Konjunkturklima auf Talfahrt: Herforder Unternehmen erwarten düstere Zeiten

Kreis Herford. &bdquo;Desaströse Umfrage“, &bdquo;bestenfalls Stagnation“, &bdquo;schlechtestes Ergebnis seit 2014“: Nur einige der Begriffe, die bei der Vorstellung der Herbst-Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer fallen. Sie geben einen Einblick, wie die Unternehmen im Kreis Herford ihre aktuelle Situation einschätzen und was sie für die Zukunft erwarten. Lesen sie auch: IHK warnt: Ostwestfalens Industrie plant Stellenabbau Ein Wert, mit dem die IHK die Stimmung in der Industrie abzubilden versucht, ist der Konjunkturklimaindikator: Während der Wert 100 für eine ausgeglichene Konjunktur steht, ist der Wert im Kreis Herford von 86 auf nun 66 Punkte gefallen. &bdquo;Nach der Corona-Delle 2020 ist das seit 2008 der zweitschlechteste Wert“, erklärt Alexandra Altmann, Unternehmerin aus Herford und Vizepräsidentin der IHK. Damit scheint die Stimmung im Wittekindsland – nach dem Kreis Gütersloh immerhin der zweitwichtigste Industriestandort in OWL – besonders schlecht zu sein. OWL-weit ist der Wert hingegen nur von 92 auf 91 Punkte gesunken. Bereits im Frühjahr hatten die befragten 71 Herforder Unternehmen mit ihren rund 12.700 Beschäftigten verhalten auf den Herbst geschaut. Unternehmen denken über Personalabbau nach Nur noch 4 Prozent der befragten Betriebe berichten derzeit über eine gute, aber 60 Prozent über eine schlechte Geschäftslage. Bei den weitaus meisten ist die Produktionskapazität nicht ausgelastet. In den kommenden zwölf Monaten rechnet auch keines der Unternehmen mit einer Verbesserung seiner Situation. Als größte Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung sehen die Unternehmen die Inlandsnachfrage, Platz zwei geht an die Auslandsnachfrage. An dritter Stelle folgen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Altmann: &bdquo;Die Konsumzurückhaltung, gestiegene Kosten sowie die Unsicherheit der hinsichtlich der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sind kein guter Nährboden für das notwendige Wirtschaftswachstum. Das schlägt sich auch bei den Investitionen nieder – sie beschränken sich laut Umfrage wegen der schlechten Ertragslage oft nur auf Ersatzbeschaffung von Maschinen, in mehr als einem Drittel der Betriebe wird auch von sinkenden Investitionen ausgegangen. 61 Prozent der Unternehmen gehen sogar von einem Personalabbau aus. Bürokratie als Problempunkt Gefragt nach den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, steht bei den mit Abstand meisten Betrieben die Bürokratie ganz oben aus der Liste, auch die Steuer- und Energiepolitik wird häufig genannt. In den kommenden zwölf Monaten rechnen die Unternehmen auch nicht mit einer Besserung so Altmann. Die amtliche Statistik weist für den Kreis Herford einen Rückgang von 4,4 Prozent auf rund 24.500 Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe aus. Der Gesamtumsatz der Branche ist um 8,4 Prozent oder rund 400 Millionen auf 4 Milliarden Euro gesunken, der Inlandsumsatz um 11 Prozent zurückgegangen. Lesen Sie auch: Neue Prognose: Deutsche Wirtschaft wird 2024 erneut schrumpfen Im Bereich Handel- und Dienstleistungen sieht die Lage nur etwas besser aus. &bdquo;Hier ist mehr Licht im Tunnel“, kommentiert Sparkassen-Vorstandschef Peter Becker die Ergebnisse. Geantwortet haben aus dem Bereich Handel 72 Unternehmen mit rund 1.700 Mitarbeitern, beim Dienstleistungssektor sind es 114 Betriebe mit knapp 2.700 Beschäftigten. Rund ein Viertel der Händler aus dem Bereich Groß- und Einzelhandel bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als positiv, 32 Prozent hingegen als schlecht. Nur rund 55 Prozent der Einzelhändler sprechen aktuell von einer befriedigenden Geschäftslage. Konsumenten halten Geld zusammen &bdquo;Die gesamtwirtschaftliche Geschäftslage drückt auf die Geschäftslage in den einzelnen Handelsstufen“, so Becker. &bdquo;Die Konsumenten halten in dieser schwierigen Lage ihr Geld lieber zusammen und verzichten auf größere Anschaffungen.“ Sowohl der Groß- als auch der Einzelhandel schauten pessimistisch auf die kommenden zwölf Monate. Nur 13 Prozent der Firmen wollen ihre Investitionen ausweiten. Die Situation bei den Dienstleistern ist derzeit noch auf einem positiven Niveau, so der Sparkassen-Chef. Die Erwartungen der Branche für das kommende Jahr sind aber ebenfalls negativ. &bdquo;Wenn wir die aktuellen Herausforderungen meistern wollen, brauchen wir mehr politischen Mut. Dazu gehören unter anderem der aktive Bürokratieabbau sowie eine wirtschaftsfreundliche Steuer- und Energiepolitik.“

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