Herforder Stadtratsmitglied wartet vergeblich auf ein Flugticket von der AfD

Herford. Gemeinsam mit seinem Sohn Cem steht Vural Ipek am Mittwochnachmittag um kurz vor 15 Uhr vor dem Glashaus am Rande des Alten Markts. Der Vorsitzende des Integrationsrates in Herford wartet. Wartet auf Boten der AfD, die ihm und seiner Familie ein Flugticket in die Türkei übergeben, damit sie dort endlich einmal zusammen Urlaub machen können. Damit reagiert Ipek, der seit fast 50 Jahren in Deutschland lebt und sich hier vielfältig engagiert, mit Satire auf eine Aktion der AfD, die im vergangenen Jahr in Karlsruhe &bdquo;Abschiebetickets“ in zahlreiche Briefkästen von Menschen mit Migrationshintergrund geworfen hatte. Diese ähnelten Flugtickets, als Abflugzeit war &bdquo;08-1800“ angegeben. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen des Verdachts der Volksverhetzung, rund 20 Anzeigen waren nach der Aktion eingegangen. Vural und Cem Ipek sind jedoch nicht allein. Zwar lässt sich ein Vertreter der AfD samt Flugticket an diesem Nachmittag wenig überraschend nicht blicken. Dafür sind rund 70 Menschen einem Aufruf in der Neuen Westfälischen gefolgt und ebenfalls zum Alten Markt gekommen, darunter Mitglieder des Integrationsrates und lokale Vertreter verschiedener Parteien und Organisationen wie NRWweltoffen oder dem DGB sind dabei. Vural Ipek ist emotional berührt In kleinen Gruppen stehen sie zusammen und zeigen ihre Unterstützung. Einige haben Schilder mitgebracht, um ihre Haltung zu verdeutlichen. &bdquo;Für eine bunte Gesellschaft ohne Rassismus und Vorurteile“, heißt es auf einem Schild. Auf einem anderen steht &bdquo;Wenn die AfD die Antwort ist, wie ist dann die Frage?“ Ipek zeigt sich emotional berührt. &bdquo;Es macht Mut, wenn so viel Solidarität gezeigt wird. Ich bin positiv überrascht“, sagt der Vorsitzende des Integrationsrates. Seinen ausdrücklichen Dank richtet Ipek an die Polizei. Diese ist mit einigen Beamten ebenfalls vor Ort und schaut sich das Geschehen an, löst das stille, allerdings nicht angemeldete Zusammentreffen aber nicht auf. Auch das mache Mut, sagt Ipek. Lesen Sie auch: Herforder Stadtratsmitglied Vural Ipek nimmt AfD-Flugticketangebot an Ihre Solidarität ausdrücken wollen auch Doris und Michael Zumhasch. Zusammen mit seiner Frau engagiert er sich seit vielen Jahren in der Flüchtlingshilfe. &bdquo;Wir sind seit 2016 in der Flüchtlingshilfe im Welcome Café aktiv und haben schon viele Geflüchtete in Arbeit gebracht“, sagt Michael Zumhasch. &bdquo;Es ist wichtig, dass wir etwas tun“ Gekümmert haben sich die Zumhaschs auch um die Familie von Rayan und Sedra. Die beiden 17 und 18 Jahre alten Schwestern sind aus Syrien geflüchtet und jetzt Schülerinnen in der Einführungsphase am Königin-Mathilde-Gymnasium. Ihre Mutter arbeitet als Pflegeassistentin im Haus Elisabeth in Herford. Auch sie haben Schilder mitgebracht, um ihre Einstellung zu verdeutlichen. &bdquo;Es ist wichtig, dass wir etwas tun“, sind sich alle einig. Hans-Günter und Heike Schulte sind aus Oetinghausen gekommen. Sie stellen auf ihrem Schild die rhetorische Frage, welche Probleme durch &bdquo;Remigration“ gelöst werden, seien es Pflegenotstand, Fachkräftemangel, eine bessere Infrastruktur oder auch die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn. &bdquo;Ich denke nicht quer, sondern geradeaus“, bekräftigt Hans-Günter Schulte. News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Nach rund 20 Minuten wendet sich Vural Ipek mit einer kurzen Ansprache an die umstehenden Menschen. &bdquo;Ich bin sehr enttäuscht, dass ich kein Ticket bekommen habe, um in die sonnige Türkei zu fliegen und stattdessen hier im kalten Deutschland bleiben muss“, sagt Ipek mit einem Augenzwinkern und bedankt sich bei allen für die Unterstützung. &bdquo;Wir bleiben mit dir hier!“, kommt als Antwort aus der Menge. Fassungslos über Verhalten von CDU und FDP Fassungslos angesichts des Abstimmungsergebnisses zur Verschärfung des Asylrechts im Bundestag am Mittwochabend zeigt sich Ipek am Tag danach. &bdquo;Wenn sich demokratische Parteien wie die CDU und FDP, die sich christlich und liberal nennen, so verhalten, könnten sie mir eigentlich auch ein Ticket bringen“, sagt Ipek und fügt hinzu: &bdquo;Ich könnte heulen. Mein Sohn, der in Kanada lebt, hat mich angerufen und gefragt, was hier in Deutschland los sei.“ Bei der Abstimmung hatte die CDU/CSU-Fraktion ihren Antrag zu einer Verschärfung des Asylrechts nur mit Stimmen der AfD-Fraktion durchgebracht. Ipek betont, dass kriminelle Asylbewerber jederzeit abgeschoben werden sollten. &bdquo;Da helfe ich gerne mit.“ So aber nutzten CDU und FDP die Tat von Aschaffenburg nur zu Populismus im Wahlkampf. Liveticker: FDP verzichtet auf Antrag: Abstimmung über Merz’ Migrationsgesetz kommt

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