprecher Hendrik Drawe. Erstes Ziel der Streikenden: Der Sparkassen-Campus an der Engerstraße. Dort wird der Demozug – wen wundert’s – besonders laut. &bdquo;Löhne rauf, rauf, rauf“, wird skandiert. Über die Niederstraße und Auf der Freiheit geht es an der dortigen Sparkassen-Filiale entlang zur Abschlusskundgebung auf dem Alten Markt. Während des knapp 45-minütigen Umzugs quer durch die City müssen Autofahrer und Co. etwas mehr Zeit einplanen. Lesen Sie auch: Streikaufruf bei Sparkassen in OWL – diese Filialen sind betroffen Markige Worte und Laugengebäck Auf dem zentralen Platz der Hansestadt gibt es dann markige Worte vonseiten der Gewerkschaftsvertreter – und Laugengebäck für die Streik-Teilnehmer. Das ergibt Sinn, denn &bdquo;ohne Mampf kein Arbeitskampf“. Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Martina Schu betont: &bdquo;Die Arbeitgeber lehnen sich zurück und sagen zu allem nein, das wir fordern – keine soziale Komponente, keine Entgelterhöhung, keine Altersteilzeit. Das ist alles eine absolute Unverschämtheit. Wie sollen wir mit einer Arbeitgeberseite umgehen, die sich wie ein trotziges dreijähriges Kind verhält?“ Christian Miska, ebenfalls Verdi-Gewerkschaftsekretär und Leiter der Bundesfachgruppe Sparkassen & Bundesbank , tritt ebenfalls ans Mikro, schwört die Anwesenden – auf den wahrscheinlich noch weiter dauernden Arbeitskampf ein: &bdquo;Wir müssen nicht betteln, denn wir sind es wert.“ Applaus brandet auf. Sein Kollege Mario Angioni zieht derweil ein positives Fazit des Streiktags in Herford, verweist darauf, dass es im Vorfeld der kommenden Tarifrunde weitere Ausstände im öffentlichen Dienst geben könnte – auch in der Region: &bdquo;Denn wir müssen Masse zeigen!“ Die Auswirkungen des Streiks Fest steht: In manchen Orten haben die Sparkassen-Kunden etwas vom Ausstand der Bank-Mitarbeiter gespürt. Im Wittekindskreis blieben vier der insgesamt 23 noch personenbesetzten Filialen am Dienstag zu – am Ortsieker Weg in Herford, in Spenge, in Enger und in Löhne-Mennighüffen. &bdquo;Ansonsten gab es keine Einschränkungen im Betrieb“, so Peter Platz, Sprecher der Herforder Kreissparkasse (rund 750 Mitarbeiter). Im benachbarten Bielefeld waren im Zuge des Warnstreiks deutlichere Auswirkungen zu spüren. Laut Sparkassensprecher Christoph Kaleschke konnten zwölf Standorte nicht öffnen. Mehr zu aktuellen Warnstreiks in OWL Stadtwerke Bielefeld kündigen für Dienstag Streik an Streik bei der Deutschen Post geht weiter – OWL massiv betroffen

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