Abschied

Herford sagt bekannter Herforderin „Adieu“

Erika Wiemann war stadtweit bekannt – auch wegen ihrer besonderen Outfits. Vor Kurzem ist sie gestorben. Es gibt die Möglichkeit, sich zu verabschieden.

Erika Wiemann und Mathias Polster. | © Privat

Katharina Eisele
18.09.2024 | 18.09.2024, 17:23

Herford. Am 7. August ist ein „Herforder Urgestein“ verstorben: Erika Wiemann, 81 Jahre alt, prägte das Stadtbild über Jahrzehnte. „Es gibt so viele verrückte und liebevolle Geschichten über sie. Daher wollen wir uns gemeinsam an Erika erinnern“, sagt Mathias Polster, der sie gemeinsam mit anderen Herfordern bis in ihre letzten Jahre im Pflegeheim regelmäßig besucht hat.

„Viele haben ihre Erfahrungen mit ihr gemacht, der unübersehbaren Frau, die als bunter Farbtupfer, in farbigen Kostümen, manchmal blinkendem Haarreif bis nach Mitternacht durch die Straßen der Stadt zog“, sagt Polster, der sich gerne an sie erinnert. Wiemann verkaufte mit einem kleinen Bauchladen allerlei Krimskrams und zog damit durch die Straßen. Er kenne niemanden, der mit solchem Erfolg Werbeartikel verkauft hat. Kugelschreiber, Streichholzheftchen, Luftballons, einfache Kalender, Schlüsselanhänger, Gummibärchen, Sonnenbrillen.

Am 17. Januar 1943 wurde Erika Wiemann im Kreis Herford geboren. Schon als Kind war sie nach einem Unfall beeinträchtigt. Viele Jahre lebte sie als erwachsene Frau in verschiedenen Pflegeeinrichtungen. Als 1982 der Verein „Die Klinke“ gegründet wurde, der psychisch kranken Menschen Unterstützung anbot, gehörte Wiemann zu den ersten Klientinnen, die betreut wurden.

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Mit einem Bauchladen unterwegs

Um sich ihre Rente aufzubessern, zog sie später durch die Innenstadt und sprach Passanten an: „Haste mal `ne Mark?“ Ein Wendepunkt für ihre Bekanntheit in der Stadt war wohl die Begegnung mit dem Schneidermeister Adan Karahan. Er traf Erika zufällig und bot ihr an, sie besonders einzukleiden. Schon bald trug sie auffällig bunte Gewänder, manchmal passend zur Jahreszeit als Weihnachtsmann oder Osterhase.

„Als ich Erika 1993 kennenlernte, war sie bereits stadtbekannt. Seit damals haben wir uns immer kurz unterhalten, wenn wir uns trafen“, sagt Polster. Sie war großer Fan der Herforder „Kakadu-Combo“, die sich Anfang der 1980er Jahre gründete und regelmäßig in Herford auftrat. Wiemann stand immer ganz vorne im Publikum.

Taxifahren wurde Erikas Hobby. Zu ihrem engen Bekanntenkreis gehörten Taxifahrer, die sie für kleines Geld durch die Gegend transportierten. Hatte sie einige Geldstücke zusammen, ging sie zum Bahnhof und ließ sich am liebsten von Charly fahren. Daraus entstanden wohl Freundschaften, denn oft wurde sie weiter gefahren, als es ihre Münzen eigentlich ermöglichten. Im Laufe der Zeit erweiterte sie so ihr Einzugsgebiet bis nach Bünde, Löhne, Bad Salzuflen, dann weiter bis Bad Oeynhausen und sogar nach Minden.

Veranstaltung zum Abschied

2015, mit etwas über 70 Jahren, wurde der Alltag für Erika zunehmend beschwerlicher. Um ihr den Lebensabend zu erleichtern, zog sie in das Seniorenzentrum des Salze-Stifts in Bad Salzuflen, wo sie ihre letzten Jahre verbrachte.

Am Sonntag, 22. September, um 18 Uhr haben alle Herforder die Möglichkeit, sich von Erika Wiemann in der Petrikirche am Wilhemsplatz zu verabschieden. Einige ihrer Weggefährten werden dabei sein, erzählen und Musik machen. Es werden Spenden für die Klinke gesammelt, um den betreuten Menschen ein „schönes Abenteuer“ zu ermöglichen. „Wohin es geht, entscheidet am Ende der Geldbeutel“, sagt Polster.