Nach Affen-Graffiti in Herford: Was Hausbesitzer dagegen tun können

Herford. Graffitis an Hausfassaden sind oft ein Ärgernis für Besitzerinnen und Besitzer. Der Künstler Zike hat in Herford an verschiedenen Standorten seine Kunstwerke mit Kleber an den Hauswänden angebracht. Durch die Aktion ist beispielsweise an der Fassade des Eingangs am Tierpark ein Schaden entstanden. Doch wie sollten die ersten Schritte nach einem unerlaubten Graffiti an der eigenen Hauswand sein? Rechtsanwalt Jan-Wolfgang Hecker aus Herford erklärt, was Hausbesitzer tun können. Die ersten Schritte Nach einem Graffitifund sollte der erste Schritt des Hausbesitzers sein, zur Polizei zu gehen. Es handele sich um eine Sachbeschädigung, die strafrechtlich und zivilrechtlich verfolgt werden müsse. Für den Ausgleich des Schadens sei eine Anzeige bei der Polizei unbedingt notwendig. &bdquo;Die Versicherung braucht immer eine Anzeige bei der Polizei, um den Schaden zu bezahlen“, sagt Hecker. Grundsätzlich seien die Aussichten auf Entschädigung durch den Täter selbst aber gering. &bdquo;Es werden nur etwa 20 Prozent der Täter gefunden“, sagt Hecker. &bdquo;Selbst wenn ein Täter gefunden wird, wird der Hausbesitzer nur für den wirtschaftlichen Schaden am Haus entschädigt.“ Das heißt: Die Rechnung für die Ausbesserung werde zwar beglichen, der Geschädigte wird aber nicht weiter kompensiert. &bdquo;Man kann vielleicht mit 30 Euro für den eigenen Aufwand rechnen“, sagt Hecker weiter. Lohnt sich ein Anwalt? &bdquo;Es handelt sich immer um eine individuelle Geschichte“, sagt Hecker. Einen Anwalt sollten Hausbesitzer besonders dann aufsuchen, wenn ein großer Schaden entstanden ist und der Täter auch gefunden wurde. Aber selbst dann sollten die Geschädigten gemeinsam mit dem Anwalt abwägen. &bdquo;Es handelt sich immer um eine individuelle Geschichte. In manchen Fällen lohnt sich ein weiteres Vorgehen einfach nicht“, sagt Hecker. Was können Hausbesitzer tun? &bdquo;Ein Tor zum Abschließen des Grundstücks ist natürlich immer ein guter Schutz. Aber gerade in Stadtgebieten ist das oft schwierig“, sagt Hecker. Es gebe generell aber zwei Dinge, die Hausbesitzer tun können, um sich vorbeugend vor Graffitis zu schützen. Zum einen ist ein spezieller Anstrich möglich, der das Abwaschen von Graffitis einfacher macht. Die teure Farbe lohnt sich laut Hecker besonders für Häuser in zentraler Lage. Eine zweite Möglichkeit für Hausbesitzer wäre, das eigene Haus mit Kameras zu überwachen &bdquo;Eine Videoüberwachung ist aber nur eingeschränkt möglich“, sagt Hecker. Man dürfe nie den öffentlichen Raum filmen, Bürgersteige oder Straßen sind also tabu. Auch ein Hinweisschild müsse in diesen Fällen angebracht werden. &bdquo;Innerstädtisch ist die Maßnahme also in den meisten Fällen nicht möglich“, sagt Hecker. Wann wird das Sprühen zur Straftat? Doch was müssen Künstlerinnen und Künstler beachten, um gar nicht erst straffällig zu werden? Die Neue Westfälische hat mit dem Rechtsanwalt Patrick Gau über mögliche Konsequenzen und das richtige Verhalten für Künstlerinnen und Künstler gesprochen. Gau ist Fachanwalt für Strafrecht mit Schwerpunkt auf Graffiti und Betäubungsmittel. Generell stellt das Sprühen von Graffitis an Hauswänden eine Straftat dar. Spricht der Künstler sein Vorhaben vorher mit dem Hausbesitzer ab und bekommt eine Genehmigung, wird die Aktion legal. Eine Straftat liegt erst dann vor, wenn das &bdquo;unbefugte, nicht nur vorübergehende und nicht nur unerhebliche Verändern des Erscheinungsbildes’ einer Sache“ geschieht. Sprich: Der Künstler verändert das Aussehen des Gebäudes dauerhaft und gravierend. Kann der Hausbesitzer das Erscheinungsbild nicht ohne viel Aufwand wiederherstellen, macht sich der Künstler strafbar. Das Anbringen eines Kunstwerks mit einer Schnur stellt also weniger eine Straftat dar, als das Anbringen mit Kleber. Bereits das Anbringen von Stickern oder Stencils, also das Sprühen mit Schablone wie es beispielsweise der britische Künstler Banksy macht, ist strafbar. Auch das sogenannte &bdquo;Reverse Graffiti“, also das Reinigen bestimmter Flächen mit einer Schablone und einem Hochdruckreiniger, kann als Straftat angesehen werden. Welche Strafen drohen? Sachbeschädigung durch Graffitis an sich sei ein Delikt, das mit einer Maximalstrafe von zwei Jahren Freiheitsstrafe pro Fall bestraft werden kann. Seltener endet die Straftat für einen Künstler aber im Gefängnis. &bdquo;Mir sind wenige Fälle bekannt, in denen Graffitis als so böse vom Gericht empfunden wurden, dass eine Freiheitsstrafe verhängt wurde“, sagt Gau. Gau erinnert sich aber an einen Fall, in dem eine Freiheitsstrafe ausgesprochen worden sei. Beim Augsburger Blumenmaler aber wurde ein solches Urteil ausgesprochen. Im Fall aus Augsburg hatte der Künstler einen Schaden von etwa 11.000 Euro verursacht und zu einem Jahr und zwei Monaten im Gefängnis verurteilt. Der Anwalt rät angeklagten Graffiti-Künstlern, sich umgehend einen Anwalt zu suchen. &bdquo;Die wenigsten Polizisten, die ich in den letzten 18 Jahren kennengelernt habe, haben sich als Kunstliebhaber entpuppt“, sagt der Anwalt. Man solle besonders aufpassen, um sich nicht ähnliche Graffitis zuschreiben zu lassen. &bdquo;Denn häufig fühlen sich Polizisten als Pseudo-Sachverständige, die anhand von vermeintlichen Regeln in der Szene dem Betroffenen plötzlich ganze Reihen von anderen Bildern zuordnen, weil der Stil oder die Farben oder die ’Tags’ ähnlich sind.“ Die Geldstrafe könne so schnell in einer mittleren fünfstelligen Summe enden. Im Falle des Künstlers in Herford bedeutet die Beschädigung des Putzes laut Gau neben der &bdquo;Erscheinungsbildänderung“ durch das Anbringen des Graffitis auch, dass eine klassische Sachbeschädigung stattfand. Patrick Gau rät Graffiti-Künstlern also unbedingt vorher mit Hausbesitzern zu sprechen und um Erlaubnis zu fragen, damit sie nicht straffällig werden.

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